Herr Heimbold, wie kam das Projekt Online City Wuppertal zustande?
Roman Heimbold: Wuppertal ist auf uns zugegangen. Wir haben damals schon mit Pilotmarktplätzen in Hamburg und Salzburg experimentiert, die Wuppertaler Händler hatten darüber gehört und wollten auch mit uns zusammenarbeiten.
Online City Wuppertal war also damit nicht Ihr erstes Projekt?
Nein. Wir hatten bereits erste Erfahrungen in Hamburg und Salzburg gesammelt, die nicht so positiv waren. Die Händler fanden die Idee grundsätzlich toll, wenn es aber zur Umsetzung kam, war die Euphorie wieder schnell verflogen. Wir hatten keinen Projektleiter vor Ort, der die Verhältnisse besser kennt und die nötigen Kontakte hat, um die Händler nachhaltig zu begeistern. Im Falle Wuppertal war es die Wirtschaftsförderung. Die sind sehr rührig und arbeiten sogar gerade an einem Future Lab mitten in der Wuppertaler Innenstadt. Es geht den Verantwortlichen vor Ort darum, die Innenstädte für die Kunden attraktiv zu halten.
Aber Ihr Konzept sieht doch vor, dass die Händler auch online verkaufen. Im Umkehrschluss kann das den Umsatz im Laden kanibalisieren.
Das könnte man denken, stimmt aber nicht. Tatsächlich ist sogar genau das Gegenteil der Fall. Es gibt bislang relativ wenige Onlinebestellungen, dafür berichten viele Händler, dass über das Portal Kunden auf sie aufmerksam wurden und in den Laden kamen. Das ist das perfekte Beispiel für den ROPO-Effekt. Research online, purchase offline. Man muss diesen Marketing-Effekt immer als Teil des Konzepts sehen.
Kritiker vermuten, dass auf Dauer vor allem die Pflege der Artikeldaten, also die Warenwirtschaft, für die kleinen Händler zum Problem werden könnte.
Tatsächlich gibt es sehr wenige Händler, die automatisch Produktdaten einspielen können. In Wuppertal gab es zu Beginn einen oder zwei, die an dem Projekt teilnahmen. Aber das wird kommen, denn die Händler haben davon ja auch offline einen Effizienzgewinn. Man muss sie natürlich schulen und ihnen diese Möglichkeit näher bringen. Außerdem stellen zunehmend Großhändler die Produktdaten zur Verfügung.
Macht Atalanda die Schulungen?
Nein, das ist Sache des lokalen Partners, ebenso wie das Marketing. Und natürlich müssen die Händler selbst eingebunden werden. In Wuppertal gibt es beispielsweise Plakate und Poster, die die Händler im Laden aufhängen können. Die technische Suchmaschinenoptimierung machen wir selbst, aber natürlich muss auch der Inhalt stimmen.
Was kostet das die Händler?
Die Teilnahme war in der Pilotstadt Wuppertal zunächst kostenlos, inzwischen gibt es einen Sockelbetrag von 20 Euro pro Monat für Werbemaßnahmen, die aber nicht atalanda zu Gute kommen. In den neuen Städten zahlen die Teilnehmer eine Grundgebühr von 30 Euro pro Monat. Es gibt eine Umsatzprovision in Höhe von acht Prozent. Wenn der Händler möchte, kann er auch noch einen Teil der Lieferkosten in Höhe von 5.95 Euro subventionieren.
Wie viele Händler machen in Wuppertal bisher mit?
Wir sind mit 25 Händlern und 500 Produkten gestartet, inzwischen sind es über 60 Händler mit über 8000 Produkten.
Verfügen diese Händler bereits über eigene Onlineshops?
Die wenigsten. Sie haben auch meistens nicht das KnowHow und die Zeit, um eine eigene Angebotsseite zu erstellen. Der eine oder andere spielt aber tatsächlich nun mit dem Gedanken, einen eigenen Online-Shop zu eröffnen.
Sie konnten vor zwei Monaten die nächsten drei Partnerstädte bekanntgeben mit Göppingen, Wolfenbüttel und Attendorn. Die Städte sind winzig im Vergleich zu Wuppertal. Attendorn hat nur 25 000 Einwohner. Lohnt sich das oder ist es ein Experiment?
Es ist ein Experiment, aber wir denken, das lohnt sich für die Händler und für uns. Ansonsten würden wir nicht in Attendorn starten. Wir freuen uns sehr drauf!
Gibt es Synergien, wenn mehr Städte angeschlossen sind?
Aktuell sind wir im Gespräch mit über 100 Städten. Wenn sich das Plattformgeschäft weiter entwickelt, können wir natürlich mehr Ressourcen aufbauen, zum Beispiel für weitere Funktionalitäten. Aber es fällt natürlich auch leichter, Produktdaten zu organisieren und das KnowHow zwischen den Städten zu transferieren. Das kommt dann allen zugute.
Werden Sie uns auf der Neocom in Düsseldorf bereits ein nächstes Projekt präsentieren können? Was ist der Kern Ihres Vortrags?
Wir überlassen den Zeitpunkt der Veröffentlichung den Städten – deshalb kann ich noch nichts versprechen. Aber die Chancen stehen gut. Im Vortrag werde ich über unsere Erfahrungen und Learnings in der Online City Wuppertal berichten.
Roman Heimbold wird den Marktplatz Online City Wuppertal im Rahmen der Neocom am 7. und 8. Oktober in Düsseldorf vorstellen. Der Veranstalter Management Forum und die Absatzwirtschaft verlosen zwei Karten für diesen einmaligen Handelskongress. Schreiben Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Ravensburger auf der Neocom“ an Schulz-Nigmann@managementforum.com. Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2015.