Es ist wie ein Kammerspiel in drei Akten: Erst das Foto mit Erdogan, dann die verkorkste WM und nun der Höhepunkt der Verschmähung durch Werbepartner. Mesut Özil hat es zurzeit nicht leicht – machte die Sache aber auch mit seinem vergangene Woche veröffentlichten Beitrag auf Twitter, Facebook und Instagram nicht besser. Dort rechnete der Fußballstar nach seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft mit Sponsor Mercedes-Benz, dem DFB und den Medien über den Umgang mit ihm als Person ab. Das Verhältnis zu Mercedes? Angeschlagen.
Die Sport Bild will erfahren haben, dass Mercedes von einer prominenten Platzierung Mesut Özils auf einem Werbe-Motiv kurzfristig absah, nachdem dieser sich mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayip Erdogan hatte ablichten lassen. Anstatt in erster Reihe sei Özil nur im Hintergrund zu sehen. Doch die Kampagne läuft bereits seit März 2018, startete also vor der Erdogan-Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan. Fraglich ist, ob zunächst eine andere Version der Kampagne existierte. Mesut Özil selbst berichtete zumindest in seinem Rücktritts-Statement, dass der Konzern Daimler kurzfristig viele Aktivitäten mit ihm gestoppt habe.
Adidas steht zu Özil
Trotzdem hat der DFB-Sponsor Mercedes-Benz nicht vor, die Zusammenarbeit mit dem Ex-Fußball-Nationalspieler vorzeitig einzustellen. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche sagte, man habe sich die Vorwürfe gegenüber Medien, dem Verband und den Sponsoren angesehen: „Der Vertrag als Markenbotschafter von Mesut Özil läuft noch bis Ende des Jahres 2018. Es gibt keine Notwendigkeit, ihn vorzeitig zu beenden“, sagte Zetsche. Man sei schließlich seit mehr als vierzig Jahren Partner des DFB. Der Vertrag mit dem DFB läuft im Januar 2019 aus, danach folgt eine DFB-Partnerschaft mit VW. Auch der lukrative Einzelvertrag von Özil und Mercedes endet zum Jahreswechsel. Es scheint, als würde Mercedes die Misere einfach aussitzen.
Adidas bekennt sich zu Özil und will den Vertrag, der bis 2020 läuft, einhalten. Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller rüstet nicht nur die deutsche Nationalmannschaft aus, sondern hat auch einen direkten Vertrag mit Özil, der die Schuhe mit den drei Streifen bewirbt. Seit 2013 hat Özil einen Werbevertrag mit dem Sportartikelhersteller, der ihm dem Vernehmen nach bis zum Jahr 2020 16 Millionen Euro einbringt. Özil gilt als wichtiges Adidas-Werbegesicht. „Wir bedauern, dass Mesut Özil nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen wird. Als Markenbotschafter bleibt er selbstverständlich ein Mitglied der Adidas-Familie“ erklärt Adidas-Sprecher Oliver Brüggen gegenüber absatzwirtschaft. Brüggen weiter: „Der aktuelle Ausrüstungsvertrag mit Mesut Özil läuft bis 2020. Özil wird in den kommenden Wochen und Monaten in Kampagnen von Adidas Football präsent sein.“
Die Apple-Tochter beats by dre, die noch während der WM große Werbekampagnen mit Mesut Özil ausgestrahlt hatte, äußerte sich gegenüber absatwirtschaft nicht zu ihrem Verhältnis zum Mittelfeldspieler. In einem vor der WM produzierten 4-Minuten-Clip wird Özil als einer der besten Mittelfeldspieler seiner Generation vorgestellt und als „deutsch-türkisches Kind muslimischen Glaubens“. Das Thema Integration wurde in den Mittelpunkt gehoben:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=pIITtMWAuyY
Vodafone stoppt Werbeclip
Der Telekommunikationskonzern Vodafone hat ein bereits fertig produziertes Werbevideo mit Mesut Özil eingestampft. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Berufung auf das Unternehmen. „Mit der Kampagne hätten wir in der massiven Diskussion im Netz mit unserer Botschaft nicht mehr durchdringen können“, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der Zeitung.
Der Werbefilm, in dem neben Özil auch dessen Hund Balboa eine wichtige Rolle spielt, sollte ausschließlich über die Social-Media-Kanäle des Kickers ausgespielt werden. Vodafone ist allerdings kein Sponsor des Fußballers und hat somit auch keinen Sponsoren-Vertrag beendet. Es habe sich lediglich um einen einzelnen Videoclip gehandelt, der über die Social-Media-Kanäle von Mesut Özil ausgestrahlt werden sollte. Die Ausstrahlung dieses Clips sei abgesagt worden und im Einvernehmen mit Özils Management
Auch der Computerhersteller Konami Digital Entertainment B.V. und Mesut Özil sind seit 2016 miteinander verbandelt. Der Ex-Mittelfeld-Star der deutschen Nationalmannschaft ist offizieller Botschafter für PES. Ob sich Konami von der Zusammenarbeit distanziert, wurde auf Anfrage nicht mitgeteilt.
Deutlich wird: Das Verhältnis zu Partnern und Sponsoren ist angeknackst.