So wie Detroit geht es zurzeit nahezu allen klassischen Automessen. Auch die Frankfurter IAA hat unter einem bedenklichen Ausstellerschwund zu leiden. Die Zukunft der klassischen Automessen war gestern.
CES ist Spiegelbild der Veränderung des Autos
Die CES ist Sinnbild der Veränderung des Autos. Früher ging es um die schönen Karossen, um Männer, die als Reifenkicker ihren automobilen Sachverstand zeigten. Technik war früher Stahl, der 12-Zylinder-Motor unter der Haube, die Hochgeschwindigkeitsfahrwerke. Heute ist Technik das, was in Las Vegas im Mittelpunkt steht: Internet of Things, 5G, Machine Learning und Artificial Intelligence, Smart Cities, Blockchain-Anwendungen, Dohnen, Smart Home – Auto ist nur ein Teil davon, ein Beispiel für die Anwendung. Self-driving cars, the future of infotainment, das vernetzte Autos – sprich Streaming-Dienste und Online-Einkaufsplattformen wie etwa Alibaba oder Amazon – gestalten das Auto der Zukunft mit.
CES hat eigenes Format
Während bei klassischen Automessen Karossen in Reihe für zwei Wochen in Hallen stehen konzentrieren sich die neuen Technikmessen wie die CES – oder aber auch die Gamescom in Köln – auf wenige Tage. Man präsentiert Highlights und keine Dauerberieselung. Man inszeniert und tauscht sich in Meetings und Conference Sessions aus. Während man bei klassischen Automessen versucht, hunderttausende Otto-Normalverbraucher in Messehallen zu bringen, hat die CES weniger als 190000 Besucher, davon knapp 7000 Medienberichterstatter. Ein Großteil der Publizität erfolgt eben über das Internet, also simultan, online und nicht in der Schlange vor einer Karosse.
Automotive Innovators auf der CES
Die CES zeigt die Technik für das neue Auto und die neue Wertschöpfungskette. Daher sind Unternehmen wie LG Electronics, IBM, Verizon, AMD, Nvidia, Intel, Samsung Electronics, Qualcomm, Alibaba, Nexus, YouTube, Uber und viele andere präsent. Aber auch die großen deutschen Zulieferer und Autobauer sind vor Ort.
– Bosch präsentiert sein elektrischen Shuttles mit integrierten Services
– Conti will die Smart City sicherer machen, etwa mit intelligenter Kreuzung
– Schaeffler zeigt, wie man Ausfallsicherheit erhöhen kann
– ZF zeigt ein Konzeptcar, das autonomes Fahren das mit KI lernt
Audi macht seinen e-tron day, BMW zeigt ein autonom fahrendes Motorrad, Byton stellt für sein zukünftiges SUV Connectivity in den Mittelpunkt, Honda ist mit autonomen Geländefahrzeug in Las Vegas, Kia zeigt ein Innenraum, der über KI sich an den Gefühlslagen der Gäste anpasst, Mercedes zeigt seinen EQC und den Van der Zukunft, Toyota ist mit der Brennstoffzelle im Auto da, VW stellt seine mobilen Ladestationen (Powerbank) vor.
Nahezu gleichzeitig trafen bei der Frankfurter IAA die ersten Absagen ein: Aston Martin, Chevrolet und Cadillac, Dacia, Mitsubishi, Nissan, Renault, Rolls Royce und Volvo haben schon jetzt abgesagt. Die Autowelt ändert sich dramatisch und schnell, die Messekonzepte aus der alten Autowelt sind am Verschwinden.
USA: Wachstumsbremse Zollkriege
Nichtdestotrotz muß die CES auch gegen die Konjunktur antreten. Die Kapriolen des US-Präsidenten bei Zöllen und dem Shutdown belasten Aktienkurse und Konjunktur.
Die Materialkosten bei Autobauern wie Ford sind durch die Zölle und Unsicherheiten gestiegen und haben die Gewinne gedrückt. Die Zeit des billigen Geldes zur Ankurbelung der US-Konjunktur läuft ab. Die Steuer-Kredite beim Kauf von Elektroautos wurden von 7500 US-Dollar auf 3750 US-Dollar zu Beginn des Jahres zurückgedreht. Das macht das Leben für Tesla und auch GM, die in den letzten 15 Monaten mehr als 200000 Elektroautos in USA verkauft haben, nicht einfacher.
Insgesamt ist im Jahr 2019 in USA mit rückläufigen Autoverkäufen zu rechnen. Nach 17,3 Millionen Neuwagenverkäufen (Light Vehicles) im Jahr 2018 wird nach unserer Prognose der US-Automarkt im Jahr 2019 um vier Prozent auf 16,6 Millionen Neuwagenverkäufe zurückgehen. Dabei sind zusätzliche Zölle zwischen USA und Europa bei Fahrzeugen nicht in die Prognose eingerechnet.
Getrübte Freude: Schlechtere Gewinne verzögern Innovationen
Im Gegensatz zu den konventionellen Automessen sind die Konzepte und Produktinnovationen der CES erst in einigen Jahren im Markt zu erwarten. Lange Investitionszyklen zeichnen die bei der CES gezeigten Konzepte aus. Eine abflauende Konjunktur und schlechte Gewinne in 2019 und 2020 beeinflusst die Investitionspläne negativ. Die Produktinnovationen der CES werden damit eher später im Markt erscheinen. Das ist ein weniger erfreuliches Ergebnis, das die Freude an der CES eintrübt.
Fazit: CES zeigt die Zeitenwende der Branche
Zusammengefasst: Die CES zeigt, wohin sich das Auto der Zukunft bewegt oder besser gesagt, die Mobilität der Zukunft. Die Amerikaner würden sagen, es wird mehr zum „Device“ für Mobilität mit völlig anderen Tugenden als heute. Auch deshalb ist die CES so wichtig und auch deshalb scheinen die traditionellen Automessen Stück für Stück zu sterben.
Allerdings bleibt auch das Auto von morgen in die ökonomische Welt und den Konjunkturzwängen verhaftet. Schlechte Konjunktur bremst Innovation und Fortschritt. Auch das dürfte man bei der CES spüren. Die Bäume wachsen etwas langsamer in den Himmel.