Ein Gastbeitrag von Andreas Liehr, Geschäftsführer von Huth + Wenzel
Das Medienverhalten potenzieller Mitarbeiter ist einem ständigen Wandel ausgesetzt. Waren die Online-Stellenausschreibung und das digitale Bewerbungsformular gerade noch innovativ, sind sie inzwischen bereits notwendiger Standard. Grund dafür ist die Generation Z, die quasi mit dem Smartphone in der Hand zur Welt kam und nun ins Berufsleben einsteigt oder mittendrin steht. So findet heute schon ein großer Teil der Jobsuche mobil statt, was gravierende Änderungen in der Ansprache von potenziellen Kandidaten mit sich bringt.
Mobil optimierte Stellenanzeigen auf der eigenen Karriereseite und in Jobbörsen sind bereits üblich. Eine aktuelle Studie zeigt, dass fast 80 Prozent der untersuchten 160 DAX-Unternehmen erste Optimierungen – wie ein responsives Design und große Klickflächen – durchgeführt haben. Immerhin, doch das alleine reicht nicht: Was den meisten noch fehlt, ist ein mobil optimierter Bewerbungsprozess. So verlieren Unternehmen Bewerber durch eine inkonsistente mobile Anpassung des Bewerbungsverfahrens an die Bedürfnisse der jungen Zielgruppe. Demnach werden sich nur diejenigen Unternehmen, die auch das veränderte Nutzungsverhalten ihrer Kandidaten begreifen, im Zuge des digitalen Wandels durchsetzen können. Diese vier Tipps gilt es zu dabei beachten:
1. Bewerbungsprozesse verschlanken
Um den Bewerbungsprozess „mobile-friendly“ zu gestalten, sollten HR-Manager die Inhalte reduzieren, damit Interessierte die Bewerbung in wenigen Schritten durchführen können. Der Upload großer Dateien und ausführliche Formulare sollten vermieden werden. Stattdessen ist es sinnvoll, innovative Touchpoints über Apps oder Social Media-Kanäle bereitzustellen, denn Mobile- und Social Recruiting gehören zusammen.
Beim Social Recruiting gibt es neben den Karriereportalen Xing und LinkedIn diverse Möglichkeiten, die Generation Z zu erreichen. So haben es Aktionen via Facebook, Snapchat oder auch Tinder geschafft, die Aufmerksamkeit junger Bewerber zu erlangen. Letztere konnten sich auch gleich über die sozialen Netzwerke direkt bewerben. Einen Schritt weiter geht beispielsweise die App eines Berliner Startup: ‚Truffls’ importiert Xing- und LinkedIn-Daten und die Bewerbung nach dem ‚Tinder-Prinzip’, also einem Swipe links oder rechts, kann beginnen. Oder das Startup Talentcube: Die App ermöglicht es Unternehmen, Video-Bewerbungen durchzuführen.
3. Flexible Strukturen schaffen
Vernetzung, Transparenz und Flexibilität sind für die Generation Z entscheidende Filter bei der Auswahl des Arbeitgebers. Lebens- und Arbeitswelten fließen ineinander. Dementsprechend sollten nicht nur die Touchpoints angepasst werden, sondern auch inhaltliche Themen wie beispielsweise flexible Unternehmenskulturen, Work-Life-Balance, Vielfalt und Diversität der Arbeitsverhältnisse von Anfang an in das Mobile-Kommunikationskonzept einfließen. Dabei geht es nicht nur um den kommunikativen Change – dieses Prinzip muss vielmehr für die gesamte Unternehmenskultur verinnerlicht werden, um im ‚War for Talents’ langfristig zu punkten.
4. Die Zukunft im Auge behalten
Die konstante Zunahme von technologischen Möglichkeiten wird die Prozesse der Mitarbeiterführung und -entwicklung auch zukünftig beeinflussen. Heute bewerben sich die Kandidaten über Snapchat, morgen möglicherweise schon mit einem Virtual-Reality-Video und übermorgen erscheinen sie vielleicht als Hologramm zum Bewerbungsgespräch. Denn das, was heute noch Zukunft ist, ist morgen Realität. Daher lohnt es sich, immer einen Schritt vorauszudenken.
Über den Autor: Andreas Liehr ist seit 2010 zusammen mit Huth + Wenzel Gründer Heinz Huth für die Geschäftsführung der Frankfurter Agentur verantwortlich. Vor seinem Einstieg bei Huth + Wenzel war der studierte Diplom-Kaufmann als Client Service Director bei BBDO / ECC sowie als Board Account Director bei D’Arcy in London tätig. Seit 2003 ist der aus Norddeutschland stammende Markenexperte für Huth +Wenzel tätig.