Von Nils Jacobsen
Keine großen Überraschungen bei der 26. Auflage von Apples Entwicklerkonferenz WWDC. Wie erwartet stellten Tim Cook und vor allem Software-Chef Craig Federighi Neuerungen der Betriebssysteme iOS 9, watchOS, und OS X 10.11, das unter dem Titel „El Capitan“ im Herbst auf den Markt kommt, vor. Auch wie erwartet bietet Apple Entwicklern zudem künftig die Möglichkeit, native Apps für die Apple Watch anzubieten – bislang ist die Existenz einer iPhone-App Voraussetzung.
Viele bekannte Features auf dem mobilen Betriebssystem iOS 9 sind laut Federighi smarter, schneller und einfach besser geworden: Die Karten-App Maps weist verbesserte Funktionalitäten inklusive der Integration der Abfahrtszeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln auf („Transit“). Der Notiz-App Notes spendierte Apple neue Features wie Erinnerungslisten oder Formatierungsoptionen, wie man sie von Evernote oder Microsofts OneNote kennt.
Neue Features in iOS 9: News-App, persönlicher Assistent Proactive und verbesserte Akkuleistung
Zudem launchte Apple mit Proactive so etwas wie eine Antwort auf Google Now: Die persönliche Sprachassistentin Siri soll auf Basis des gelernten Nutzerverhaltens buchstäblich „proaktiv“ antizipieren, was der Nutzer als nächstes vorhat und so etwa Playlisten vorschlagen oder etwa an Termine erinnern. Ebenfalls neu: Apple will in iOS 9 die Option „Low Power Mode“ anbieten, die die Akkuleistung mit einem Klick optimieren soll.
Wie das Techblog re/code bereits im Vorfeld berichtet hatte, stellte Apple ebenfalls eine News App vor, die stark an den Reader Flipboard erinnert – Apple News. Leser bekommen nach Interessen neue Artikel angezeigt, die sie mit einem Klick in den Social Networks teilen oder auch speichern können.
Apple News wird im Herbst als Teil von iOS 9 zunächst im englischsprachigen Bereich ausgerollt: in den USA, Australien und Großbritannien. Zum Start sind etwa die New York Times, Condé Nast, Time, CNN, Bloomberg und ESPN dabei. Ebenfalls neu: Der Bezahldienst Apple Pay wird im Juli in Großbritannien eingeführt.
Spotify-Killer Apple Music gelauncht
Und dann war da noch das erwartete „one more thing“: Apple kündigte 15 Jahre nach dem Start von iTunes seinen Musik-Streaming-Dienst an, der als „Apple Music“ ab dem 30. Juni in 100 Ländern der Welt (inklusive Deutschland) den Betrieb aufnehmen soll. Vorgestellt wurde Apple Music, das wie erwartet gegen eine Abo-Gebühr von 9,99 Dollar / Euro im Monat für einen Nutzer oder 14,99 Dollar / Euro im Monat für bis zu sechs Nutzer bezogen werden kann, von Beats-Mitbegründer Jimmy Iovine.
„Die Möglichkeiten, wie Leute es lieben, Musik zu genießen, werden in einer App vereint, die drei Dinge umfasst: ein revolutionärer Streaming-Dienst, ein weltweites Live-Radio und ein spannender Weg für Fans, mit Künstlern in Kontakt zu treten“, erklärte Iovine mit Referenz an Steve Jobs‘ iPhone-Keynote von 2007.
Wie erwartet hat Apple Music mit seinen Künstlerseiten „Connect“ Anleihen an das frühere Social Network Ping, während mit Beats1 ein globaler 24/7-Internetradiosender mit Star DJs etabliert wird. Die Wall Street zeigte sich dennoch komplett unbeeindruckt: Die Apple-Aktie gab wie in der Vergangenheit so oft nach einer Keynote leicht nach und schloss ein halbes Prozent schwächer bei 128 Dollar.