Noch immer glauben viele Unternehmenslenkende, sie könnten sich mit ein bisschen Schadensbegrenzung durch die Klimakrise managen. Doch die größte Krise der Menschheit lässt sich nicht durch gute Intentionen, etwas mehr Vernunft und möglichst viel Bestandsbewahrung überstehen. Sorry, not sorry, liebe Entscheider*innen.
Der Versuch, möglichst lange möglichst viel vom “Heute” zu bewahren, wird scheitern. Denn bei der vor uns liegenden Veränderung geht es nicht allein um die Reduktion von Emissionen. Es geht nicht um die Entscheidung zwischen Hafer- und Mandelmilch oder das Verwenden von Recyclingdruckerpapier. Es geht um die Suche nach Möglichkeiten des regenerativen Wirtschaftens, also dem Prinzip des mehr Gebens statt Nehmens. Und es geht darum, Ressourcen in unser gesellschaftliches System zurückzuführen, ohne diese auszubeuten.
Mit diesen drei Hebeln beginnen Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsreise.
Ade Greenwashing und zurück zur großen Geste
Zweifellos müssen wir weg von austauschbarer, grün getünchter Kommunikation, die kleinteilige Produktattribute propagiert. Stattdessen sollten Unternehmen Marken wieder zu positiven Zukunftsentwürfen mit Mut zur großen Geste machen, die zum richtigen Handeln inspirieren. Oatly, Patagonia und Co. haben keine Fans, weil sie so grün sind, sondern weil sie einen nachhaltigen Lebensstil mit Esprit und Coolnessfaktor in ein soziales Versprechen einbetten. Dieses Potenzial gilt es zu bergen. Dazu sollten Unternehmen sich wieder trauen, über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu sprechen.
Arbeit als neue Energiequelle
Wir werden den Planeten nicht ehrenamtlich nach Feierabend retten können, wenn wir ihn zwischen neun und 17 Uhr weiterhin kollektiv zerstören. Deswegen ist es für Unternehmen zentral, Arbeit zu einem Ort werden zu lassen, bei dem man im Sinne sozialer Nachhaltigkeit nicht nur Energie lässt, sondern die Batterien auch wieder aufladen kann. Das funktioniert in Form von entgegengebrachter Wertschätzung, persönlichem Wachstum, Inspiration, Lebensfreude und Verantwortungsbewusstsein.
Alles ist Gestaltungsmasse, auch das KPI-System
Wie sollen Menschen das Richtige tun, während wir sie mit den bekannten Erfolgskriterien und Bonussystemen zum Gegenteil verführen? Nur wenn Unternehmen Nachhaltigkeit in die harten Strukturen – also ins Geschäftsmodell – integrieren, geben sie Menschen die Möglichkeit, in die gewünschte Richtung zu wirken. Mutige Vorreiter wie Edding schaffen den Sprung von „for-profit“ zu einem „profit-for“-Ansatz, bei dem Umsatz kein Selbstzweck ist, sondern ökonomisches Feedback auf ein sinnvolles Wirtschaften.
Unternehmensverantwortliche sollten aufhören, eine nachhaltige Zukunft als reine Schwundform der Gegenwart zu betrachten. Vielmehr gilt es in ihr die Möglichkeit eines besseren, innovativeren, bewussteren und vielleicht sogar glücklicheren “Morgens” zu erkennen. Schließlich werden die Wettbewerbsvorteile von morgen heute erschaffen – gerade im Bereich Nachhaltigkeit.
Für mich steht fest: Nur mit radikaler Konsequenz und Kreativität in der Veränderung wird uns der Wandel gelingen.