Zeit für gute Nachrichten

Das Jahr 2001 war kein gutes Jahr, auch nicht für das E-Business. Das Schlimmste waren dabei nicht einmal die lauten Crashs am Neuen Markt oder das sang- und klanglose Abschalten von Angeboten, an die einst große Hoffnungen geknüpft wurden. Das Bitterste ist das Verschwinden des Internets aus dem öffentlichen Interesse.

Nach dem raschen Abklingen der Euphorie der späten 90er wurde bis zum Sommer des vergangen Jahres wenigstens noch laut lamentiert und dabei auch heftig über Sinn und Unsinn von Geschäftsmodellen im Internet gestritten. Mittlerweile aber haben sich die Medien wieder den alten Inhalten zugewandt: Rindfleisch, Metall und Baustoffe sind die Themen, die im Mix mit Begriffen wie Steuerlast, Rezession und Arbeitslosigkeit Geschichten machen.

Und dennoch gibt es etwas zu berichten. Auch wenn die Geschichten nicht mehr die ganz großen sind, so ist es doch eine Entwicklung zu verzeichnen, die bemerkenswert ist. TNS EMNID beobachtet seit mehreren Jahren kontinuierlich die Nutzung des Internets in Deutschland und in Kooperation mit den anderen Unternehmen der Taylor Nelson Sofres Marktforschungsgruppe in weltweit mehr als 30 Ländern. Unsere Beobachtungen geben dabei durchaus Anlass zu Hoffnung.
Mittlerweile wird das Internet in 37 Prozent der deutschen Privathaushalte regelmäßig genutzt. Das sind satte 7 Prozentpunkte Wachstum innerhalb eines Jahres, in dem die negativen Schlagzeilen die Diskussion um das Medium Internet dominierten.

Neben der Kommunikation per eMail und Chat, dem Spielen oder dem Abruf von Unterhaltungs- und Informationsangeboten gehört mittlerweile auch der Onlineeinkauf zum Standardrepertoire der Onlinegemeinde. Dies ist insbesondere in der Weihnachtszeit zu spüren. 42 Prozent der deutschen Onliner oder 10,6 Mio. Personen haben letztes Jahr zumindest einen Teil ihrer vorweihnachtlichen Besorgungen online abgewickelt. Schwer zu erklären ist der leichte Rückgang gegenüber dem Vorjahr um absolut etwa 400.000 Personen, zumal die Zufriedenheit der Käufer nach wie vor hoch ist. Denkbar, dass das ramponierte Image der Internetwirtschaft hier einiges an Vertrauen zerstört hat. Die überwiegend guten Erfahrungen der Kunden im letzten Jahr lassen dennoch auf gute Geschäfte in diesem Jahr hoffen. Allerdings muss der eCommerce einiges für seinen guten Ruf tun. Zeit für gute Nachrichten also!

Internet ist nicht mehr nur Buchladen

Eine gute Nachricht haben wir bereits: Der Handel im Internet ist längst nicht mehr nur ein großer Buchladen. Obwohl sich immer noch jeder zweite Einkauf um Bücher dreht, so haben doch gerade die hochwertigeren und preisintensiveren Produkte zugelegt. Am meisten macht sich das bei Elektronik bemerkbar. Die Umsatzrenner des stationären Handels wie DVD-Player und Handys haben also auch den Internethandel bestimmt. Rückläufig entwickelte sich hingegen der Handel mit Spielwaren im Internet. Nur noch knapp 15 Prozent der Onlineshopper (20 Prozent im Vorjahr) bestellten hier Weihnachtsgeschenke im Internet. Möglich, dass das Ausscheiden des einst großen Anbieters eToys zum Beginn des Jahres 2001 hier negativ zu Buche schlägt.

E-Shopping auf Vormarsch

Ein abschließendes Resumé des Weihnachtsshoppings im Internet des Jahres 2001 fällt schwer. Trotz aller negativen Schlagzeilen wächst die Anzahl der Onlinenutzer beständig und ist die Anzahl der eShopper nach wie vor hoch. Wir können also zumindest verhalten optimistisch sein. Bleibt nur, die Zusammenfassung der Ergebnisse des letzten Jahres erneut aufzugreifen: es wurde gut eingekauft, es wurde gut geliefert. Aber wurde auch gut verkauft? Und wer ist der eigentliche Gewinner? Am Ende möglicherweise wieder einmal nur die Post.

http://www.emind.emnid.de

____________________________________________________________________________________________

Autoren: Frank Wagner/Carsten Theisen
Die Autoren dieses Beitrages erreichen Sie telefonisch unter
040/236983-19 oder per eMail an frank.wagner@emnid.tnsofres.com.

Hintergrund

eMind@emnid befragte zwischen dem 25. Dezember 2001 und dem 3. Januar 2002 insgesamt 1284 Internetnutzer. Die Untersuchung wurde im TNS EMNID-Onlinepanel durchgeführt. Sowohl beim Panelaufbau als auch bei der Auswahl der Teilnehmer an dieser Befragung wurde dafür Sorge getragen, daß die Struktur der Befragten der aller deutschen Onliner entspricht. Die Ergebnisse sind somit repräsentativ für alle Internetnutzer in Deutschland.

eMind@emnid ist die Internetforschung von TNS EMNID, einem der
führenden Markt-, Media- und Meinungsforschungsunternehmen
Deutschlands. Neben der Durchführung von Onlinebefragungen hat sich
eMind@emnid auf Forschung rund um das Netz, die Motive für dessen
Nutzung und Nichtnutzung sowie Nutzer- und Nichtnutzerstrukturen
spezialisiert.