Von Sven Gábor Jánszky
Vor der Flüchtlingswelle haben wir Trendforscher prognostiziert, dass in den kommenden zehn Jahren 6,5 Millionen Menschen aus dem deutschen Arbeitsmarkt verschwinden. Vor uns stand eine Zukunft mit 2 bis 5 Millionen unbesetzbaren Jobs in Deutschland. Ich habe das Szenario in dem Buch „2025 – So arbeiten wir in der Zukunft“ bereits detailliert beschrieben. Eine Welt der Vollbeschäftigung, die wir durch den massiven Verlust an Arbeitskräften erleben werden, wird für die Unternehmen zur Katastrophe. Unsere Prognose zeigte einbrechende Bilanzen bei Unternehmen wegen Produktionseinbrüchen aufgrund fehlender Menschen. Wir erwarteten dass das gesetzliche Rentenalter über 67 hinaus auf 75 Jahre steigen würde. Wir prognostizierten dass deutsche Landstriche entvölkert und überaltert sein würden, weil die wenigen Jugendlichen entweder in die deutschen Metropolen oder ins Ausland streben.
Keine Angst und keine Vorbehalte
All diese Gefahren schwinden mit jedem jungen Flüchtling, der in Deutschland arbeiten, lernen und eine Zukunft aufbauen will. All jene Deutschen die heute Angst und Vorbehalte haben, werden schon in zehn Jahren von der Leistung dieser Flüchtlinge leben. Die älteren Deutschen werden schon mit 67 in Rente gehen können und nicht erst mit 75. Die jüngeren Deutschen werden erheblich weniger Steuern und Rentenversicherungsbeiträge zahlen müssen, als ohne Flüchtlinge.
Was Deutschland jetzt tun muss
Die richtige Strategie wäre es, gezielt ein großes Kontingent von vielen tausenden jungen Menschen aus Syrien, Afghanistan und den anderen Ländern nach Deutschland zu holen und mit großer Schnelligkeit zu integrieren. Als erstes sollte Studenten aus diesen Ländern die Möglichkeit gegeben werden, ihr Studium in Deutschland abzuschließen. Zudem sollten ausgebildete junge Fachkräfte aus diesen Ländern in Schnellkursen auf die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes trainiert werden. Selbstverständlich müssen sie die sofortige Studien- und Arbeitserlaubnis erhalten.
Zukunftsbewusste Einwanderungspolitik
Eine zukunftsbewusste Einwanderungspolitik darf sich nicht davor scheuen, zwischen nützlicheren und weniger nützlichen Flüchtlingen für die Entwicklung des Landes zu unterscheiden. Die Auswahl sollte bereits vor Ort in den Flüchtlingslagern und Erstaufnahmeländern im Nahen Osten erfolgen und damit einen legalen Weg zur Einreise nach Deutschland bieten. Diese Menschen, die einen wichtigen Teil der Zukunft Deutschlands sichern werden, sollten aus einem Flugzeug steigen und nicht aus Vieh-LKW oder von Todesschiffen. Selbstverständlich muss natürlich die humanitäre Katastrophe für „weniger nützliche“ Flüchtlinge gemildert werden, sowohl in den Aufnahmeeinrichtungen in Deutschland als auch in den Herkunftsländern.
Eine europäische Frage?
Wer beständig darauf hinweist, dass die Verteilung der Flüchtlinge nur durch einen europäischen Konsens zu lösen ist, der verkennt die große Chance, die sie vor allem für Deutschland bieten. Denn die Forderung nach einer gleichgewichtigen Verteilung in Europa versteht die Flüchtlinge nur als Belastung, die gleichermaßen getragen werden muss, nicht aber als Chance. Andere europäische Länder haben das demografische Problem auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht in diesem Maße, ziehen also keinen Nutzen aus einer umfangreichen Einwanderung. Deshalb sollte Deutschland die Situation nutzen und mit einer proaktiven Einwanderungspolitik den best ausgebildeten und vielversprechendsten Flüchtlingen eine schnelle Perspektive zu bieten.