Ziemlich beste Freunde

Die Beziehung zwischen Auftraggebern und ihren Agenturen hat sich in den letzten Jahren verbessert. Unser Kolumnist beschäftigt sich mit der Frage, welche Faktoren und Treiber sich auf diese Bewertung positiv ausgewirkt haben.
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Roland Bös ist Mitglied im Vorstand des GWA und Chief Growth Officer und Partner bei Scholz & Friends. (© Scholz & Friends (Montage: Olaf Heß))

Feedback in Beziehungen ist keine einfache Angelegenheit. Mal tut es weh, mal ist es unfair oder sogar peinlich. Nicht selten erzeugt es Abwehr oder schafft neue Spannungen. Der Agenturverband GWA hat sich der Herausforderung eines Feedbacks gestellt und wollte wissen, wie es um die Beziehungen zwischen Agenturen und ihren Auftraggebern wirklich steht und wie Kunden die Zusammenarbeit wahrnehmen. Denn die Gestaltung der Beziehungen ist ein zentraler Erfolgsfaktor.

Die Basis einer guten Zusammenarbeit ist die Kundenzufriedenheit. Da lassen die Ergebnisse der GWA Studie zu Agentur-Kunden-Beziehungen aufhorchen: 93 Prozent aller Befragten und sogar 95 Prozent der Unternehmen bewerten ihre eigenen Agentur-Kunden-Beziehungen als positiv. Das sind deutlich mehr als noch vor einigen Jahren.

Mehr Know-how und neue Offenheit im Auswahlprozess

Angesichts der für alle herausfordernden Zeiten und tiefgreifenden Veränderungen durch Pandemie, Inflation und Fachkräftemangel ist dieses Ergebnis alles andere als selbstverständlich. Und es passt in seiner repräsentativen Aussagekraft so gar nicht zu regelmäßig zu vernehmenden Unkenrufen. Umso interessanter ist, was die Mehrheit an ihren eigenen Agentur-Kunden-Beziehungen konkret schätzt und was Gründe für die Verbesserung der Zusammenarbeit sind.

Seit Jahren begleiten wir als GWA in Interviews, Publikationen oder auf Konferenzen den gestiegenen Diskurs zur Gestaltung des Auswahlprozesses zwischen Auftraggeber und Agentur. So spielt der traditionelle Pitch immer noch eine Rolle, aber neue Formate, bei denen die Persönlichkeit des agierenden Teams mindestens ebenso wichtig ist wie die Präsentation, nehmen zu. Sie machen die Agentursuche nicht nur effektiver, sondern sind auch die Grundlage für eine wertschätzende, längerfristige Zusammenarbeit.

Bekenntnis zu Kooperation – gemeinsam besser verstehen

Trotz und gerade wegen der gestiegenen Anforderungen, mehr Komplexität und Schnelligkeit in der Kommunikationsarbeit wird die Zusammenarbeit zwischen Agenturen und Kunden enger und professioneller. Denn beide verfügen über unterschiedliche Talente und Kompetenzen, die sich im besten Fall ergänzen. Die gute persönliche Ebene zwischen den Teams und der vermehrte Einsatz von kollaborativen Tools und Plattformen sind wesentliche Faktoren für eine bessere Kooperation. Auch der positive Ausblick auf die künftige Zusammenarbeit zeigt, dass sich Wertschätzung durch gemeisterte Krisen nicht verklärt, sondern – ganz im Gegenteil – steigt.

In der qualitativen Forschung wird deutlich, dass jede auf eine Krise folgende weitere Krise (Pandemie, Angriffskrieg in der Ukraine, wirtschaftlich schwächere Entwicklung) das Krisengefühl nicht mehr in dem Maße verstärkt, wie man hätte erwarten können. Die Wirtschaft befindet sich schon länger im Krisenmodus und die Beziehungen zwischen Kunden und Agenturen sind mehr als resilient.

Agenturen als Transformationspartner

Ein besseres Verständnis füreinander spiegelt sich auch in einem anderen Rollenverständnis wider. Als Sparringspartner sind Agenturen mehr denn je Partner auf Augenhöhe, mit denen Unternehmen gemeinsam Lösungen für vielfältige Herausforderungen erarbeiten. So schätzen 76 Prozent der Marketingentscheider*innen in Unternehmen Agenturen als wichtigen Partner bei Transformationsprozessen.

Kunden und Agenturen … es sind und bleiben eben ziemlich beste Freunde.

Roland Bös ist Chief Growth Officer und Partner bei Scholz & Friends. Der Kolumnist schreibt über Kollaborationen von Agenturen und Kunden.