Die Bundesliga investiert aktuell viel Zeit, um herauszufinden, wie die Generation Z künftig Inhalte konsumieren wird. Die DFL hat im Zuge dessen vier Innovationsfelder definiert, die Andreas Heyden, EVP Digital Innovations der DFL Group, am Montag auf dem Sportbusinesskongress „SPOBIS Gaming & Media“ vorstellte:
Das erste Innovationsfeld nennt die DFL „Next Generation Content Production“: In der Bundesliga spielen laut Heyden über 50 Nationalitäten, sie ist in über 200 Ländern empfangbar. Die DFL stellt sich daher die Frage, wie sie mit Technologien Geschichten erzählen kann, die ohne Technologie nicht erzählbar wären. Ein Beispiel ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), die für einen gewünschten Zielmarkt wie etwa Japan in automatisierten Vorproduktionsstufen binnen zehn Minuten nach dem Abpfiff die Highlight-Szenen aller japanischen Bundesliga-Profis zusammenschneidet. „Mit dieser Entwicklung bewegen wir uns weg von einer Broadcast-Welt mit maximal sechs Satelliten hin zu einem cloudbasierten Narrow-Cast-Szenario, in dem wir vielleicht in zehn Jahren zehn Millionen verschiedene Streams für individuelle Bundesliga-Erlebnisse herausschicken“, sagte Heyden.
Beim Einsatz von KI gehe es laut dem DFL-Manager immer darum, Vorproduktionsstufen zu verkürzen, Kosten zu reduzieren und damit der Kreativität der Menschen mehr Freiraum zu geben.
Augmented Reality vs. Virtual Reality
Zu den weiteren Innovationsfeldern der Bundesliga gehören die Verbesserung der sportlichen Leistung und der Trainingsmethoden sowie der Bereich „Next Generation Broadcasting“. In letzterem prüft die DFL beispielsweise, wie Augmented Reality die Wahrnehmung von Zuschauern verändern wird und die Liga durch die Ergänzung virtueller, datenangereicherte Objekte das Konsumerlebnis zum Beispiel über Smart Glasses verbessern kann.
Virtual Reality (VR) sei dagegen keine Option für die Bundesliga, sagte Heyden: „Wir glauben nicht daran, dass der Fan irgendwann mit einem Schuhkarton im Gesicht allein auf seinem Sofa sitzt und dort das Stadionerlebnis nachempfindet.“
5G-Case mit Vodafone
Das vierte Innovationsfeld der DFL nennt sich „Next Generation Mobile Experience“. Dabei überlegt sich die Bundesliga laut Heyden, wie sie es schaffen kann, das Stadionerlebnis zu ergänzen und zu bereichern, um neuen Zielgruppen ein noch besseres Fußballerlebnis zu ermöglichen – „ohne das klassische Erlebnis mit Bratwurst, Bier und mit den Nachbarn zu umarmen, wenn ein Tor fällt“ zu ersetzen, wie der DFL-Manager betonte. Er sagte: „Es geht immer darum, eine Ergänzung für spezielle Zielgruppen zu machen und nicht, das Stadionerlebnis per se zu ersetzen.“
Die Grundlage für zusätzliche digitale Fan-Services in den Stadien bietet 5G-Technologie. Zur Saison 2019/20 schloss die DFL eine zweijährige 5G-Kooperation mit Vodafone. Die fünfte Mobilfunkgeneration soll für Fußballfans im Stadion künftig zwei Welten vereinen: Das emotionale Live-Erlebnis und den digitalen Informationsfluss. Um dies zu ermöglichen, entwickeln Vodafone und die DFL eine Echtzeit-App, die den Fans im Stadion Informationen und Spieldaten verzögerungsfrei und per Augmented Reality auf dem Smartphone zur Verfügung stellen soll – vor, während und nach dem Spiel.
Für Fans wird nun beispielsweise einsehbar, wie schnell der Stürmer ist, der gerade zum Sprint auf das gegnerische Tor ansetzt. Die Basis für den Informationsfluss in Echtzeit sind rund 1600 Spiel-Ereignisse und 3,6 Millionen Positionspunkte, die die DFL bei einem Bundesligaspiel erhebt. „So etwas hat es noch nie gegeben. Das ist die weltweit erste 5G-Applikation im Fußball“, sagte Heyden.
Das Echtzeit-Netz wird in der laufenden Spielzeit bereits in einem ersten Bundesliga-Stadion eingesetzt: in der Volkswagen Arena des VfL Wolfsburg. Laut der DFL und Vodafone werden dadurch die verfügbaren Netzkapazitäten im Stadion um mehr als 60 Prozent erhöht. Bei Spitzenspielen in der Bundesliga werden nach Angaben des Telekommunikationskonzerns im Stadion bis zu 500 Gigabyte Daten durch das Vodafone-Netz verarbeitet. Allein im vergangenen Jahr sei dieser Wert um rund 50 Prozent angestiegen.
5G: Milliardenschwere Frequenzauktion
Nach der Anfang Juni beendeten Frequenzauktion können in Deutschland vier Telekommunikationsfirmen künftig ultraschnelles mobiles Internet anbieten. Die vier Provider – Deutsche Telekom, Drillisch, Telefónica und Vodafone – bezahlen für die bis 2040 geltenden 5G-Frequenzblöcke insgesamt 6,55 Milliarden Euro. Von den insgesamt 41 Frequenzblöcken entfallen die meisten auf die Deutsche Telekom. Der Bonner Konzern konnte sich 13 Blöcke sichern (Spektrum: 130 Megahertz) und zahlt dafür 2,17 Milliarden Euro. Auf Vodafone (130 Megahertz) entfallen zwölf Blöcke für 1,88 Milliarden Euro und auf Telefónica neun Blöcke (90 Megahertz) im Wert von 1,42 Milliarden Euro. Drillisch konnte sich sieben Blöcke (70 Megahertz) für 1,07 Milliarden Euro sichern.
Der Bieterwettbewerb war die längste Auktion von deutschen Mobilfunkfrequenzen überhaupt. Es brauchte 497 Runden in mehr als 12 Wochen. Der bisherige Höchstwert stammt aus dem Jahr 2010, als die Versteigerung nach knapp sechs Wochen und 224 Runden vorbei war.
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