Von Andrej Sokolow und Renate Grimming, dpa
Anfang September dreht sich unter dem Berliner Funkturm traditionell alles um Verbraucher-Elektronik. Viele Schwerpunkte der Technik-Messe IFA (6. bis 11. September) bleiben von Jahr zu Jahr gleich – aber es gibt einige Besonderheiten:
Mehr Pixel: Bei den meisten heutigen Fernsehern gehört die 4K-Auflösung mit vier Mal mehr Bildpunkten als bei HD zum Standard. In diesem Jahr dürften auf den IFA-Ständen von Branchenriesen wie Samsung, Sony und LG auch TV-Geräte mit noch schärferem 8K-Bild in den Mittelpunkt rücken. Vor allem die japanische Industrie will die Technik im Umfeld der Olympischen Sommerspiele in Tokio im kommenden Jahr etablieren. Allerdings gibt es in Deutschland selbst 4K-Inhalte weiterhin vor allem bei Streaming-Diensten oder ausgewählten Übertragungen per Satellit – aber kaum im klassischen TV-Programm. Und während die Branche auf der Messe gern die teuren Top-Modelle in den Mittelpunkt rückt, sank der Durchschnittspreis eines in Deutschland gekauften Fernsehers in diesem Jahr um 8,7 Prozent auf 564 Euro.
Vernetztes Zuhause: Mit immer mehr vernetzten Geräten von der Glühbirne bis zur Waschmaschine wird das Smart Home von einer Vision zu einer realen Möglichkeit. Allerdings setzten sich bisher vor allem einfache Funktionen wie die Steuerung von Lampen oder Steckdosen mit Hilfe von Sprachassistenten durch. Im schnell gewachsenen Geschäft mit vernetzten Lautsprechern sind erste Anzeichen einer Sättigung erkennbar: Ihr Absatz sank in diesem Jahr nach Zahlen der Branchengesellschaft gfu um 9,3 Prozent auf 546.000 Geräte. Dabei wächst gerade das Angebot: So will Branchenpionier Sonos zusammen mit Ikea den Preis für hochwertigen Sound senken – und der Hifi-Klassiker Bower & Wilkins testet den Markt mit einem Streaming-Lautsprecherpaar für rund 4000 Euro aus. Kurz vor der IFA sickerten auch Fotos eines angeblichen neuen Bluetooth-Lautsprechers von Sonos durch. Mit Spannung wird auch die Rückkehr der legendären Marke Braun im Lautsprechermarkt durch den britischen Hersteller Pure erwartet.
5G: Die IFA bietet Smartphone-Anbietern und Netzbetreibern eine Chance, Verbrauchern die Vorzüge des superschnellen 5G-Datenfunks zu demonstrieren. Allerdings steht der der Ausbau der neuen Netze in Deutschland erst ganz am Anfang. „Aktuell ist 5G noch weit von einem Massenthema entfernt, da wird noch gut ein Jahr vergehen müssen“, sagt Roman Friedrich, Analyst der Boston Consulting Group. Kurz vor der IFA legte Vodafone vor mit der Ankündidung, dass 5G in vielen gängigen Tarifen ohne Aufpreis enthalten sein soll. Könnte die Deutsche Telekom auf der Messe mit ihrem Tarif-Modell nachziehen? Auch einige neue Smartphones ohne 5G-Funk könnten auf der IFA vorgestellt werden, unter anderem von LG und unter der Marke Nokia von dem Anbieter HMD Global. Und eigentlich müsste demnächst auch Samsungs Auffalt-Smartphone Galaxy Fold schließlich auf den Markt kommen.
Computer unter dem Funkturm: Der PC-Markt hat sich nach langer Talfahrt zuletzt gefangen – allerdings vor allem, weil Unternehmen angesichts der auslaufenden Unterstützung für das alternde Windows 7 noch schnell auf Windows 10 umsteigen. Die Branche will die IFA nutzen, um davon zu profitieren und auch Verbrauchern die neuen Geräte schmackhaft zu machen. So zeigt Microsoft ein neues Modell des Surface Hub, einer interaktive Tafel speziell für die Team-Arbeit in Unternehmen und Start-ups. Acer präsentiert erstmals in Deutschland seine neue Reihe Concept D, die aus besonders leistungsfähigen Desktop-PCs und Notebook-Modellen speziell für die grafischen Ansprüche von Kreativen ausgelegt ist. Und auch Lenovo will die Bühne Berlin nutzen.
Wie viel ist wirklich neu? Große Innovationen seien auf der IFA allerdings kaum zu erwarten, schätzt Boston-Consulting-Analyst Friedrich. „Wir werden keine technologischen Durchbrüche sehen.“ In vielen Bereichen, etwa beim Smart Home oder bei Virtual Reality müsse die Branche es nun schaffen, einen Massenmarkt zu adressieren. „Sowohl VR als auch das Smart Home spielen sich derzeit leider immer noch in einem überschaubaren Rahmen ab.“ Dabei wäre zum Beispiel Augmented und Virtual Reality ein „wunderbares Thema“ für die IFA, das sich in allen Facetten demonstrieren lasse – vom Gadget über Gaming und in der Ausbildung bis hin zur industriellen Anwendung.
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