Was macht Doc Martens zur Lieblingsmarke? 

Wir haben Kreative aus verschiedenen Agenturen nach ihrer persönlichen Love Brand gefragt. Heute: Bernadette Mittermeier, Head of Content der Marketing- und PR-Agentur Looping One.
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Trotz ihrer unzähligen Varianten behalten Dr. Martens stets ihren ikonischen Charakter. (© Dr. Martens, Montage: Olaf Heß)

Vor einer Weile war ich auf Reisen: Sechs Monate, sechs Länder – und ein Paar Schuhe. Mehr passte nicht in meinen Koffer. Die Wahl war eindeutig: meine Doc Martens. Welcher andere Schuh wäre stylisch genug für Bars in Rom, London und Madrid, stabil genug für Wandertrips durch den Libanon und Griechenland und gleichzeitig (ausgestopft mit Wollsocken) wetterfest genug für Eis, Schnee und Minus 20 Grad in Rumänien? 

Die “Docs” sind universal 

Sie halten alles aus, sie passen zu jeder Gelegenheit, sie werden von jeder und jedem getragen. Punks tragen sie genauso wie Münchner Hipster, Neonazis trugen sie ebenso wie wir Gegendemonstranten auf der anderen Seite der Polizeimauer – unterschieden durch die Farbe der Schnürsenkel (weiß versus alle Farben des Regenbogens). 

Wer Doc Martens trägt, trägt eine Geschichte. Was einst als britischer Arbeiterschuh begann, ist heute, fast siebzig Jahre später, eine weltweite Kultmarke. Von Grunge-Kids bis hin zu Fashionistas: Keine andere Marke schafft es, so viele Generationen und Subkulturen unter einer Sohle zu vereinen. Heute sind sie längst auf den Laufstegen angekommen – ohne dabei ihre Attitüde zu verlieren. 

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Für Bernadette Mittermeier ist die Marke Doc Martens mehr als nur eine Schuh-Brand, sondern Ausdruck eines Lebensgefühls. (© Marius Knieling) 

Ob klassisches Schwarz oder knallige Farben, klobiger Schnürstiefel oder Sandalen – Dr. Martens gibt es inzwischen in unzähligen Variationen. Doch egal, wie unterschiedlich sie aussehen: Sie behalten immer ihren unverwechselbaren Charakter. Diese Authentizität macht sie einzigartig: Docs haben sich nie einem Trend unterworfen, sondern wurden immer von denjenigen getragen, die eigene Trends setzen. 

Mein erstes echtes Paar Docs  

Billie Joe Armstrong von Green Day trug Docs, die Raucher neben dem Schulhof trugen Docs, die Anführer in der vordersten Reihe der Anti-Atomkraft-Demo trugen Docs – also wollte ich als Teenager auch Docs. Das Taschengeld reichte dafür nur leider nicht. Jahrelang hatte ich darum eine billige Imitation getragen, 20 Euro, Plastik statt Leder. Aber trotzdem so geliebt, dass ich sie selbst dann nicht wegwerfen konnte, als die Sohle sich auflöste.  

Ich flickte sie mit Klebeband, fixierte die brüchige Sohle mit meinen Schnürsenkeln, trug sie weiter, bis wirklich nichts mehr ging. Und dann, endlich: das erste echte Paar Docs. Das ikonische 1460er-Modell. Vom ersten eigenen Geld gekauft, mit andächtigen Händen aus der Schachtel geholt, dieser Geruch von neuem Leder, das erste Mal reinschlüpfen – und sofort Blasen an den Füßen. Aber das war egal. Es fühlte sich an wie ein kleiner Ritterschlag, als hätte ich mir etwas erarbeitet, etwas erreicht. Keine Schuhe, sondern ein Stück Identität

Docs sind unsterblich. Das erste Paar habe ich noch immer, es hat mich durch die sechsmonatige Reise getragen. Wer Docs kauft, kauft nicht für eine Saison, sondern für Jahre – vielleicht sogar für Jahrzehnte. Das Gelb der Nähte leuchtet noch immer, die Sohle ist wasserdicht und fest. Das Leder meiner Stiefel hat Falten, Kratzer und Runzeln, aber genau das gibt ihnen ihren Charakter. Sie erzählen eine Geschichte, meine Geschichte. 

Nur bequemer ist die Sohle bis heute nicht geworden.