Von Gastautor Andreas Liehr, Geschäftsführer Huth + Wenzel Brand Consulting
„Was bringt mir mein Gehalt, wenn der Rest nicht stimmt?“ So reden vor allem die Generationen Y & Z über ihre Arbeitsplätze. Gerade die jungen Generationen haben heute ganz andere Ambitionen. Lag vor fünf Jahren der Fokus noch auf der Work-Life-Balance, kommen heute deutlich mehr Aspekte hinzu.
Vom Arbeitgeber zum Möglichmacher
Ganz wesentlich für die Generationen Y & Z ist die Sinnerfüllung. Also eine plausible Antwort auf die Frage, warum sie jeden Tag zur Arbeit erscheinen sollen. Ebenso hinterfragt werden Arbeits- und Zeitmodelle, denn generell steigt der Wunsch nach Flexibilität und Freiräumen. Die Generationen Y & Z fragen ganz forsch: „Warum soll ich acht Stunden auf der Arbeit sein, wenn die Arbeit nach sechs Stunden getan ist und ich nur noch die Zeit absitze?“ Mit klugen Antworten kann der Arbeitgeber zunehmend zum Sinn-Provider, zum Möglichmacher für Karrieren mit Selbstverwirklichungs-Anspruch werden.
Individualität ausarbeiten
Diese zunehmenden Anforderungen der Generation Y & Z spüren aktuell viele Unternehmen, zumal es im „War for Talents“ immer schwieriger wird, junge Talente zu finden. Auf den Druck reagieren Unternehmen oftmals mit einer Employer Branding Strategie und Employer Branding Aktivitäten: Diese bestehen in der Regel aus schönen Kampagnen und Websites, meist mit echten Mitarbeitern und durchaus informativen Videos. Die Bewerber haben allerdings über die Jahre auch gelernt zu differenzieren und überzogene Lobeshymnen auf die eigene Employer Brand als Marketing-Sprech zu enttarnen. Unglaubwürdiges wird als unauthentisch und somit irrelevant entlarvt. Gefragt sind echte Insights: Ich will einfach wissen – sagen sich die Bewerber – wie es da so ist, wie es sich anfühlt, wie die Kollegen aussehen, wie die Büros möbliert sind, wie man miteinander umgeht, und und und. Schließlich entscheide ich mich dafür, einen Großteil meiner Lebenszeit in dem Unternehmen zu verbringen, da möchte ich vorher wissen, was mich erwartet.
Mehr Ecken und Kanten im Unternehmensprofil
Imageanzeigen als Orientierungsmarken sind zwar gut, aber es braucht mehr: Mehr Inhalt, mehr Authentizität, mehr Sinn, mehr Ecken und Kanten. Und wo finden wir all das? Im Unternehmen, im Joballtag, bei jedem Mitarbeiter, in jeder kleinen Geschichte. Deshalb sollten Unternehmen ruhig ehrlicher sein. Einfach auch mal zeigen, was vielleicht nicht das Supertollste am Job ist, zum Beispiel, dass man sehr früh aufstehen muss oder Ähnliches. Es kann nicht immer alles toll sein und das erwartet auch keiner. Kleine Macken charmant herauszuarbeiten und zu präsentieren, schafft authentische Einblicke und Sympathie.
Um Talente zu finden, muss der Arbeitgeber ehrlich sein und vor allem der Rolle des Möglichmachers und Sinnstifters gerecht werden. Dafür sollte auch die Mission des Unternehmens herausgearbeitet werden. Spätestens hier müssen die HR-Abteilung und die Unternehmenskommunikation näher zusammenrücken, um folgende Frage zu beantworten: Wie macht das Unternehmen das Leben der Menschen besser, einfacher, bunter, sicherer, gesünder, komfortabler? Darauf wird jedes Unternehmen anders antworten. Welchen Beitrag der neue Mitarbeiter zu dieser Mission leisten kann, muss dann Employer Brand zeigen.
Zum Autor: Andreas Liehr startete 2003 als Client Service Director und Senior Strategic Planner bei Huth + Wenzel. Im Jahr 2009 übernahmen der Markenexperte Andreas Liehr und Huth + Wenzel-Gründer Heinz Huth die Geschäftsführung der neu eröffneten Tochtergesellschaft Huth + Wenzel Brand Consulting. Ebenfalls gemeinsam mit Heinz Huth führt Andreas Liehr seit 2010 auch die Geschäfte der Huth + Wenzel Agentur für Kommunikation GWA.