Herr Wöhrl, seit 2017 läuft Ihnen Ihre Frau Dagmar als Jurorin der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ öffentlich ein wenig den Rang ab. Oft war zu lesen, dass Sie das nicht störe. Sind Sie so tapfer oder so emanzipiert?
Hans Rudolf Wöhrl: Dagmar war schon immer in den Medien präsenter als ich. Kein Wunder, ich war weder Mr. Germany noch erfolgreicher Anwalt, geschweige denn angesehener Politiker. Dass durch die Fliegerei ein wenig das Licht der Öffentlichkeit auch auf mich geschwenkt wurde, war mir zwar nicht unangenehm, aber in erster Linie bin ich sehr stolz, dass Dagmar unser Familienunternehmen in der Öffentlichkeit repräsentiert.
Sie selbst haben Anfang Februar von sich reden gemacht, als potenzieller Investor für Germania. Ende März kam dann aber das endgültige Aus für die Fluggesellschaft. Konnten oder wollten Sie am Ende nicht mehr helfen?
Germania wurde von meinem Freund Hinrich Bischoff gegründet, und wir haben viele gemeinsame Dinge auf den Weg gebracht. Daher war es eine Selbstverständlichkeit für mich, seinen Nachfolgern bei der Rettung zur Seite zu stehen. Ich habe mich bereit erklärt, ein Drittel der für die Rettung erforderlichen Summe aufzubringen. Leider sprangen die zwei anderen Investoren in letzter Sekunde ab. Mein Angebot blieb bis zum bitteren Ende bestehen. Aber alleine war es mir nicht möglich, den großen Fehlbetrag zu stemmen.
Steckbrief Hans Rudolf Wöhrl
Heutiger Job: Unruhestifter
Erster Job: Veranstalter von Schülerpartys
Lebensmotto: Versuche es und rede es nicht tot!
Beste Entscheidung im Job bislang: Auch mal aufzugeben
Größtes Learning: Es gibt immer jemanden, der besser ist
Auf Ihrer Website schreiben Sie: „Da wir für die Emanuel-Wöhrl-Stiftung Geld brauchen, ,verkaufe‘ ich mich gelegentlich als Referent für Veranstaltungen. Das heißt modern ,Keynote-Speaker‘, was nichts anderes bedeutet, als dass ich über Dinge rede, die mit dem eigentlichen Veranstaltungsthema meistens nichts zu tun haben!“ Ganz schön selbstbewusst, bekommen Sie trotzdem Anfragen?
Anfragen jede Menge, und da wir für die Stiftung deutlich mehr Geld brauchen, als wir selbst aufbringen können, meine Zeit aber limitiert ist, verlange ich 12.000 Euro für einen Vortrag. Dafür bekommen meine Kunden nicht nur eine interessante Rede, sondern tun auch ein gutes Werk.
Sie sind jetzt 71 Jahre alt, haben erfolgreiche Karrieren als Mode-, Airline- und Hotelunternehmer hingelegt. Welche Branche liegt Ihnen noch heute besonders am Herzen?
Im Kopf fühle ich mich deutlich jünger und im Benehmen bin ich wohl gerade erst aus der Pubertät. Das macht mich, sehr zum Leidwesen meiner Mitarbeiter, enorm anfällig für neue Ideen. Die Luftfahrt ist noch immer sehr spannend, und hier gebe ich mein Wissen gerne im Rahmen der Intro Consulting weiter.
Das „Handelsblatt“ schrieb 2017: „In ihm brennt noch immer das unternehmerische Feuer.“ Wenn man sich aber Ihre Investorenobjekte anschaut, wird klar: Mit digitalen Start-ups haben Sie es nicht so. Warum eigentlich nicht?
Das stimmt so nicht. Wir haben eine Reihe von Beteiligungen an Start-ups, die sich im Online-Bereich tummeln, mit der Intro Consulting sind wir gut im IT-Geschäft. Wäre ich jünger, wäre ich vermutlich ein großer IT-Freak. Aber ich bin eben nicht mehr jung, und IT ist ein wenig wie Sport. Höchstleistungen erfordern einfach auch dort viel Kraft, und niemand käme auf die Idee, als 71-Jähriger noch mit dem Hochsprung zu beginnen. Also tue ich das, was ich am besten kann – analog!
Unter dem Stichwort „Flops“ nennen Sie auf Ihrer Website „Alle Versuche, ein Instrument zu spielen (Geige, Gitarre)“ – was ist für Sie so schwer daran?
Ich habe kein Taktgefühl!