Wie konnte das passieren …  Christoph Pietsch?

Im Februar hat Christoph Pietsch als Chief Growth Officer bei Publicis Germany angeheuert. Dabei wollte er eigentlich mal Fußballprofi werden und träumte vom Panini-Aufkleber mit eigenem Konterfei.
Christoph Pietsch
Publicis-Manager Christoph Pietsch: "Man darf nur den Ehrgeiz und Spaß am Spiel nicht verlieren." (© Simon Erath)

Herr Pietsch, von welchem Job haben Sie als kleiner Junge geträumt?

CHRISTOPH PIETSCH: Cowboys und Superhelden waren damals schon cool und standen hoch im Kurs. Mit knapp fünf Jahren habe ich allerdings bei den Bambini des KFC Uerdingen, damals Bayer Uerdingen, Fußball gespielt. Die nächsten zwölf Jahre standen im Zeichen der Profi-Karriere. Einmal ein Aufkleber im Panini-Heft sein. Aber daraus ist nichts geworden.

Gelandet sind Sie stattdessen in der Werbung. Lange Zeit waren Sie CMO bei Grey, dann CMO bei DDB, seit Februar sind Sie Chief Growth Officer bei Publicis Germany. Wie konnte das passieren?

Es ist einfach alles schiefgelaufen. Quatsch. Über ein Schulpraktikum in der Geschäftsstelle des KFC Uerdingen habe ich Fragestellungen rund um Sponsoren- und Partnergewinnung mitbekommen. Das hat mich begeistert. Nach dem Abitur musste es daher unbedingt eine Aufgabe im Marketing sein. Agenturen waren die Arbeitgeber, die ausgebildet haben – und dann war es auch schon passiert.

Ihr Herz schlägt für Ihre Heimat Krefeld, beruflich sind Sie aber nie über Düsseldorf hinausgekommen – ganz schön ungewöhnlich für einen Mann wie Sie, oder?

Wieso? Ist doch schön hier. Aber vielleicht haben Sie recht und irgendwie bereue ich manchmal doch, dass ich nie im Ausland gelebt habe. Vielleicht waren die abwechslungsreichen und internationalen Aufgaben in den Agenturen eine Art Trostpflaster. Und zu Düsseldorf: Ich lebe und arbeite hier wirklich gern und genieße 35 Kilometer Entfernung zur Familie und zu Freunden. Und spätestens seit einem Jahr wissen wir auch: Die Metropolen der Welt sind nur einen Zoom-Call entfernt. Immerhin.

Was braucht man denn als CMO und Chief Growth Officer in Werbeagenturen am allermeisten?

Resilienz und Spaß. Oder Spaß an Resilienz? Wir sind im ständigen Wettbewerb, werben um aktuelle und neue Partner. Wir pitchen und stellen uns im Leistungsvergleich. Das bedeutet auch, dass wir trotz großer Anstrengungen nicht immer gewinnen können. Logisch. Und das kann manchmal auch ganz schön wehtun. Man darf nur den Ehrgeiz und Spaß am Spiel nicht verlieren.

Und was können Sie im Job überhaupt nicht gebrauchen?

Drei Sätze:

  1. „Das geht nicht.“
  2. „Wir machen das schon immer so.“
  3. „Da haben wir keine Chance.“

Können Sie sich an Ihren bislang größten beruflichen Glücksmoment erinnern?

Den einen Moment gibt es nicht. Ich glaube, dass es gesund ist, wenn man sich die Fähigkeit erhält, sich an den funktionierenden, manchmal kleinen Dingen zu erfreuen. Ein Team, das Spaß hat, ein Talent, das über sich hinauswächst, eine Idee, die Kraft entfaltet.

Wer oder was nervt Sie im Job am meisten?

Aktuell ist einer echt ätzend und nervig: Kollege Corona. Aber den schicken wir bald in den Ruhestand.

Und wenn alles irgendwann nur noch nervt: Wie sieht Ihr Plan B aus?

In der Zeit nach Plan A möchte ich vielleicht noch mal gründen, meinen Verein unterstützen, wenn ich darf, und weil Sie gefragt haben: vielleicht auch mal im Ausland leben. Versprochen.


Wenn ich mal nicht arbeite …

vertreibe ich mir die Zeit am liebsten … mit Freunden, Familie, Joggen und Kunst. Ich bin kein Experte, weiß aber, was mir gefällt.

schwärme ich anderen vor von … dem Aufstieg in die zweite Bundesliga.

mache ich mich nützlich … als Koch, Chauffeur und Bügelprofi. 

mache ich vielleicht mal einen Podcast mit all meinen Helden.


Das Interview erschien zuerst im Printmagazin der absatzwirtschaft, das Sie hier abonnieren können.

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ist seit mehr als 20 Jahren Journalistin, spezialisiert auf Marketing, Medien, New Work und Diversity. Sie war stellvertretende Chefredakteurin bei “Horizont”, schreibt seit 2014 als freie Autorin für diverse Wirtschafts- und Fachmedien und liebt es, als Dozentin für Fachjournalismus und Kommunikation junge Menschen für die Branche zu begeistern. Privat muss es bei ihr sportlich zugehen – am besten beim Windsurfen oder Snowboarden.