Hätten Sie es gewusst? Auf TikTok werden Videos nicht nur in hoher Frequenz konsumiert, sehr häufig wird auch gezielt nach Content gesucht. Innerhalb von 30 Sekunden nach dem Öffnen der App sucht fast jeder vierte TikTok-Nutzende (23 Prozent) etwas. Da scheint es nur konsequent, dass dieses Potenzial vermarktet wird. Im Herbst 2023 ermöglichte es die Kurz-Video-App erstmals, Anzeigen in den Suchergebnissen von TikTok zu schalten. Der sogenannte Search Ads Toggle wurde eingeführt, um die Reichweite von Kampagnen zu erhöhen. Er wird automatisch aktiviert, wenn Advertiser eine In-Feed-Kampagne erstellen. Mit den bereits existierenden Inhalten eines Werbetreibenden werden auf diese Weise automatisch Anzeigen erstellt und bei relevanten Suchanfragen neben den organischen Suchergebnissen an verschiedenen Stellen auf der Ergebnisseite eingeblendet.
Jetzt hat TikTok mit Search Ads Campaign eine neue Kampagnen-Art vorgestellt, die es ermöglicht, echte Keyword-basierte Anzeigen zu erstellen – so wie man es aus dem klassischen Suchmaschinenmarketing kennt. Wie bei Google & Co. können Advertiser Gebote und Budgets festlegen, anschließend werden bei relevanten Anfragen die Platzierungen versteigert. Werbetreibende können zwischen den Kampagnenzielen „Web-Conversion“ oder „Traffic“ wählen. Typische Search-Advertising-Komponenten wie ein Keyword-Vorschlagstool und die Möglichkeit, negative Keywords auszuschließen, hat TikTok ebenfalls an Bord. Aus Sicht des Nutzers bleiben die Anzeigen dieselben.
Search Advertising im Umbruch
Google ist dank seiner Suchanzeigen zum allumfassenden Tech-Giganten aufgestiegen. Hat TikTok ähnliche Ambitionen? Es dürfte spannend sein, zu sehen, wie groß das Search-Business auf TikTok werden wird. Angaben der Plattform-Betreiber zufolge verwenden bereits 57 Prozent der TikTok-Nutzer*innen die Suchfunktion. Allein in Deutschland wird die Plattform laut TikTok von 20,9 Millionen Menschen genutzt, weltweit sollen es mehr als 1,5 Milliarden sein. Zum Vergleich: Google wird Schätzungen zufolge weltweit von rund 4,3 Milliarden Menschen genutzt.
Doch auch wenn Google so schnell niemand das Wasser reichen kann: Die Suchlandschaft verändert sich. Erkenntnissen von TikTok zufolge soll bereits die Hälfte aller Menschen bevorzugt Produkte über Video- und Social-Media-Plattformen recherchieren, anstatt dafür traditionelle Browser zu nutzen. Und es gibt weitere Player im Markt, an die vor einigen Jahren noch nicht zu denken war: Rund um die Produktsuche hat Amazon bereits einen großen Claim abgesteckt und KI-Chatbots sind aktuell dabei, völlig neue Sucherlebnisse zu schaffen.
Schon gehört?
Während TikTok das Suchmaschinenmarketing ausbaut, widmet sich Meta dem Kinderschutz auf Instagram und kündigt Teen-Konten an. Diese Konten beinhalten diverse Schutzfunktionen und wurden von Instagram zusammen mit Eltern und Teenagern entwickelt. Es sind ausschließlich private Konten, denen man nur folgen kann, wenn der Konto-Inhaber damit einverstanden ist. Ebenso wird die Anzeige sensibler Inhalte eingeschränkt, es gibt einen Zeit- und Nachtmodus sowie erweiterte Funktionen zur Elternaufsicht. Im September starteten die Teen-Konten in Großbritannien, USA, Kanada und Australien. In Deutschland und der EU sollen sie noch in diesem Jahr eingeführt werden.
Nicht nur bei Teenagern sind Videos besonders beliebt. Sie werden im Social Web bevorzugt im Hochkant-Format präsentiert. Der Tech-Anbieter Outbrain möchte dies auch außerhalb der abgeschotteten Social-Media-Plattformen ermöglichen und hat Hochkant-Videos für das offene Internet angekündigt. Organische Videos oder auch Werbespots können mit einer neuen Lösung des Anbieters im vertrauten Social-Media-Look-and-Feel in Textbeiträge eingebettet werden. Navigiert wird per Swipe. Mit dem mobilen Videokonsum würden sich die Erwartungen der Nutzer*innen an Inhalte und Interaktionsmöglichkeiten ändern, begründet das Tech-Unternehmen seinen Vorstoß.
Übrigens: Mehr als 100 Unternehmen haben den EU-Pakt für künstliche Intelligenz (KI) unterzeichnet. Das ist lobenswert, denn diese Firmen haben sich damit freiwillig verpflichtet, die Grundsätze des KI-Gesetzes bereits vor dessen Inkrafttreten anzuwenden. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Amazon, Google, Microsoft und OpenAI. Hingegen sucht man Apple und Meta vergebens auf dieser Liste. Schade, aber sie gehören beim Thema KI ohnehin nicht zu den Vorreitern.
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!