Ob bewusst oder unbewusst, hat der schwäbische Vorzeigeunternehmer Reinhold Würth sich bereits früh in seiner Unternehmensentwicklung aktiv um die Erfolgsfaktoren eines Unternehmens gekümmert, ohne die eine Marke im digitalen Zeitalter nicht mehr überlebensfähig wäre.
Damit meine ich nicht die Entwicklung des Logos. Ich meine die Themen, die im Unternehmen oft als die „weichen Faktoren“ bezeichnet werden: die Marke, die Positionierung dieser Marke, das Wertesystem dahinter, die Unternehmenskultur und die Prinzipien, nach denen man im Unternehmen mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und der Gesellschaft zusammenarbeitet. Diese Faktoren sind in ingenieurs- und faktengetriebenen Unternehmen nicht immer gern gesehen, weil sie so schwer greifbar wirken.
Dabei sind Marken die perfekten Instrumente, um genau diese weichen Faktoren zu beschreiben, messbar und dadurch managebar zu machen. In Zeiten des Überflusses und der begrenzten Kostensenkungspotenziale in der digitalen, kalten Welt werden diese Faktoren wiederentdeckt und von manchem Managementexperten gar als neue Bottom-Line des Unternehmenserfolgs angesehen.
Widerstandsfähige Weltmarken brauchen unverrückbare Handlungsrahmen
Würth spricht auf seiner Unternehmens-Website sehr offen über die besondere Unternehmenskultur, welche durch die Grundwerte Optimismus, Dynamik, Hochachtung vor den Mitarbeitern und ihren Leistungen sowie den aktiven Einsatz für die Kunden geprägt ist. Das Unternehmen nennt diese Grundwerte „den maßgeblichen Erfolgsmotor des Familienunternehmens“. Bettina Würth, Tochter des Gründers und Beiratsvorsitzende der Würth-Gruppe, sowie die Konzernführung führen diese Tradition fort und sorgen dafür, dass die Werte gelebt und weiter gefestigt werden.
Anders als in vielen Unternehmen steht nicht im Vordergrund, ein Unternehmen und seine Angebote zwanghaft zu verjüngen, zu digitalisieren und dafür den einen oder anderen Wert zu opfern. Es geht vielmehr darum, die Werte in sich ändernden Zeiten mit neuen Leistungen, Angeboten, Herangehensweisen und gegebenenfalls neuem Marketing neu aufzuladen.
Genau diesen Weg geht Würth. Die fest in der Marke verankerten, vom Unternehmer vererbten Werte und Prinzipien werden zum Handlungsrahmen für das gesamte Unternehmen. Dieser ist unabhängig davon, wie agil oder stabil sich das Unternehmen in sich ändernden Umfeldern entwickeln muss. So lange dieses Wertesystem vorgelebt, gelebt und erlebt wird, stiftet es Identität und gibt Orientierung bei der täglichen Erbringung von Spitzenleistungen in Form von überlegenen Produkten und Services. Das erzeugt automatisch Anziehung bei allen – Mitarbeitern, Kunden und anderen Anspruchsgruppen – die sich mit diesem Wertesystem identifizieren können.
Eben diese Orientierung manifestiert sich in der täglichen Zusammenarbeit bei Würth. Denn daraus leiten sich direkt die vier unumstößlichen Grundprinzipien ab, aus denen heraus bei Würth gehandelt wird: gegenseitiges Vertrauen, Berechenbarkeit, Ehrlichkeit sowie geradliniges Handeln nach innen und außen.
Die Erfolgsfaktoren in der digitalen Welt
Richtig interessant wird diese Art der Unternehmensentwicklung, wenn man sich mit den Erfolgsfaktoren der Top-Unternehmen aus der digitalen Welt, mit den Anforderungen der Millennials, der heute bestimmenden Arbeitnehmer-Generation, sowie mit den großen Themen der vergangenen Digital-, Marketing- und Kommunikationskongresse beschäftigt:
Als wesentliche Erfolgsfaktoren überlegener Unternehmen in der digitalen Welt werden ein klares Selbstverständnis, Kultur, Vertrauen und Geschwindigkeit angesehen. Wenn man das Vertrauen von Mitarbeitern und Kunden in unsicheren Zeiten gewinnen möchte, wird neben Kompetenz und Empathie unbedingt Integrität der Unternehmen und ihrer handelnden Personen notwendig. Denn nur wenn alle diese drei Aspekte vorhanden sind, lässt sich Vertrauen aufbauen.
Wenn man unter Integrität ein transparentes Wertesystem versteht, nach dem man all seine Entscheidungen, Maßnahmen, Botschaften und Signale ausrichtet, dann ist es genau das, was der Unternehmer Reinhold Würth in seinem Unternehmen geschaffen hat. Es ist ihm gelungen, seine Lebensleistung in seiner Marke zu speichern und damit sein unternehmerisches Testament zu manifestieren.
Laut dem Institut der Mittelstandsforschung IFM werden alleine im Jahr 2020 rund 120.000 Unternehmen an die nächste Generation oder an neue Eigentümer übergeben. Ob die unternehmerische Leistung dann mithilfe ihrer Marke weitervererbt wird, bleibt abzuwarten. Eine systematisch entwickelte Markenstrategie und professionelles Markenmanagement erhöhen die Chance realistisch.