Nehmen wir den Autobau: Die Stuttgarter Edelfahrzeugschmiede Daimler und der Ludwigshafener Chemiegigant BASF haben ihre Ideen für ganzheitliche Elektromobilität in einem Konzeptfahrzeug vereint. Ergebnis der technologischen Zusammenarbeit ist der “Smart forvision”, bei dem besonderes Augenmerk auf die Themen Energieeffizienz, Temperaturmanagement und Leichtbau gelegt wurde. Das Konzeptfahrzeug wird jetzt im September auf der 64. Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt der Weltöffentlichkeit vorgestellt.
Der Smart forvision sei ein beeindruckendes Beispiel dafür, was möglich werde, “wenn sich zwei führende Unternehmen aus völlig verschiedenen Branchen an einen Tisch setzen”, betonte ein beeindruckend begeisterter Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands der Daimler AG. Er ist verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung und fand es “spannend mitzuerleben, wie unsere Entwickler und Designer mit den Forschern von BASF kooperiert haben und so ein gemeinsames Fahrzeugkonzept entstanden ist, das einen richtungsweisenden Blick in die elektromobile Zukunft erlaubt“.
Auch Dr. Andreas Kreimeyer, BASF-Vorstandsmitglied und Sprecher der Forschung, hielt sich kaum mit seiner euphorischer Aufbruchstimmung zurück: „Durch die Kooperation mit Daimler ist es gelungen, einen ganzheitlichen Ansatz für eine urbane Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Darauf sind wir sehr stolz. Unsere Forschungsaktivitäten tragen einen wichtigen Teil dazu bei, dass Elektroautos bezahlbar, umweltfreundlich und nachhaltig sein werden.“
Insgesamt fünf automobile Weltpremieren haben die Forscher und Entwickler beider Unternehmen laut Daimler/BASF-Präsentation in dem Konzeptfahrzeug vereint: Transparente organische Solarzellen, durchsichtige organische Leuchtdioden, Vollkunststoff-Felgen, neue Leichtbaukomponenten in der Karosserie und infrarot-reflektierende Folien und Lacke helfen, den Energieverbrauch des Fahrzeugs zu senken und damit die Reichweite und den Komfort zu erhöhen.
Auch das zweite Gemeinschaftsprojekt befasst sich mit der Mobilität der Zukunft: Ein Flughafen ohne Schlangestehen, lange Wartezeiten und verwirrende Strukturen, wo von der Ankunft am Flughafen bis zum Boarding nur zehn Minuten vergehen: EADS Innovation Works (IW), das konzernweite Forschungsnetzwerk von EADS, und Altran, ein internationaler Beratungskonzern für Hightech und Innovation, arbeiten gemeinsam an Projekten zur Unterstützung langfristiger Entwicklungen in der Flugverkehrsindustrie. Eine Studie befasste sich kürzlich mit revolutionären neuen Konzepten für Flughäfen.
„Im Zentrum der neuen Flugverkehrskonzepte steht der Passagier – und mit ihm eine fluggastfreundliche Abwicklung und schlanke Prozesse. So trägt die Initiative auch den Namen ‚Friend-lean Airport of the Future‘, vom englischen ‚friendly‘ für ‚freundlich‘ und ‚lean‘ für ‚schlank‘“, schlug Guy Gallic, Leiter des Technical Capability Centre „Innovative Concepts & Scenarios“ bei EADS IW, neue Töne an.
„In Zukunft werden wir nicht mehr nur von Infrastruktur sprechen, sondern von einem umfassenden Reiseerlebnis von Tür zu Tür. Auf dem Weg hin zum reibungslos verbundenen Reiseerlebnis mit verschiedenen Verkehrsmitteln wird das Flughafenterminal eine schlanke Etappe sein“, setzte Sébastien Renouard, Executive Director AeroSpace & Defence International bei Altran, noch eins drauf.
Eins der zusammen erarbeiteten Zukunftskonzepte sieht den Flughafen von Morgen so: Der Flugbetriebsbereich liegt oberhalb der Terminals und der Passagierstrom durch die Terminals zum Flugzeug ist vertikal. Auf ihrem Weg vom Flughafeneingang bis zu ihrem Platz in ihrer Maschine nutzen die Fluggäste Wendelrampen, die alle Ebenen des Flughafens miteinander verbinden. Dieses Konzept konzentriert sich nicht nur auf infrastrukturelle Aspekte sondern auch auf die Führung der Passagiere durch ein „Augmented Reality“-Informationssystem (erweiterte Realität). Ein mobiles Gerät steht dabei in Verbindung mit dem Flughafennetzwerk. Es dient als tragbarer persönlicher „Führer“, der den Fluggästen dabei hilft, sich im Flughafen zurechtzufinden. Zudem sollen schlanke Sicherheitssysteme auf der Basis neuer Technologien eingebettet werden.
Ein weiteres Konzept ist von der Vision des erweiterten Flughafens geprägt, der im wahrsten Sinne des Wortes einen Service von Tür zu Tür anzubieten. Hierzu soll der Fluggast (oder nur sein Gepäck) direkt von seinem Wohnsitz oder seinem Arbeitsplatz abgeholt werden. Die Vision besteht in einer vollständigen Vernetzung der Flugverkehrs und des Flughafen mit anderen Transportmitteln.
“Weiter so, Gemeinschaftsinnovatoren!”, möchte man Daimler, BASF, EADS und Altran und anderen da zurufen. Zukunftsweisende Markenfirmen kooperieren heute wie selbstverständlich. Und das ist gut so. Gemessen werden sie allerdings an der erfolgreichen Umsetzung. Und da ist leider so manches Projekt in der Entwicklung stecken geblieben.
Über den Autor:
Thorsten Garber arbeitet als Redakteur bei der „absatzwirtschaft –Zeitschrift für Marketing“ und zeichnet darin für das Ressort „Global Marketing“ verantwortlich. Außerdem schildert er Verantwortlichen aus Marketing und Vertrieb im Trendgipfel-Blog neue Entwicklungen, die Unternehmen bei der Veranstaltung von Managementforum und Fachverlag erwarten und die sie nutzen sollten.