Wie konnte das passieren …  Oliver Bohl?

Im März wechselte er von der KfW Bankengruppe ins Agenturgeschäft. Für Oliver Bohl keine große Sache, er hat schon öfter "ungewöhnliche Moves" gemacht.
Oliver Bohl: "Den Spagat zwischen Technik und Wirtschaft finde ich bis heute spannend." (© Triplesense Reply)

Herr Bohl, von welchem Job haben Sie als kleiner Junge geträumt?

OLIVER BOHL: Mein Traumberuf hat immer mal gewechselt. Mal wollte ich Gärtner werden, mal Tierarzt, mal Programmierer. Irgendwie ging es mir immer darum, das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden. Also als Gärtner etwa Geld mit Arbeit in der Natur zu verdienen.

Studiert haben Sie dann allerdings Wirtschaftsinformatik und sind nach verschiedenen Karriereschritten seit März 2021 Geschäftsführer der Triplesense Reply. Wie konnte das passieren?

Das Studium gewählt habe ich, weil ich den Spagat zwischen Technik und Wirtschaft spannend fand und bis heute finde. Die Geschäftsführung bei Triplesense Reply bietet mir genau diesen Spagat. Wir sind hier unglaublich breit aufgestellt. Der Mix aus vielfältigsten Expertisen, Technologien und Branchen ist genau das, was ich mir erhofft hatte.

Sie waren zuletzt bei der KfW­-Bankengruppe. Wie groß war der Kulturschock?

Den gab es nicht. Ich habe ja schon mehrere ungewöhnliche Moves gemacht, war auf Dienstleisterseite tätig und selbst Gründer. Ob Entrepreneur oder Intrapreneur spielt für mich keine Rolle.

Was fehlt Ihnen aus KfW-Zeiten dennoch?

Einige Kolleginnen und Kollegen, die ich dort kennenlernen durfte. Hin und wieder die großen Gestaltungsmöglichkeiten, die die KfW aufgrund ihrer ganz speziellen Rolle einfach bietet. Und außerdem ist die KfW natürlich brutal gut strukturiert, das gibt an vielen Stellen eine enorme Stabilität und Sicherheit, wie man sie sonst eigentlich nirgends findet.

Und Sie machen nun aus Triplesense Reply eine kleine KfW mit brutalen Strukturen?

Nein. Wir unterliegen ja keiner Bankenaufsicht. Außerdem ist die Agenturwelt eine völlig andere. Einige Prozessoptimierungen und leichte Korrekturen kann es schon geben, aber zugleich benötigen wir Freiräume für Kreativität und Innovation.

Sie haben in einem Interview kürzlich sinngemäß gesagt, ein Sabbatical würden Sie für „spannende Digitalisierungs- und Buchprojekte“ nutzen. Echt jetzt?

Warum denn nicht?

Andere Menschen gehen im Sabbatical auf Weltreise und hängen ihre Füße in den Indischen Ozean.

Mit meiner Familie verreisen würde ich ja auch, allerdings eher mit dem Wohnmobil innerhalb Europas. Ich sehe ein Sabbatical aber tatsächlich als große Chance, Dinge anzugehen, zu denen man sonst keine Zeit hat. Ich würde etwa gerne die vielen Erfahrungen, die ich in den bisherigen Stationen meiner Karriere gemacht habe und die ja sehr unterschiedlich waren, bündeln und verschriftlichen. Ob das dann ein Buch wird oder ein Blog-Eintrag, würde sich zeigen.

Sie führen mit zwei weiteren Führungskollegen ein 70-köpfiges Team. Drei Dinge, ohne die Ihr Job definitiv nicht funktionieren würde?

Vor allem braucht es Menschen im Team, die mitziehen. Das ist das Allerwichtigste, und solche Mitmacher:innen haben wir hier. Außerdem helfen mir meine Neugier, mein Kooperationswille und mein Smartphone, das habe ich zwischen 6.30 und 22.30 Uhr eigentlich immer greifbar. Ich muss wissen, was läuft.

Erwarten Sie das auch von Ihren Mitarbeitern?

Nein. Es geht nicht darum, dass sie mich als Vorbild imitieren. Ich erwarte von niemandem Kommunikation in Echtzeit. Wenn ich um 22.30 Uhr eine Antwort-E-Mail bekomme, beschämt mich das eher.

Wer oder was nervt Sie im Job am meisten?

Den einen Nervfaktor gibt es nicht. Ich stelle allerdings fest, dass ich zwar den Überblick über die Aktivitäten aus dem C-Level heraus gut nutzen, zugleich aber einzelne Herzensprojekte nicht mehr in aller Intensität anschieben kann.

Und wenn es irgendwann nur noch nervt: Wie sieht Ihr Plan B aus?

Den gibt es nicht. Eine Idee schon: Irgendwann würde ich gerne im Bereich meiner privaten Interessen – Wassersport und Camping – die Customer Experience deutlich attraktiver machen, und zwar mit neuen digitalen Services. Ich glaube, da geht noch eine Menge.


Wenn ich mal nicht arbeite …

vertreibe ich mir die Zeit am liebsten … mit Sport, vor allem Badminton, Stand-up-Paddling und Kiten.

schwärme ich anderen vor von … immer wieder neuen digitalen Gadgets und innovativen Services.

mache ich mich nützlich … Coach, Mentor, Sparringspartner und Lehrbeauftragter.

mache ich vielleicht mal einen Podcast die Frage, wie man in der Flut an Podcasts die wirklichen Goldstücke für sich selbst herausfiltern kann.


Das Interview erschien zuerst im Printmagazin der absatzwirtschaft, das Sie hier abonnieren können.

ist seit mehr als 20 Jahren Journalistin, spezialisiert auf Marketing, Medien, New Work und Diversity. Sie war stellvertretende Chefredakteurin bei “Horizont”, schreibt seit 2014 als freie Autorin für diverse Wirtschafts- und Fachmedien und liebt es, als Dozentin für Fachjournalismus und Kommunikation junge Menschen für die Branche zu begeistern. Privat muss es bei ihr sportlich zugehen – am besten beim Windsurfen oder Snowboarden.