Alibaba: „Wir haben beim Thema Zoll keine Probleme“ 

Der chinesische B2B-Marktplatz Alibaba will seine Marktmacht in Deutschland erhöhen. Wie kämpft die Handelsplattform gegen Amazon, Ebay und Co. ankämpfen? Wir haben mit Nik van der Beek, Head of Marketing DACH bei Alibaba, gesprochen. 
Alibaba Deutschland Nik van der Beek
Nik van der Beek auf der “Alibaba Live Innovation Summit” in Berlin, dem bisher größten Live-Event in Europa für Alibaba. (© (Screenshot / LinkedIn))

Herr van der Beek, kürzlich veranstaltete Alibaba in Berlin ein Innovation Summit mit dem Claim „Welcome to the Future of Digital Trade“. Wie sieht die Zukunft des digitalen Handels nach Vorstellungen von Alibaba aus? 

Unser Ziel war es immer, digitale Tools bereitzustellen, besonders für kleine und mittlere Unternehmen, die sonst keinen Zugang dazu hätten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir Plattformen und Services entwickelt, die den globalen Handel erleichtern. Die genaue Zukunft des digitalen Handels ist schwer vorherzusagen. Aber ein zentrales Thema ist die Vereinfachung des Zugangs zum globalen Handel, um die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen zu stärken. 

Seit 2018 fokussiert sich Alibaba auf den europäischen Markt und möchte hier insbesondere den direkten Konkurrenzkampf im E-Commerce mit Amazon Business und der B2B-Plattform auf Ebay aufnehmen. Wie unterscheidet sich die Marketingstrategie von Alibaba in Europa im Vergleich zu anderen Regionen? 

In China ist Alibaba sehr bekannt. Hier in Deutschland müssen wir zuerst erklären, wer wir sind und was wir tun, da Alibaba als B2B-Plattform noch nicht so bekannt ist wie unsere B2C-Angebote. Unsere Marketingstrategie hier konzentriert sich auf Aufklärung durch Events, direkte Gespräche und Social Media. Dabei nutzen wir Social Media vor allem, um potenzielle Kunden zu Events einzuladen und tiefere Interaktionen zu fördern, da unser Angebot erklärungsbedürftig ist.  

Auf welche Kanäle setzen Sie dabei? 

Wir setzen auf Kanäle wie LinkedIn und X, um B2B-Kunden zu erreichen. Außerdem nutzen wir E-Mail-Marketing, um detaillierte Informationen und Erfolgsgeschichten zu teilen. Auf Instagram und anderen Netzwerken sind wir präsent, um die Bekanntheit unserer Marke zu steigern und eine breitere Audience anzusprechen. Im Bereich E-Mail-Marketing setzen wir auf Direktmarketing und Newsletter, um gezielt Informationen und Updates an unsere Kunden zu kommunizieren. Diese E-Mails enthalten oft personalisierte Inhalte, basierend auf den Interessen und dem Verhalten der Empfänger. Zudem arbeiten wir eng mit lokalen Partnern und Verbänden zusammen, um unsere Reichweite zu vergrößern und spezifische Zielgruppen noch besser zu erreichen.  

Welche Herausforderungen sieht Alibaba derzeit im deutschen Markt?  

Eine große Herausforderung ist das Wachstum in einem Markt, der historisch gesehen vorsichtig und zurückhaltend ist. Der deutsche Mittelstand ist in der Digitalisierung oft zurückhaltend. Der deutsche Markt ist sehr speziell und erfordert eine angepasste Marketingstrategie, die auf die lokalen Gegebenheiten und kulturellen Unterschiede eingeht. Es ist wichtig, das Vertrauen der deutschen Unternehmen zu gewinnen und sie von den Vorteilen unserer Plattform zu überzeugen. 

Fehlendes Vertrauen gegenüber chinesischen Unternehmen ist nicht unbegründet. Zuletzt stand die E-Commerce-Plattform Temu in der Kritik, sie habe europäische Zölle umgehen wollen. Glauben Sie, dass die negative öffentliche Wahrnehmung von Temu auf Alibaba abfärben könnte? 

Natürlich machen wir uns Gedanken darüber. In der öffentlichen Wahrnehmung besteht oft eine Verwechslung zwischen verschiedenen Plattformen, insbesondere wenn sie aus dem gleichen Land stammen. Wir bemühen uns daher intensiv, unsere Marke klar zu differenzieren und unsere Mission deutlich zu kommunizieren. Wir legen großen Wert darauf, in unseren Marketing- und Kommunikationsstrategien Klarheit zu schaffen, um Missverständnisse zu vermeiden. Dazu gehört auch die Betonung unserer Rolle als B2B-Plattform. 

Wie begegnen Sie der Herausforderung, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, angesichts der allgemeinen Vorsicht gegenüber chinesischen Unternehmen?  

Vertrauen aufzubauen ist eine unserer größten Herausforderungen, insbesondere in Märkten wie Deutschland, wo es eine gewisse Zurückhaltung gegenüber chinesischen Unternehmen gibt. Wir arbeiten daran, diese Bedenken durch Transparenz, Compliance und enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern zu adressieren. Wir setzen auf direkte Kommunikation, Aufklärungsarbeit und maßgeschneiderte Lösungen, um die spezifischen Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen und Vertrauen zu gewinnen. 

Ist das Thema Zoll für Alibaba nicht relevant? 
 
Ich kann hier natürlich nur für unser Unternehmen sprechen. Wir haben beim Thema Zoll keine Probleme, da wir mit dem Zoll zusammenarbeiten und mit diesem im Rahmen des Import-One-Stop-Shop-Verfahrens Daten austauschen. Denn unser Fokus liegt auf Compliance und der Einhaltung aller relevanten Gesetze und Vorschriften.  

Welche Schritte unternimmt Alibaba im Bereich Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeit?  

Alibaba hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wir sind überzeugt, dass wir es erreichen können. Dieses Ziel ist fest in unserer Unternehmensstrategie verankert und wir arbeiten kontinuierlich daran, nachhaltige Praktiken in all unseren Geschäftsbereichen zu implementieren. Dazu gehört die Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks, nachhaltige Lieferketten und die Förderung von umweltfreundlichen Produkten auf unserer Plattform. 

Was sind die Vorteile für KMUs, Alibaba zu nutzen, im Vergleich zu anderen Plattformen wie Amazon? 

Alibaba ist die weltweit größte B2B-Plattform, die den Zugang zu den meisten Märkten und potenziellen Käufern bietet. Wir haben ein breites Portfolio an Produkten und Kategorien, wodurch wir eine führende Rolle im globalen Handel einnehmen. Unsere Plattform ermöglicht es, eine Vielzahl von Märkten zu bedienen und internationale Geschäfte abzuwickeln. Wir fokussieren uns auf den Großhandel und bieten spezialisierte Tools und Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind. 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.