„Konferenzen”, wie man sie in Deutschland erlebt, sind oft verstaubt und schaffen es selten, einen bleibenden Eindruck beim Besucher zu hinterlassen. Die Online Marketing Rockstars aber können das. 2000 innovative Marketer kommen in diesen Tagen zusammen, um diesem Spektakel beizuwohnen.
Was aber macht dieses Event so besonders? Allein die Tatsache, dass man ein Schiff nehmen muss, um zur Konferenz zu reisen, ist mehr als cool. Schon auf der Fahrt zum Stage Theater in Hamburg, bekannt durch das „König der Löwen“-Musical, bekommt man eine Einweisung, wie man sich registriert und wo zum Beispiel der Pressebereich liegt. Das Gebäude beeindruckt durch seine Größe; die Vorträge finden in einem Saal für mehrere tausend Leute statt– eben wie in einem Musical.
Wer ist das Publikum?
Stylische junge Menschen, aufgebrezelte Frauen auf High Heels, Hipster mit Bärten und Hornbrillen und Nerds mit zerrissenen Jeans, formen das recht junge Publikum. Nur wenige Anzugträger haben sich unter die Gäste gemischt, vor allem die Speaker, so wie Pinterest-Gründer Evan Sharp, tragen Jacket. Hier kann jeder sein, wie er will. Die Kleider sagen nichts darüber aus, wieviel Erfahrung und Wissen jemand im Gepäck hat.
Begeisterungsfähige Speaker
Konferenzen brauchen aber auch immer hochwertigen Input – und davon gibt es hier jede Menge. Schon als die Marketing Rockstars noch in der Großen Freiheit in Hamburg auf der Reeperbahn gastierten, hatten es die Speaker in sich.
Sie reden nicht nur pausenlos davon, wie erfolgreich sie sind – sie lassen den Zuhörer vor allem hinter die Kulissen blicken, um einen Einblick in ein sonst sehr verschlossenes Unternehmen zu bekommen.
Gäste wie Gary Vaynerchuck begeistern dabei junge Marketer mit ihren innovativen Ideen. Der New Yorker hat aus einem kleinen Weinladen einen der wichtigsten Online Shops für Wein in den USA gemacht und ist gleichzeitig erfolgreicher Bestseller-Autor.
Evan Sharp von Pinterest erzählt Interview auf der Bühne, was es demnächst neues bei Pinterest geben wird. Interne Infos plaudert der Mittzwanziger munter aus.
Lovoo-Gründer Benjamin Bak quatscht danach locker flockig über sein Startup und reißt Witze über sein „schlechtes Deutsch“ – das Startup sitzt in Dreden. 2011 haben die Brüder Benjamin und Björn Bak mit 6 weiteren Co-Gründern aus Dresden Lovoo aus der Idee entwickelt, das Prinzip von ortsbasierten Diensten auf das Flirten zu übertragen.
Ebenfalls mit großer Spannung zu erwarten dürfte das Panel von Teja Töpfer sein, Co-Founder und CEO bei facelift. Diese Firma hat in nur 3 Jahren die auf jeden Fall europaweit führende SaaS-Lösung für Social Marketing mit Schwerpunkt auf Facebook aus dem Boden gestampft.
Die Moderation
„Mach dir kein Stress, sprich gern auf deutsch, auch wenn du aus Dresden kommst“ oder „hau rein, wir sind doch hier ganz locker“. Witze und Sprüche sind an der Tagesordnung _ kein bisschen überzogenes Fachgerede oder Vorträge, die keiner versteht. Die Moderatoren setzen auf freundschaftliche Kommunikation und beziehen das Publikum oft mit ein.
Expo: Harvard-Professoren und neue Technologien
Zusätzlich zur Konferenz veranstaltete das „Rock am Ring” der Online-Marketing-Branche am Donnerstag erstmals eine Expo. Mehr als 80 Unternehmen aus den Bereichen Adtech und digitales Marketing präsentierten ihre Services und Technologien. Zudem konnten Besucher in Masterclasses Praxisimpulse von Harvard-Professoren und Top-Entrepreneuren erhalten.
Perfekte Organisation
Das Organisationsteam um Philipp Westermeyer lässt sich jedes Jahr neue Dinge einfallen. Dieses Jahr gibt es passend zum Vortrags-Rock’n’Roll in Theateratmosphäre Popcorn, Hot Dogs und Currywurst.
Und auch musikalisch ist bei den Online Marketing Rockstars immer etwas los. Eigentlich sollte Iron Maiden-Sänger Bruce Dickinson das Abschlusskonzert liefern. Der musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. Gemunkelt wird, dass Udo Lindenberg zum Abschluss der zwei Tage die Bühne rocken wird. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, ist die Stippvisite bei den Marketing Rockstars für die Veranstalter ein teurer Spaß: Unter einigen 10000 Euro sind bei Künstler vom Format Lindenbergs auch Kurzauftritte nicht zu haben. Die Macher der innovativen Messe sind für solche Extravaganzen bekannt, hatten sie doch mit Jan Delay im vergangenen Jahr ein ähnliches Show-Kaliber am Start – für die „Rockstars“ gehören solche Highlights wie selbstverständlich zum Markenaufbau des noch jungen Szene-Treffs der Branche. Dazu gehört viel Mut, denn auch die internationalen Hochkaräter unter den Referenten sind nur mit hohen Summen nach Deutschland zu locken. Und auch die Afterparty im Übel&Gefährlich ist tatsächlich nach fünf Jahren schon legendär. Das bislang uneinholbare Marketing-Messe-Flagschiff dmexco hat hier eine interessante Konkurrenz „von unten“ bekommen.
Für leichte Dekadenz haben die Veranstalter auch gesorgt: Da wird auch mal ein Speaker mit dem Helikopter eingeflogen oder eine Bar auf die Bühne gestellt. Ein guter Drink hat ja bekanntlich noch Niemandem beim Reden geschadet – wie bei echten Rockstars eben.