Das Motto finde ich diesmal aber irgendwie lustig. Es setzt wirre Analogien und Assoziationen frei. Unweigerlich denkt man an Science-Fiction-Filme. An Terminator: Die bösen Maschinen erheben sich gegen verzweifelte Menschen. Die Menschen bauten Maschinen und Computer – und mit ihnen eine Welt, die sie nicht mehr beherrschten. Und nun schlagen die Computer zurück. Das Ende naht. Oblivion…
Stimmt, ich bin immer noch analog. Ein Mensch aus Fleisch und Blut. Völlig übersättigt und überwältigt von einer Furie wilder Medien, die um mich kämpfen. Um meine Aufmerksamkeit und Teilnahme. Und die mir alles versprechen, wenn ich mich nur auf sie einlasse.
Die neuen Medien sind leider im Vorteil. Denn sie verändern sich schneller als wir denken können. Schneller als wir armen, analogen Menschen ihre Rituale ändern können. Und sie vermehren sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Sie verlangen von mir immer mehr Fertigkeiten. Mediatheken, Apps, DAB-Radio, QR-Codes, Google+, Pinterest – und was kommt als nächstes? Womöglich noch ein paar TV-Sender (Sixx, ZDFNeo, Nitro), die aber gottseidank meist nur digital zu empfangen sind.
Ihr Medien habt’s gut. Ihr könnt im Tages-Rhythmus von einer Innovation zur nächsten schreiten. Vor allem aber: Ihr seid ewig. Denn das Netz vergisst nichts. Ich aber bin ein armes, analoges Würstchen. Meine Uhr läuft. Da ich, ganz nebenbei, auch schlafen, einkaufen, essen und arbeiten und Zeit für die analogen Menschen um mich herum erübrigen muss (weil die mich sonst in die Klapsmühle stecken), ist meine Zeit für den Medienkonsum begrenzt. Ich würde euch Medien gern 26 Stunden meines Tages schenken. Wenn ich sie nur hätte…
Für uns Menschen ist die digitale Welt unglaublich verlockend, aber wir kommen damit nicht ganz so gut zurecht wie ihr. Wir Menschen gucken nämlich morgens in die Zeitung, hören Radio, fahren an Plakaten vorbei, lesen Zeitschriften, gamen ab und zu, schauen uns Videos auf Youtube an und sehen jeden Abend fern. Wir sind den ganzen Tag am Rechner – und wenn nicht, sind wir mobile. Selbst das neue Auto ist online. Wir haben uns längst bei mindestens drei Social-Media-Plattformen angemeldet und sind bei zweien sogar aktiv. Nebenbei bloggen wir noch ein wenig.
Was wollt ihr denn noch von uns? Was sollen wir denn noch alles machen? Andererseits, ihr Medien begebt euch freiwillig in diesen mörderischen Wettbewerb. Mit jedem neuen TV-Sender, mit jeder neuen (absolut „unverzichtbaren“) Social-Plattform geht das Fenster weiter zu. Mein Zeit-Fenster. Das Fenster meiner maximalen Aufmerksamkeit.
Wir analogen Menschen stehen dennoch vor einer folgenschweren Entscheidung. Entweder wir entsagen diesem Overkill und kaufen uns ein Häuschen in Bangor, Maine. Oder wir beschäftigen künftig nicht nur regelmäßig einen Psychoanalytiker, sondern auch einen persönlichen Medienberater, der uns durch diesen Medien-Sturm navigiert.
Bestimmt gibt es auf dem TV-Wirkungstag einen Beratungsstand.
Über den Autor: Thomas Koch ist Inhaber der Agentur „Warum Wippt der Fuß?“ und ist mit seiner Beratungsfirma „tk-one“ als freier Media- und Medienberater, strategischer Consultant und Gutachter tätig. Zudem ist er Herausgeber des Branchenmagazins „Clap“.