Wie sich Pinterest zur Shopping-Plattform entwickeln will

Wer über Social Media Produkte verkaufen will, muss an vielen Schrauben drehen. Dabei verfolgen Plattformen unterschiedliche Ansätze. Vier von ihnen stellen wir in unserer Serie zu Shopping-Features vor. Folge 3: Pinterest.
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Kurzer Weg zum Kauf: Über Mobile Deep Links kommt man direkt zur Warenkorb-Funktion. (© Pinterest)

Ist die Welt auch noch so düster, der Alltag trist – es gibt ja immer noch Pinterest. Die Foto- und Videoplattform steht wie kein anderes Social-Media-Netzwerk für Ästhetik und Harmonie. Fake News und Hate Speech sind weit weg, politische Anzeigen sind verboten, sogar Werbung zum Thema Gewichtsabnahme ist verbannt. Pinterest, so lässt das amerikanische Unternehmen immer wieder verlauten, ist ein positiver Ort, an dem sich alle wohlfühlen sollen. 

Und sie sollen sich inspirieren lassen. Bei Pinterest bekommt man Ideen für das neue Sommer-Outfit oder Anregungen für die Wohnungsreinrichtung – die natürlich im Idealfall zu konkreten Kaufentscheidungen führen. Die sollen nach Möglichkeit noch auf der App fallen. Pinterest hat die Marschrichtung klar vorgegeben: Man will eindeutig als Shopping-Plattform wahrgenommen werden. CEO Bill Ready betonte Anfang des Jahres, schon jetzt sähen 50 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer Pinterest als einen Ort zum Einkaufen. Und das sei erst der Anfang: Langfristig wolle man „jeden Pin shopple machen“, so Ready. Das gilt nicht nur für Fotos, sondern auch für Videos: Computer-Vision-Technologie soll demnächst helfen, Produkte in Videos zu markieren und ebenfalls direkt kaufbar zu machen. Pinterest werde damit eine Art „digitaler Basar“. 

Fast 18 Millionen Deutsche monatlich bei Pinterest 

Einen Teil des Weges dahin hat Pinterest schon geschafft. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Oktober 2022 fällt bei 12 Prozent der Personen, die über soziale Plattformen einkaufen oder sich dies vorstellen können, die Wahl auf Pinterest. Nur Facebook (47 Prozent) und Instagram (34 Prozent) liegen höher. Aktuell zählt Pinterest in Deutschland laut Nielsen rund 17,8 Millionen monatliche Besucher. 

Wie geht man als Werbungtreibender am besten vor? Wer über Pinterest verkaufen will, sollte seinen gesamten Produktkatalog hochladen und damit für verschiedene Aktivitäten nutzbar machen. Neuerdings lassen sich auch Reisekataloge integrieren. Nach dem Upload erstellt Pinterest aus jedem touristischen Angebot einen dynamischen und kaufbaren Produkt-Pin mit relevanten Buchungsinformationen. Wer bereits eine E-Commerce-Plattform von Drittanbietern wie Adobe, Salesforce, Shopify oder WooCommerce nutzt, kann sein Pinterest-Profil schneller einrichten. Der bestehende Shop wird mit einem Pinterest-Unternehmenskonto verknüpft, der gesamte Produktkatalog in Produkt-Pins verwandelt. Der gesamte Prozess gestaltet sich einfacher, wenn man die 2022 eingeführte Shopping-API von Pinterest einsetzt. 

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Pinterest goes Touristik: Auch Reisekataloge lassen sich jetzt auf Pinterest platzieren. (© Pinterest)

Auf dieser Basis lassen sich dann Kampagnen mit Shopping-Anzeigen steuern, die Informationen über Preise, Verfügbarkeit und Bewertungen enthalten. Ebenfalls im Angebot sind Collection Ads, die über Slideshows und andere Features eine Reihe von Produkten zeigen. Wie sich die Anzeigen auf den Abverkauf im eigenen Shop auswirken, lässt sich über die Conversion-API von Pinterest messen.  

Das Unternehmen ist kontinuierlich dabei, die Shopping-Funktionen zu optimieren. Im September wurden die neuen Direct-Links eingeführt. Sie bringen die Nutzerinnen und Nutzer von einer Shopping-Anzeige direkt auf die Website des Händlers, um den Weg möglichst kurz zu halten. Eine zweite Option sind Mobile Deep Links, die auf Zwischen-Pages, etwa mit weiterführenden Informationen zum Produkt, leiten. 

Neues Collagen-Format regt die Kreativität an 

Pinterest hat auch ein neues Collagen-Format vorgestellt. Nutzerinnen und Nutzer können darüber Kombinationen aus verschiedenen Objekten kreieren, die sie aus anderen Pins ausschneiden. Unternehmen sorgen über eine Aktualisierung ihrer Produktkatalog dafür, dass auch ihre Artikel auf den Collagen der Pinterest-Gemeinde landen. „Mit Collagen wird Pinterest zur persönlichen Spielwiese der Nutzer*innen für Entdeckung, Entwicklung und Visualisierung“, kommentiert Sabrina Ellis, Chief Product Officer bei Pinterest. „Unsere Vision ist es, dass alle Produkte in Collagen einkaufbar sein werden, genau wie alles andere auf Pinterest.“ 

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Neues Feature: User können Produkte wie einen „Mushroom-Lampenschirm“ aus anderen Pins ausschneiden und in eigene Collagen integrieren. (© Pinterest)

Wie man erfolgreich auf Pinterest werben kann, demonstrierte auf der diesjährigen DMEXCO im September das Berliner KaDeWe. Das Warenhaus ist deutscher Exklusivvermarkter von SKIMS, dem von Kim Kardashian gegründeten Shapewear-Label. Zum Launch im Herbst buchte das KaDeWe drei Tage lang das neue Awareness-Format Premiere Spotlight auf Pinterest. Dabei werden exklusiv großformatige, über die Hälfte des Bildschirms einnehmende Anzeigen beim Aufruf der Suche-Seite gezeigt, die erste Anlaufstelle für die Nutzerinnen und Nutzer. Die Aktion habe für über zwei Millionen Views und starke Verkaufsimpulse im Berliner Store gesorgt, ließ das KaDeWe verlauten.  

Pinterest hat gerade eine weitere Monetarisierungsquelle im E-Commerce-Bereich aufgetan: Amazon platziert dort ab sofort Suchanzeigen, die seinen Werbekunden auf bestimmte Keywords gebucht werden. Diese führen zwar zum Kaufabschluss bei Amazon, spülen aber im Zuge der Werbepartnerschaft auch zusätzliche Umsätze in Pinterests Kassen. 


Hier finden Sie alle bisher erschienenen Serienteile: 
 
Folge 1: So spannt Meta KI für Shopping-Kampagnen ein 
Folge 2: So will TikTok zur Top-Adresse für Shopping-Kampagnen werden 

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.