Mittlerweile haben die vier Weltstädte Mexiko-Stadt, Paris, Athen und Madrid auf dem C40-Klimaschutz-Treffen beschlossen, in ihren Städten bis 2025 ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge einzuführen. Kalifornien, Norwegen, Niederlande denken über das Verbot von Verbrennungsmotoren bei Neuwagen ab dem Jahr 2030 nach. Und in China werden Quoten für Elektroautos diskutiert. Nicht die beste Ausgangssituation, um Käufer im Jahre 2017 für den Kauf von Neuwagen zu motivieren.
Neue Produkte – fast nur noch SUV
Bei den neuen Produkt-Neuerungen des Jahres 2017 dominieren mit mehr als 20 Nachfolgemodellen und völlig neuen Modellen, wie etwa den ersten Alfa Romeo SUV Stelvio, die sportlichen Geländewagen (SUV) Neben SUV geben mit dem Ford Fiesta, dem VW Polo das Kleinwagen-Segment und die Mittel- und obere Mittelklasse mit dem Opel Insigna und der neuen BMW 5er Reihe Marktimpulse. In gesättigten Märkten wie West-Europa, USA oder Japan beleben Produkt-Innovationen durch schnellere Auswechselprozesse den Automarkt. Ein klares „Ausreißer-Jahr“ bei Produktneuerungen ist allerdings das Jahr 2017 beim Vergleich mit den Vorjahren weniger. Es kommt wie immer neues in den Markt, aber das traditionelle Geschäftsmodell der Autobauer dominiert. Disruptive Innovationen, die eine große Aufbruchsstimmung bei den Autokäufern bewirken könnte wird es im Jahr 2017 nicht geben. Die wichtigste Modellneuerung ist hier sicher das Tesla Model 3, das allerdings erst zum Ende des Jahres 2017 erwartet wird und auch beim Opel Ampera-e muss eher mit überschaubaren Produktionsvolumen gerechnet werden. 2017 wird damit ein „normales“ Jahr, wenn man auf die Produktinitiativen der Branche blickt.
Europa mit geringerem Wachstum in 2017
Neben dem geringeren Wachstum in Frankreich und Italien muss durch den BREXIT in Groß-Britannien mit einer Wachstumseinbuße gerechnet werden. In Deutschland, wird der, durch hohe Rabatte und Eigenzulassungen gepushten Neuwagenmarkt im Jahr 2017 stagnieren. Zwischenfazit: Die wichtigen Märkte in West-Europa zeigen 2017 geringeres Wachstum, und das wirkt sich auf die Entwicklung des Weltautomarktes aus.
Die deutschen Premiumhersteller konnten sich in den letzten 16 Jahren sehr gut im Weltautomarkt positionieren. Alles spricht dafür, dass sich diese Entwicklung – auch bei den Marktanteilen im Jahr 2017 fortsetzt. Die konjunkturellen Voraussetzungen stimmen und Mercedes wird auch im Jahr 2017 im Wachstumsprozess der Drei den größten Zuwachs verbuchen. Damit werden nach unserer Prognose im Jahr 2017 die drei großen deutschen Premiumhersteller 6,270 Millionen Neuwagen verkaufen und einen Weltmarktanteil von 7,4 Prozent erreichen.
Die Regel „Premium wächst schneller als der Gesamtmarkt“ gilt auch 2017. Mercedes kann dabei durch seine Produkterweiterungen in Richtung SUV am stärksten profitieren, da Audi und BMW ein Großteil der SUV-Nachfrage bereits in den Vorjahren gewinnen konnte.
Impulse durch Wachstum beim Bruttosozialprodukt
Damit wird für das Autojahr 2017 die Weltkonjunktur von großer Bedeutung. Die Prognosen basieren auf den im November 2016 von der OCED vorgestellten Wachstumsprognosen des Bruttosozialprodukts. Weltweit rechnet die OECD mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent. Bricht man das erwartete Wirtschaftswachstum auf die 15 größten Automärkte herab, ergibt sich statt 3,3 Prozent noch 2,4 Prozent Wachstum. Die Weltwirtschaft wächst also stärker als die Wirtschaft in den wichtigsten Automobilmärkten. Das hängt damit zusammen, dass die großen Automobilmärkte überwiegend auch die Länder mit hohem Volkseinkommen sind, in denen eher unterdurchschnittliches Wachstumstempo vorliegt.
Der Weltautomarkt erhält dann wichtige Impulse, wenn in den neuen Märkten mehr Menschen in höhere Einkommensgruppen wachsen. Dies ist besonders in China der Fall. China ist der größte Automarkt der Welt mit erwarteten 22,9 Millionen Pkw-Verkäufen im Jahre 2016. In China wird im Jahre 2017 nach der OECD ein Wirtschaftswachstum von 6,4 Prozent gerechnet. Damit wird China auch im Jahre 2017 wesentlicher Impulsgeber für das Weltautogeschäft sein. 28 Prozent aller weltweiten verkauften Neuwagen finden mittlerweile in China ihre Käufer.
China im Automarkt mit gewichtigerer Position als bei Gesamtwirtschaft
Das Autogeschäft und die deutsche Autoindustrie sind von China in besonderem Maße abhängig und diese Abhängigkeit steigt von Jahr zu Jahr. Zwar ist auch in den USA, dem zweitgrößten Automarkt der Welt, ist das Gewicht am weltweiten Autoabsatz mit 21 Prozent höhere als sein Gewicht an gesamten Weltsozialprodukt (21 Prozent). Freilich ist die Position und – wenn man so will das Ungleichgewicht gegenüber dem Weltsozialprodukt – in USA bei weitem nicht so groß wie bei China. Wichtige Wachstumsländer im Jahr 2017 sind Indien mit 5,5 Prozent Wachstum des Pkw-Marktes und Spanien mit erwarteten 8 Prozent. Spanien hat nach wie vor eine große Lücke gegenüber dem, vor der Weltfinanzkrise erzielten Marktniveau von 1,6 Millionen jährlichen Neuwagenverkäufen. Daher kann trotz geringerem Wirtschaftswachstum in Spanien mit einem höheren Wachstum des Pkw-Absatzes gerechnet werden. Schwächeres Wirtschaftswachstum in Frankreich, gepaart mit höheren politischen Risiken vor der Präsidentschaftswahl und eine sehr unsicher Entwicklung des hoch-verschuldeten EU-Mitgliedsstaats Italien sind Gründe für das geringe Wachstum des französischen und italienischen Automarkts. Italien und Frankreich haben nach wie vor noch nicht ihr „Normalniveau von 2,3 Millionen jährlichen Pkw-Neuwagenverkäufen vor der Weltfinanzkrise erreicht.
Fazit: Stabiles Jahr mit Incentives
Im Jahr 2017 geht das Wachstum der Autoindustrie weiter. Getrieben wird das Marktwachstum stärker durch die wirtschaftliche Entwicklung, die positiv ist. Die großen Durchbruchs-Innovationen, die reife Märker beflügeln wird es 2017 nicht im Autogeschäft geben. Zu weit ist die Elektromobilität oder das automatisierte Fahren noch von der richtigen Großserie weg. Damit bleibt in reifen Märkten wie West-Europa und USA Incentives ein bleibender Begleiter der Automanager. Wachstum ist im Jahr 2017 nicht gleichbedeutend mit guten Margen. Kostenmanagement, Kapazitätsauslastung bei hohen Investitionen für die neuen Technologien geben den Rahmen für das leichte Wachstum im Weltautomarkt ab. Die Bäume wachsen damit trotz positivem Wachstum bei weitem nicht in den Gewinnhimmel