Es ist wie in einem schlechten Theaterstück: Da gibt es wichtige vakante Vorstandsstellen und keine davon kann besetzt werden, weil es „Abstimmungsschwierigkeiten“ gibt. Schon im Juli wurde eine Aufsichtsratssitzung vertragt und auch am 19. Oktober kamen die Chefs der Deutsche Bahn nicht zusammen – wieder vertragt. Hauptsächlich wegen der Diskussion um den neuen Logistik-Vorstand Jürgen Wilder (lesen Sie hier mehr über die Problematik um Wilder). Doch warum nicht schon den Digital-Vorstandsposten besetzen, der so dringend nötig ist? Vor allem, für Reisende ein wichtiges Thema.
Egal ob telefonieren, oder im Internet surfen: Bei der Bahn geht beides nur so halb. Eine Reise mit der Deutschen Bahn fühlt sich immer noch wie 1999 an. Obwohl die Pendlerzahlen weiter steigen und viele Arbeitnehmer die kostbare Zeit in der Bahn für ihre Arbeit nutzen wollen, ist dies nicht in jedem Zug möglich – und wenn doch, funktioniert es meist nicht gut. Wlan ist anscheinend ein hohes Gut für die Deutsche Bahn. Ein Buch lesen und schlafen geht indes ganz wunderbar.
Politik und Konzern: Keine gute Kombi
In die Debatte um den vakanten Posten brachte sich auch schon Mitte des Jahres Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) ein: „Ich bin dringend dafür, dass beide Vorstandspositionen mit Frauen besetzt werden“, sagte Zypries auf Nachfrage des Handelsblatts. „Ich bin ja nicht mehr im Aufsichtsrat der Bahn, aber ich könnte Ihnen durchaus Namen nennen. Es gibt genug qualifizierte Frauen.“
Doch nun steht eine neue Regierung vor der Tür und so muss der künftige Bundesverkehrsminister und die neue Regierungskoalition die Altlasten von Herrn Alexander Dobrindt (CSU) aufräumen und endlich die Vorstandsposten bei der Deutschen Bahn besetzen – aber das kann dauern. Koalitionsverhandlungen wirken sich jetzt schon auf den Staatskonzern aus.
Eine Kandidatin gibt es
Es gibt sogar die perfekte Kandidatin, doch bis jetzt hat sie keiner berufen, obwohl sie für die meisten Mitarbeiter der Deutschen Bahn hervorragend passt: Dr. Sabrina Jeschke ist in Schweden geboren, eine deutsche Universitätsprofessorin für Maschinenbau, die Physik, Mathematik und Informatik studiert hat. Sie gilt als „Schwergewicht“ im Bereich Digitalisierung und könnte der Deutschen Bahn so gut helfen. Doch der größte Staatskonzern lässt sich Zeit, obwohl diese tickt. Gerade in Schweden und anderen Ländern ist die Digitalisierung im Bahnsegment fortschrittlicher als bei uns. Vielleicht sollte man endlich Unternehmer anstatt Politiker ranlassen, damit die Deutsche Bahn endlich in die Zukunft fahren kann.