Als ich vor 25 Jahren erstmals mit dem Konzept New Work in Berührung kam, stieß ich auf einen Artikel über eine renommierte amerikanische Werbeagentur, die dieses neue Arbeitsmodell als Vorreiter einführte. Sie reduzierte ihre Räumlichkeiten, wodurch die meisten Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiteten und sich nur etwa zweimal wöchentlich zu Meetings trafen. Diese Idee begeisterte mich und ließ mich darüber nachdenken, ob ein derart fortschrittliches Arbeitsmodell auch bei uns Anklang finden könnte.
Inzwischen ist New Work längst Realität – dank der digitalen Revolution und einer weltweiten Pandemie. Doch das einstige „Hochgefühl“ weicht zunehmend Skepsis und Besorgnis. Der Mangel an physischer Nähe beeinträchtigt das Gemeinschaftsgefühl und die Unternehmenskultur. Die Motivation und Spontaneität im Team leiden darunter, ebenso wie die Herausforderung, private und berufliche Pflichten zu jonglieren.
Beeinträchtigt New Work unser berufliches und persönliches Wohlbefinden?
Die Ursache liegt nicht bei New Work, sondern bei uns selbst
Ein provokanter Ansatz im Bereich des mentalen Coachings ist, dass wir unsere eigene Realität erschaffen. Dies geschieht entweder durch die bewusste oder unbewusste Abfolge von Entscheidungen und Handlungen oder durch die subjektive Wahrnehmung und Bewertung von Situationen. Während Philosophen, Psychologen, spirituelle Lehrer und Quantenphysiker seit Jahrhunderten darüber sprechen, tendieren wir dazu, die Verantwortung für unsere Erfahrungen auf die äußere Welt zu schieben.
Bedeutende Veränderungen und Krisen sind nicht die primären Ursachen unserer Erfahrungen, sondern wir tragen dazu bei. Krisen wirken wie ein Vergrößerungsglas für bereits vorhandene Zustände. Statt zu analysieren, wie New Work uns beeinflusst, sollten wir erkunden, welche negativen Muster durch New Work verstärkt werden und wie wir diese verändern können.
Wahre Motivation und Sinn
Der beste Rat meines Vaters lautete: „Such dir eine Arbeit, die dir Freude bereitet!“ Konfuzius drückte Ähnliches aus. Dies führt zur grundlegendsten Frage bezüglich beruflicher Erfüllung, ob im traditionellen oder modernen Arbeitsumfeld: Macht Ihre Arbeit Ihnen Freude? Und sind Sie darin kompetent? Wenn Sie im Kontext von New Work überfordert sind, lohnt es sich, diese beiden Aspekte genauer zu betrachten.
Burnout entsteht aus der Kombination von a) übermäßiger Arbeit und b) Arbeit ohne Ergebnis oder Sinn. Die Arbeit an sich wird schädlich, wenn sie die körperlichen Grenzen übersteigt, trotz warnender Zeichen des Körpers. Auch limitierende mentale Überzeugungen wie „Ich muss hart arbeiten, um viel zu erreichen“ können zu dieser Entwicklung beitragen.
Mentaler Burnout tritt ein, wenn die Arbeit weder persönliche Erfüllung noch einen Beitrag für andere bringt. Die Frage nach dem eigenen Beitrag ist hier von Bedeutung, sei es für das eigene Wohlbefinden oder für die Gemeinschaft. Wenn beides erfüllt ist, ist der Weg zum Burnout entschärft.
Da wir soziale Wesen sind, stellt die reduzierte physische Nähe im Homeoffice eine Herausforderung für das Gemeinschaftsgefühl dar. Virtuelle Alternativen können dies nur bedingt kompensieren. Hier sind unternehmerische Konzepte gefragt, die über die virtuelle Präsenz hinausgehen und das bewusste Leben von klar definierten Werten und prüfbarer Wertekriterien fördern.
Homeoffice und Selbstgestaltung
Sind die oben genannten grundlegenden Aspekte geklärt, dann sind New Work und Homeoffice neue, kreative Felder. Wir können uns dann überlegen, wie wir unser neues Arbeitsumfeld gestalten und welche Bedingungen bezüglich Raum, Arbeitgeber, Familie/Mitbewohner dazu erfüllt sein müssten, damit wir im Büro oder/und Homeoffice gern und produktiv arbeiten.
New Work ist also weder gut noch schlecht. Unsere Einstellungen prägen, wie wir es gestalten. Wir können es als Chance sehen und kreativ nutzen oder als Spiegel nutzen, um fundamentale Themen zu erkennen, die wir nachhaltig verbessern können.