Von welchem Job haben Sie als kleiner Junge geträumt?
Klassiker wie Feuerwehrmann, Astronaut und Polizist standen nicht auf der Liste. Als Junge habe ich stundenlang gemalt, später galt meine Aufmerksamkeit den Büchern, dem Schreiben und den Sprachen. Man könnte also sagen, ein Kommunikationsberuf zeichnete sich schon früh ab.
Nach dem Studium haben Sie zunächst im Marketing von Shiseido, dann in der Nachhaltigkeitskommunikation gearbeitet. Seit August 2018 sind Sie nun bei der DMEXCO. Wie konnte das passieren?
Worüber ich mich eher wundere: Ich bin mit 19 Jahren zum Studieren nach Deutschland gekommen und durfte in den 21 Jahren danach – als Nicht-Muttersprachler – die Marketingstrategie vieler Brands mitbestimmen. Das war für mich nie selbstverständlich. Nach anfänglichem Ausprobieren wurde mir aber schnell klar: In komplexen Themen gehe ich eher auf als in der kurzweiligen B-to-C-Kommunikation. Seit mehr als sieben Jahren habe ich in der Digitalwirtschaft mein Zuhause gefunden, und bei der Dynamik zeigen sich zum Glück bisher keinerlei Ermüdungserscheinungen.
Drei Skills, ohne die Ihr Job definitiv nicht funktionieren würde?
Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen. Selbstreflexion und Gelassenheit. Wie gut ich diese Skills allerdings beherrsche, ist ein anderes Thema.
Bei welchem hapert es denn am meisten?
An meiner Gelassenheit möchte ich noch arbeiten. Manchmal fällt es mir schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem ist es gerade im digitalen Bereich ein Muss, ständig und proaktiv die eigene Komfortzone zu verlassen – auch wenn es sich auf bisherigen Lorbeeren so bequem liegt.
Und wo lernt oder studiert man das?
Definitiv nicht im Grundkurs Kommunikationswissenschaft an der Uni.
Die Coronakrise setzt auch das Dmexco-Business ganz schön unter Druck. Was steht auf Ihrer To-do-Liste aktuell ganz oben?
Community Education. Die Vermarktung von Events in Coronazeiten ist kein Selbstläufer. Die erste hybride Dmexco findet am 7. und 8. September 2021 statt, und mein Fokus liegt jetzt darauf, unsere Community früh genug abzuholen und zu überzeugen, wieso man dabei sein muss.
Es heißt ja, Dominik Matyka, Chief Advisor der Dmexco, sei – vorsichtig ausgedrückt – ziemlich fordernd als Chef. Warum tun Sie sich das an?
Ich richte Dominik diese Einschätzung gerne aus. Ich glaube sogar, er hört sie gern. Zwar mag es wie eine Floskel klingen, aber man wächst am meisten dann, wenn man gefordert wird. Und ich wachse gern. Außerdem fordert Dominik nicht nur, er fördert auch.
Das haben Sie schön gesagt. Dann anders gefragt: Wer oder was nervt Sie im Job am meisten?
Intern: Wenn ich selbst genervt bin. Extern: unnötiger Aktionismus und unehrliche Schauspieler.
Und falls irgendwann alles nur noch nervt: Wie sieht Ihr Plan B aus?
Ich habe keinen fixen Plan – bisher kam es am Ende immer anders als gedacht. Aber wenn es irgendwann etwas ganz anderes werden soll: Ich stünde gern hinter einer Café-Bar oder würde ein ganz kleines Hotel am Meer betreiben.
Wenn ich mal nicht arbeite …
vertreibe ich mir die Zeit am liebsten … mit Freunden, beim Fitness, Joggen und Yoga, im Museum oder mit einem Buch im Café.
schwärme ich anderen vor von … meiner Amour fou mit Berlin natürlich!
mache ich mich nützlich … als guter Freund und toller Gastgeber, würde ich mal behaupten.
mache ich vielleicht mal einen Podcast über … meine Erfahrung, dass man sich im Beruf nicht davor scheuen sollte, persönlich und manchmal sogar privat zu sein.
Das Interview erschien zuerst im Printmagazin der absatzwirtschaft, das Sie hier abonnieren können.