Wenn KI und Nachhaltigkeit einander beschleunigen 

Nachhaltigkeit wurde von KI als wichtigster Marketingtrend in den Köpfen der CMOs verdrängt. Doch ist eine gemeinsame Transformation nicht genau das, was uns langfristig im Spiel hält?
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Stefanie Kuhnhen ist Chief Strategic Officer und Partnerin bei Serviceplan. (© privat, Montage: Olaf Heß)

In der internationalen Studie “CMO Barometer” der Serviceplan Group, in der über 450 Chief Marketing Officer befragt wurden, konnten wir es klar sehen: War Nachhaltigkeit im Jahr 2023 noch für 85 Prozent wichtigster Marketingtrend und somit auf Platz eins, fiel das Thema 2024 mit der Mainstreamisierung der KI (83 Prozent) auf Platz vier zurück (78 Prozent). Auch wenn der Abstand zwischen beiden nur 5 Prozent betrug, zeigt dies doch, mit welcher Radikalität die rasante KI alles andere auf die Plätze verweist.  

Das ist absolut nachvollziehbar, denn die KI disruptiert unser tägliches Tun im Marketing. Dabei geht es nicht nur darum, neue Werbeproduktions-Effizienzen zu heben. Es gilt auch für die Marktforschung, wo heute schon durch KI-generierte Consumer zu allem befragt werden können, oder im Produkt- und Innovationsbereich, in der die KI langjährige Innovationszyklen drastisch verkürzt. 

Doppelte Transformation anstrengend, aber wichtig 

Ich möchte jedoch eine Lanze dafür brechen, KI und Nachhaltigkeit zusammen zu denken und füreinander zu nutzen. Denn diese beiden Transformationen beschleunigen sich nicht nur gegenseitig, sondern sie werden gemeinsam ausmachen, ob wir unternehmerisch überhaupt im Spiel bleiben. 
 
Lasst uns die “Twin Transformation” umarmen, denn es ist zwar anstrengend, aber wichtig, dass sie zusammen passiert.  

Vier Anregungen, warum das so ist: 

1. Viele Unternehmen haben gemäß der neuen europäischen Gesetzgebung ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele. Es gibt aber oft keinen konkret-messbaren Plan, wie diese erreicht werden können. KI kann, gestützt auf eine erste Datenerhebung, genau hier unterstützen und konkrete Szenarien für die Zielerreichung ausgehend vom Status Quo zu errechnen.   
 
2. KI unterstützt in der konkreten Umsetzung des Nachhaltigkeitsweges. Zuallererst kann sie helfen, viele Prozesse konsequent zu digitalisieren. Studien sagen, dass damit bis zu 25 Prozent der aktuellen Emissionen eingespart werden können. 
 
3. KI wird uns helfen, Energie dezentraler und effizienter einzusetzen. Das ist aktuell noch nicht Rollout-fähig, wird aber bald kommen, wenn sich Stromanbieter und KI-Entwickler weiter zusammentun. Dann werden wir Energie nur noch genau in der Sekunde nutzen, in der wir sie brauchen. 

4. Nachhaltige Transformation braucht neue Produkte, neue Kreislaufmodelle, neue Lieferketten, neue Lieferanten. Ohne KI wird es nicht möglich sein, die dafür benötigten komplexen, neuen Szenarien aufzustellen, zu berechnen und die beste Alternative abzuwägen.  

Ohne KI keine Dekarbonisierung 

Zusammengefasst: Ohne KI wird es keine Dekarbonisierung geben. Und, wie eine aktuelle IBM-Studie, zeigt: Unternehmen, die beides konsequent gemeinsam angehen, erzielen bessere Ergebnisse einer nachhaltigen Transformation.  

Stefanie Kuhnhen ist Chief Strategic Officer und Partnerin bei Serviceplan. Die Kolumnistin ist Markenstrategin mit Leidenschaft für die Zukunft und nachhaltige Unternehmensführung.