Von Nils Jacobsen
Sir Martin Sorrell ist immer für Klartext bekannt. Der 73-jährige CEO des Werbekonglomerats WPP hat einen Treiber in Amazons ohnehin dynamisch wachsender Geschäftsentwicklung ausgemacht: Die Werbe-Sparte, die in den vergangenen zwei Quartalen erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Dollar durchbrochen hatte und zuletzt um beachtliche 58 Prozent gewachsen war.
„Am Ende des Tages wachsen sie unerbittlich“, erklärte Sorrell am vergangenen Freitag gegenüber dem Finanzinformationssender CNBC. Die zum Ritter geschlagene britische Werbeikone hatte zuvor gegenüber CNBC gewitzelt, Amazons Werbe-Sparte sei im Vergleich zum Anzeigengeschäft von Facebook und Google „ein Pickel“.
WPP fährt Anzeigenvolumen von Amazon um 50 Prozent hoch
„Das war ein bisschen unfair“, räumte Sorrell ein, „inzwischen ist es ein großer Pickel geworden – oder eine Beule“, erklärte der WPP-Chef und verriet, dass sein Werbenetzwerk das Anzeigenvolumen seiner Kunden bei Amazon in diesem Jahr um 50 Prozent hochfährt – von 200 auf 300 Millionen Dollar. Amazons Werbegeschäft dürfte entsprechend „brutal wachsen“, prognostiziert Martin Sorrell.
Allerdings: Der Abstand gegenüber den beiden Werbe-Giganten Google und Facebook ist weiter immens. WPP hat im vergangenen Jahr Anzeigen bei Facebook im Volumen von 2 Milliarden Dollar platziert und bei Google für Kunden sogar für 5 Milliarden Werbeplätze gebucht.
Amazons Werbeerlöse vier- bis fünfmal höher als Snaps
Vor einem Monat hatte Sorrell auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos erklärt, Amazon greife Google vor allem bei der gezielten Suche nach Produkten an. „55 Prozent der Produktsuche in den USA geht von Amazon aus. Das ist ein großes Fragezeichen für Google“, merkte Sorrell an.
Auch die Wall Street wird nach und nach mehr auf das Potenzial von Amazons Werbegeschäft aufmerksamer. In der vergangenen Woche prognostizierte Analyst Colin Sebastian vom Vermögensverwalter Baird, dass der E-Commerce-Gigant in diesem Jahr durch Werbeerlöse bereits zwischen drei und vier Milliarden Dollar erzielen dürfte – und damit vier- bis fünfmal mehr als Snap im Gesamtjahr 2017.