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2018 könnte als das Wendejahr in Facebooks Unternehmenshistorie eingehen – als das Jahr, in dem der Konzernchef Mark Zuckerberg wie ein spätrömischer Kaiser in seiner Hybris sein Imperium verspielte und seinen Führungsstab geschlossen in die Wüste schickte.
Mehr als 200 Milliarden Dollar an Börsenwert hat Facebook seit den Allzeithochs im Februar dieses Jahres beim Kurssturz von inzwischen über 40 Prozent verbrannt – und Zuckerberg dabei sein Nettovermögen selbst um mehr als 30 Milliarden Dollar dezimiert. (Der 34-Jährige wird es verkraften können, es bleiben ihm – zumindest virtuell, denn das Vermögen ist an seine Facebook-Aktien gebunden – knapp 50 Milliarden Dollar.)
Angeschlagene Moral bei Facebook
Wie das Wall Street Journal am Freitag berichtete, befindet sich die Arbeitsmoral beim inzwischen nach Amazon, Alphabet und Alibaba nur noch viertwertvollsten Konzern der Welt synchron zum Börsenabsturz nach den zahlreichen PR-Skandalen im freien Fall. So beurteilt nur noch jeder zweite Mitarbeiter die Zukunft des Mutterkonzerns des weltgrößten Social Networks optimistisch – vor einem Jahr waren es noch 32 Prozent mehr.
An den Auflösungserscheinungen im Top-Management hat Zuckerberg selbst den größten Anteil. Seit Jahresbeginn haben dem streitbaren Facebook-Chef, der für seinen Führungsstil in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten war, zahlreiche Top-Manager den Rücken gekehrt – etwa Sicherheitschef Alex Stamos, WhatsApp-Mitgründer Jan Koum und – sehr überraschend – im September geschlossen die beiden Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger.
Wall Street Journal: Zuckerberg gibt Sandberg die Schuld an der PR-Krise
Nun droht dem 34-Jährigen auch noch in der schwersten Krise seine lange Zeit rechte Hand abhanden zu kommen, nicht zuletzt, weil Zuckerberg mit Vizechefin Sheryl Sandberg seit geraumer Zeit über Kreuz liegen soll.
Wie das Wall Street Journal heute in einer neuen Enthüllung berichtet, macht Zuckerberg Sandberg für das Ausmaß der Krise, in die Facebook nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica im März stürzte, verantwortlich. Wie das WSJ weiter berichtet, hätte Sandberg die entstandene öffentliche “Hysterie” nach dem Datenskandal besser eindämmen und im Vorfeld Inhalte auf Facebook besser kontrollieren müssen.
Zuckerberg selbst habe mit Anbruch der Krise die Zügel beim Social Media-Pionier mit einem aggressiveren Führungsstil angezogen. “Wir befinden uns im Krieg”, soll der 34-Jährige sein Führungspersonal eingeschworen haben.
Sheryl Sandberg ist angezählt wie nie
Wie das WSJ darüber hinaus berichtet, mache sich Sandberg nach den Verwerfungen mit Zuckerberg Sorgen um ihren Job. Tatsächlich wirkt das langjährige Aushängeschild nach den vernichtenden Enthüllungen der New York Times so angeschlagen wie nie.
Am Wochenende wurden über Facebooks Krisenjahr Stimmen von Branchenexperten laut, die offen den Rückzug der 49-Jährigen forderten. “Sheryl Sandberg sollte ersetzt werden. Sie ist komplett entbehrlich”, findet etwa Management-Guru Jeffrey Sonnenfeld von der Yale University.
Für das Traditionsmagazins The Atlantic ist die “Feministen-Ikone zum Bösewicht” mutiert. Nach Einschätzung des CNBC-Marktkommentators James Cramer geht die Abneigung der Wall Street gegen Sheryl Sandberg inzwischen so weit, dass die abgestürzte Facebook-Aktie bei ihrem Abgang einen Freudensprung machen würde.