So schlecht ist es um die Digitalisierung in Deutschland gar nicht bestellt – zumindest, wenn man einer aktuellen Untersuchung des Verbands der Internetwirtschaft eco gemeinsam mit der Unternehmensberatung Arthur D. Little Glauben schenkt. In dem Report „Die deutsche Internetwirtschaft 2015-2019“ heißt es unter anderem, die Digitalbranche werde bis 2019 von heute rund 72 Milliarden auf ein Umsatzvolumen von 114 Milliarden Euro wachsen. Die Branche treibe damit Traditionsindustrien vor sich her, indem sie sechs- bis siebenmal schneller wachse als die deutsche Gesamtwirtschaft.
2028 zieht deutsche Internetwirtschaft an Automobilbranche vorbei
In ihren Prognosen stützen sich die Autoren auf Vorhersagen des deutschen Wirtschaftswachstums durch die Bundesregierung, die für die Gesamtwirtschaft Wachstumsraten von 1,7 Prozent für 2016 und 1,5 Prozent für 2017 voraussagt.
„Bleiben die Wachstumsraten der einzelnen Wirtschaftszweige in den kommenden Jahren gleich – und momentan spricht nichts für große Veränderungen diesbezüglich –, dann wird die deutsche Internetwirtschaft bereits in fünf Jahren die Maschinenbauindustrie und die chemisch-pharmazeutische Industrie überholen“, erklärt Lars Riegel, Principal bei Arthur D. Little im Report. Im Jahr 2028 werde sie sogar die Automobilindustrie hinter sich lassen, die derzeit noch das größte Marktvolumen beisteuere.
Höhere Effizienz, doch Nachholbedarf bei Breitbandausbau bleibt
Auch der Arbeitsmarkt wird diesen Wandel zu spüren bekommen. Laut Studie sollen schon 2019 rund 332000 Menschen im Digitalsektor arbeiten, 2015 waren es 243000. Das entspricht einem Wachstum von mehr als acht Prozent. Dass das Wachstum hier hinter dem der Branchenumsätze zurückbleibt, sei ein Zeichen für zunehmende Effizienz, erklärt eco-Geschäftsführer Harald A. Summa.
Ungeachtet der optimistischen Ausblicke erinnern die Autoren auch an den digitalen Nachholbedarf Deutschlands. „Weil das Internet als Querschnittstechnologie für alle Branchen hoch relevant ist, wird die Bedeutung der Internetwirtschaft noch weiter zunehmen. In vielen Bereichen ist Deutschland allerdings international nicht Spitzenreiter, zum Beispiel beim Glasfaserausbau oder der Breitbandversorgung. Hier dürfen wir international nicht den Anschluss verlieren“, erklärt etwa Philipp Justus, Vice President DACH & CEF Google.
Der Studie zugrunde liegen Zahlen von Untersuchungen unterschiedlicher Marktforschungsinstitute und Veröffentlichungen des statistischen Bundesamts, der Bundesnetzagentur sowie Diensten wie Statista oder Destatis. Zusätzlich wurden Experteninterviews geführt. Die Ergebnisse stehen hier zum kostenlosen Download bereit.