Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland wird weiter diskutiert, diesen Mittwoch stehen die geplanten Gesetzesänderungen auf der Tagesordnung der Kabinettssitzung. Der „Spiegel“ widmet „Mary Jane“, wie Marihuana auch genannt wird, deshalb seine aktuelle Titelstory – und zitiert darin die Macherin der gleichnamigen Hamburger Kiffermesse. „Cannabis kann das neue Bier werden“, sagt Nhung Nguyen. Da drängt sich für engagierte Wellbeing-Managerinnen und Manager natürlich sofort die Frage auf, ob zur Afterwork Party nun bald auch der Feierabend-Joint gehört.
Noch ist bekanntlich nichts entschieden, doch man darf gespannt sein – und wir werden das Geschehen auch an dieser Stelle weiter im Blick behalten. Zumal die Legalisierung noch weitere, wesentlich konkretere „Work & Culture“-Folgen haben dürfte. In NRW beispielsweise steht man laut „Spiegel“ bereits in den Startlöchern für eine Ausbildungsinitiative zum Cannabis-Fachkultivierer. Der Job macht sich im Lebenslauf bestimmt super.
Frauenmangel selbst verschuldet
Weitaus weniger umnebelt ist eine Pressemitteilung von Bitkom Research, die mich taufrisch am Freitag erreichte – und verblüffte. Darin stellt Bitkom-Geschäftsleiterin Susanne Dehmel klar: „Drei von vier IT- und Telekommunikations-Anbietern sagen, dass sie ohne Frauen ihre Zukunft verspielen“. Umso überraschender sind die Gründe für den Frauenmangel in der ITK-Branche, die die Umfrage von Bitkom Research unter mehr als 500 ITK-Anbietern zutage förderte. Danach sind die vier wichtigsten Gründe von den Unternehmen selbst (mit-)verursacht, ließen sich also auch von den Unternehmen selbst ändern. Auf Platz eins sehen ITK-Anbieter mit 76 Prozent „mangelnde Betreuungsinfrastruktur“, auf den Plätzen zwei und drei folgen „traditionelle Rollenbilder in den Unternehmen“ (73 Prozent) sowie „Hindernisse beim Quereinstieg“ (57 Prozent). Die vielzitierte „gläserne Decke in den ITK-Unternehmen“ sehen 49 Prozent der Befragten Unternehmen als Hindernis für Frauen.
In Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels müssten diese Ergebnisse doch eine gute Nachricht für ITK-Unternehmen sein: Einfach mal konsequent die in der Befragung selbst erstellte To-Do-Liste abarbeiten, dann klappt’s auch mit den Frauen.
Mercedes investiert zwei Milliarden Euro in IT- und KI-Ausbildung
Dazu passt eine Meldung von Mercedes. Der Automobilkonzern nimmt die Misere an der Fachkräftefront jetzt noch ein Stückchen mehr selbst in die Hand. Bis 2030 will Mercedes-Benz weltweit mehr als zwei Milliarden Euro in seine Qualifizierungsinitiative Turn2Learn investieren. Diese lege „einen gezielten Schwerpunkt auf Digitalisierung und KI“, so der Konzern. In zwei Pilotprogrammen – D.SHIFT und Data Worker – würden derzeit bereits mehr als 600 Beschäftigte aus Produktion, produktionsnahen Bereichen und Verwaltung zu Daten- und KI-Fachkräften weitergebildet. Die Nachfrage nach Angeboten aus Turn2Learn sei „groß“, betont Sabine Kohleisen, Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der Mercedes-Benz Group.
Engagement sinkt, Employer Branding muss sich wandeln
Ob Initiativen wie die von Mercedes Benz helfen, die eigenen Leute nicht nur digital aufzuschlauen, sondern auch länger ans Unternehmen zu binden, hat der Automobilkonzern leider nicht ermittelt (oder im Kontext nicht mitgeteilt). Zu wünschen wäre es allemal.
Denn in Sachen Engagement und Loyalität der Mitarbeitenden steht es hierzulande nach wie vor nicht zum Besten – je nach Studie sogar zum ziemlich Schlechten. Der in der vergangenen Woche erschienene Employee Experience Trends Report 2023 von Kinetri, für den über neun Millionen Beschäftigte aus 2.500 Unternehmen in mehr als 160 Ländern befragt wurden, kommt für Deutschland auf einen Engagement-Wert von 44 Prozent. 2020 lag der Wert noch bei 59 Prozent. Noch schlechter sind die Zahlen des vielbeachteten Global Workplace Report 2023 von Gallup. Dieser ist bereits im Frühjahr erschienen und hat einen weltweiten Engagement-Wert von mageren 23 Prozent errechnet, für Deutschland sogar nur einen von 16 Prozent.
Wer statt Studien aber lieber Menschen glaubt, kann beispielsweise das Interview mit Embrace-Chef Gero Hesse lesen, das ich vor kurzem für absatzwirtschaft geführt habe. Darin macht der Employer-Branding-Spezialist allen Employer-Branding-Spezialist*innen nicht allzu viel Hoffnung für die Zukunft der Arbeitgebermarke. 80 Prozent der Jobsuchenden, so Hesse, entschieden sich heute nicht mehr primär für eine Arbeitgebermarke. „Die meisten wollen in erster Linie einen individuellen Job mit individuellem Skills Mix, in einem für sie individuell gepackten Jobpaket“, sagt Hesse. Das sei ein echter Paradigmenwechsel, dessen Tragweite bislang nur die wenigsten Arbeitgeber wirklich verstanden haben.
Im Urlaub in die Hufe kommen
Und für alle, die jetzt unbedingt ein bisschen Abstand vom Job brauchen und ihren Sommerurlaub noch vor sich haben, zum Schluss ein kleiner Tipp: Das isländische Fremdenverkehrsamt bietet allen Digital Detoxern an, die lustlosen E-Mail-Antworten aus den Ferien von Islandpferden übernehmen zu lassen. Doch Vorsicht! Sollte niemandem auffallen, dass die Urlaubsvertretung diesmal nur ein Klepper ist, muss das nicht zwangsläufig für die Begriffsstutzigkeit des Empfängers sprechen. Es kann auch heißen, dass man vom Sender nichts anderes erwartet hat. Oder dass Cannabis auch in Island schon ziemlich weit verbreitet ist.
In diesem Sinne: Eine tierische Woche und bleiben Sie gut drauf!