Tatsächlich wurde das Bobby Car in seiner 50-jährigen Geschichte schon einmal als Öko-Auto des Jahres ausgezeichnet. Dabei handelte es sich freilich um einen Witz. Denn die „taz“ wollte mit dieser Auszeichnung lediglich der deutschen Autoindustrie einen Seitenhieb verpassen.
Dass die Ökobilanz des Bobby Cars in seinem eigentlichen Segment – dem Kinderspielzeug – nicht unbedingt die beste ist, liegt auf der Hand: Es besteht zum Großteil aus Kunststoffgranulat. In der Industrie aufgrund des einfachen Transports ein äußerst beliebter Rohstoff, der allerdings Gefahren birgt. Schon in der Produktion besteht das Risiko, dass das feine Granulat seinen Weg versehentlich in die Umwelt findet. Als Endprodukt muss der Hartkunststoff von den Verbraucher*innen zudem angemessen entsorgt werden, um weiterverarbeitet werden zu können.
Nun könnte man natürlich mit der Langlebigkeit des Bobby Cars argumentieren, doch klar ist: Ob übermorgen oder in der übernächsten Generation – irgendwann kommt es auch bei dem „umweltfreundlichsten Auto“ zu einem Totalschaden.
Wheely Bug: eine nachhaltige Alternative?
Wenn das Bobby Car auch noch sein 100-jähriges Bestehen zelebrieren möchte, ist also ein Umdenken in Sachen Rohstoffe und Produktion erforderlich. Das zeigen seit einigen Jahren die Rufe in verschiedenen Eltern-Foren nach nachhaltigen Alternativen. Und nicht zuletzt auch der Erfolg des australischen Unternehmens Wheely Bug.
Immer mehr Shops in Deutschland – wie beispielsweise die Drogeriemarktkette Müller oder der Spielwarengroßhändler Müller & Herber – bieten die Rutschautos an, bei denen die Tiermotive für eine tiefere Botschaft stehen sollen: Alle Produkte von Wheely Bug sind zu 100 Prozent vegan und werden aus nachhaltig gewonnenen Materialien hergestellt.
Die Basis der Wheely Bugs besteht aus nachhaltig gewonnenem und zertifiziertem Pappelsperrholz, überzogen wird es mit einer Schicht aus Polyurethan-Leder, die sowohl äußerst robust als auch pflegeleicht ist und zudem im ausgehärteten Zustand laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als völlig ungiftig eingestuft wird.
PU-Leder ist nicht perfekt, aber besser als echtes Leder
Der Tierschutzorganisation Peta zufolge besteht der Nachteil von PU-Leder zwar darin, dass die meisten Kunststoffe noch immer auf Erdöl basieren. Allerdings enthielten auch die meisten modernen Produkte aus tierischem Leder Erdölprodukte. Durch die massiven ökologischen Schäden, die die weltweite Tierhaltung verursacht, gilt Kunstleder trotz der berechtigen Kritik laut Peta als umweltfreundlicher als Tierleder.
Laut Higg MSI-Index, der gängige Materialien in der Modebranche in puncto Nachhaltigkeit bewertet, schneidet PU-Kunstleder doppelt so gut ab wie Ananasleder und sogar viermal besser als echtes Leder.
Ein drastischer Nachteil von PU liegt laut Greenpeace allerdings in der Entsorgung: „Diese ist problematisch, weil bei der Verbrennung von PU zahlreiche gefährliche Chemikalien wie Isocyanate, Blausäure und Dioxine freigesetzt werden.“
Die Produktion der Wheely-Bug-Modelle erfolgt in China
Weil sich das australische Unternehmen die Produktion in Australien in den Anfangszeiten um die Jahrtausendwende „schlichtweg nicht leisten konnte“, wurde die Produktion nach China verlegt. „Wir hatten das Glück, eine Fabrik in amerikanischem Besitz zu finden, die unsere Design-Ethik, unser Beharren auf Qualität und faire Arbeitspraktiken verstanden hat“, heißt es auf der offiziellen Website.
Die Gründerin Christiane berichtet in diesem Interview von der Problematik der Nachahmungen:
Die „große und moderne Fabrik“ am Rande der Stadt Shenzhen biete eine angenehme Arbeitsatmosphäre, in der die Arbeitnehmer*innen über dem gängigen Lohn bezahlt würden. Zudem bestehe Anspruch auf Urlaub und Krankenstand. „Alle Mitarbeiter sind über 18 Jahre alt und werden mit Unterkunft und Verpflegung versorgt.“ Regelmäßige Stichprobenkontrollen stellten zudem sicher, dass das Arbeitsumfeld den hohen Standards von Wheely Bug entspreche und alle Mitarbeiter*innen fair behandelt würden.
Auch bei Wheely Bug fehlt es an Transparenz
Es steckt also doch eine kompliziertere Geschichte hinter den süßen Rutschautos von Wheely Bug. Um herauszufinden, ob die langen Transportwege nach Deutschland den CO2-Ausstoß der Produktion tatsächlich wieder wettmachen können, bräuchte es wohl eine unabhängige Studie und noch mehr Transparenz.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, setzt auf Modelle, deren Hauptbestandteile aus heimischem Holz bestehen. Und damit vielleicht auch auf die nächste große Geschäftsidee.
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