Entgegen der langjährigen Tradition wird der Handelsverband Textil (BTE) der Branche in diesem Jahr kein offizielles Datum für den Höhepunkt der sommerlichen Rabattschlacht, den Sommerschlussverkauf, vorschlagen, sagte der BTE-Sprecher Axel Augustin am Mittwoch in Köln. „Das liegt daran, dass in der Krise jedes Unternehmen einen individuellen Weg finden muss. Natürlich gibt es auch jetzt schon Rabatte in vielen Geschäften. Aber gerade an kleineren Standorten sind Händler auch darum bemüht, die Saison noch ein wenig zu verlängern.“
An einem Aufruf, auf einen offiziellen SSV-Termin zu verzichten, hatten sich Anfang dieser Woche neben dem BTE auch der Bundesverband des Deutschen Schuheinzelhandels (BDSE) und der Bundesverband des Deutschen Lederwaren-Einzelhandels (BLE) beteiligt.
Schlussverkäufe bis 2004 gesetzlich geregelt
Der Sommerschlussverkauf war bis 2004 gesetzlich genau geregelt: Ab 1950 durfte der Einzelhandel zwei Saisonschlussverkäufe pro Jahr während streng festgelegter Zeiträume durchführen: Den Winterschlussverkauf in der letzten Januar- und der ersten Februarwoche, den Sommerschlussverkauf in der letzten Juli- und ersten Augustwoche.
Seit der Reform des Gesetzes können Einzelhändler nach Belieben über Rabattaktionen entscheiden. In der Praxis findet der Verbraucher deshalb mittlerweile fast das ganze Jahr hindurch Sonderangebote in den Geschäften.
Modehandel büßt bis zu 40 Prozent Umsatz ein
Dennoch hatte der Branchenverband bisher jedes Jahr einen Termin für den SSV benannt – traditionell den letzten Montag im Juli. Auch wenn es regelmäßig schon vorher große Rotstiftaktionen im Handel gab, sollte der Termin den Höhepunkt der Rabattschlacht markieren.
Im ersten Halbjahr lagen die Umsätze im Modehandel nach Schätzungen des BTE um 30 bis 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. „Viele Geschäfte kämpfen um ihr Überleben und die Strategien sind unterschiedlich – von frühem Sale bis zu länger stabilen Preisen“, begründete Augustin den Verzicht. Der BTE hatte bereits im Mai empfohlen, die Sommersaison grundsätzlich zu verlängern, um so zumindest einen Teil des während der Ladenschließungen im März und April verlorenen Geschäfts aufzuholen.
tht/dpa