Am 20. März war nicht nur kalendarischer Frühlingsanfang, sondern auch Weltglückstag. Ein guter Zeitpunkt also, sich noch einmal genauer anzuschauen, was uns Menschen im Job wirklich wirklich glücklich macht (frei nach „New Work“-Vordenker Frithjof Bergmann, der Neue Arbeit bekanntlich danach bewertet, wie wir Menschen „wirklich wirklich arbeiten wollen“). Studien über den Glücksfaktor Arbeit gibt es viele, eine der aktuellsten ist der Happiness Report 2023 von awork. Die beste Nachricht darin: Im Grunde sind die meisten Befragten recht glücklich mit ihrer Arbeit. Auf einer Skala von eins (total mies) bis zehn (yippie yeah) liegt der deutsche Durchschnitt bei 6,7. Fast 45 Prozent der Befragten bewerten ihr persönliches Jobglück sogar zwischen acht und zehn.
Drei relevante Glücksfaktoren haben die Studienmacher definiert: Sinnempfinden, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft. Das ist schön. Zeigt es doch vor allem eins: Auch arbeitende Menschen sind in erster Linie Menschen, mit ganz und gar menschlichen Bedürfnissen. Aber – und jetzt kommt der Haken – beim Stillen dieser Bedürfnisse ist in vielen Unternehmen Luft nach oben. Zwar empfinden immerhin 72 Prozent der Befragten ihre Arbeit als sinnvoll, aber nur 57 Prozent geben an, eigene Ideen im Unternehmen umsetzen zu können, und viel zu viele 39 Prozent erleben, dass in ihrem Team in angespannten Situationen die Verantwortung einander zugeschoben wird.
Nur glückliche Mitarbeitende kommen als Corporate Influencer*innen infrage
Warum das wichtig ist? „Je glücklicher die Befragten bei der Arbeit sind, desto stärker fühlen sie sich emotional ans Unternehmen gebunden“, so die Studienmacher. Und das ist – gerade in Zeiten wie diesen – eines der wichtigsten Ziele, die Arbeitgebende verfolgen müssen. Denn nur emotional gebundene Mitarbeitende arbeiten gerne und effizient, bleiben den Unternehmen länger treu – und können erfolgreiche Empfehlungsbotschafter für ihre Arbeitgeber sein, vulgo Corporate Influencer*innen. Denn anders als gewöhnliche Marken Influencer*innen müssen Corporate Influencer*innen tatsächlich von ihrem „Produkt“ überzeugt sein.
Niemand empfiehlt einer Social-Media-Bekanntschaft guten Gewissens einen Arbeitgeber, den er oder sie selbst nicht wirklich wirklich mag. Die viel zitierte Authentizität darf beim Employer Branding nicht nur gespielt und/oder teuer bezahlt sein. Oder wie es Alexandra Kammer, Co-Founder & Chief Diversity Officer beim Recruiting Start-up Aivy jüngst auf einem Kongress des Bitkom formulierte: „Employer Branding Washing können wir uns nicht mehr leisten.“
Ein Satz, den sich vor allem HR-Verantwortliche noch viel stärker zu Herzen nehmen sollten. Denn ein mit Marketingmechanismen noch so gut gemachtes Employer Branding ist nur erfolgreich, wenn die Brand dahinter stimmt, also der Arbeitgeber und seine Angebote an die Mitarbeitenden. Ein kleines, aber feines Beispiel, wie das gehen kann, zeigt gerade die Stadt Bergisch Gladbach, die vermutlich nicht jeder unmittelbar als Top Employer Brand auf dem Schirm hat.
Warum Blind Signing und Blind Hiring totaler Unsinn sind
Das alles erklärt aber auch, warum zwei neue Recruitings-Trends totaler Unsinn sind: Blind Signing und Blind Hiring. Die Chancen auf eine nachhaltige emotionale Bindung zwischen neuen und bestehenden Mitarbeitenden, zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden lassen sich nicht im Schnelldurchlauf ausloten. Bindung braucht Zeit, und die sollte man sich nehmen. So groß die Talentenot bei vielen Unternehmen aktuell auch ist, mit Ex-und-Hopp-Einstellungen wird sie nicht zu beseitigen zu sein.
Mit Diversität hingegen schon. Unternehmen, die bei Neueinstellungen auf Vielfalt achten, besetzen ihre Stellen deutlich schneller, als jene, die dies nicht tun. Laut einer Umfrage des ifo Instituts schaffen 47,8 Prozent der an Vielfalt-orientierten Unternehmen eine Neubesetzung innerhalb von zwei Monaten, davon 17,7 Prozent innerhalb von vier Wochen. Von jenen Unternehmen hingegen, die bei der Besetzung von freien Stellen nicht auf Vielfalt achten, besetzen nur 32,2 Prozent ihre Stellen innerhalb von zwei Monaten.
Personalknappheit bleibt laut GWA die größte Herausforderung
Man kann den Fachkräftemangel aber auch – zumindest in Teilen – auf andere schieben. Vergangene Woche stellte der GWA den Frühjahrsmonitor 2023 vor, wonach die Umsätze der im Verband organisierten Agenturen 2022 um nur 1,2 Prozent gestiegen sind. GWA-Präsidentin Larissa Pohl: „Die Personalknappheit bleibt die größte Herausforderung für unsere Branche“. Tatsächlich ergab die Umfrage, dass für 80 Prozent der Agenturen insbesondere der Fachkräftemangel die Geschäfte bremse und sich gleichzeitig bei ebenso vielen die Kosten für Personal 2022 erhöht haben. Weil zwar der Anteil der Freiberufler zuletzt auf gleichem Niveau blieb, der Anteil an Festangestellten aber deutlich stieg.
Zudem beobachte der GWA „bei jungen Talenten stark gestiegene Ansprüche vor allem bei mobilem Arbeiten, Gehalt und abwechslungsreichen Aufgaben“. Deshalb sieht der Verband auch den Gesetzgeber in der Pflicht. „Um als Arbeitgeber interessant zu bleiben, wollen und müssen wir den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und speziell des Nachwuchses nach flexiblen Arbeitsbedingungen entgegenkommen“, sagt Pohl. Hier sei es am Gesetzgeber, endlich für Flexibilität zu sorgen und die Grundlagen für eine moderne und attraktive Arbeitswelt zu schaffen.“
Schon seit längerem fordert der GWA, gemeinsam mit anderen Verbänden, die Arbeitszeitgesetzgebung in Deutschland flexibler zu gestalten und etwa als Bezugsgröße nicht mehr einen Acht-Stunden-Tag, sondern – wie in der entsprechenden EU-Richtlinie vorgesehen – eine 40-Stunden-Woche festzuschreiben. „Wir fordern, die EU-Richtlinie umzusetzen und wünschen uns zudem, das Thema Ruhezeiten zu überdenken. Eine einmalige kurzzeitige Unterbrechung der Ruhezeit sollte unter bestimmten Bedingungen möglich sein“, so Pohl.
Ausbildung zum Bürohund-Integrationsexperten (m/w/d) gefällig?
Wer nicht so lange warten will, bis der Gesetzgeber flexiblere Arbeitsbedingungen ermöglicht, kann es in der Zwischenzeit vielleicht schonmal mit ein paar Bürohunden versuchen. Die sollen bekanntlich auch für bessere Stimmung am Arbeitsplatz und für ein harmonischeres Miteinander sorgen. Der Bundesverband Bürohund e.V. (ja, den gibt es wirklich) bietet dafür sogar eine dreitägige „Ausbildung zum zertifizierten Integrationsexperten (m/w/d) bei der Zulassung von Bürohunden in Unternehmen“ an. Glücksgefühle für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern – und laut Website übrigens explizit auch für die Hunde – garantiert.
In diesem Sinne: Einen glücklichen Start in die Woche und bleiben Sie gut drauf!