Was denkt eigentlich … Michael Trautmann?

Der Ex-Springer & Jacoby-, Ex-Audi- und Ex-Kempertrautmann-Manager ist heute mit der Sportmarketingagentur Upsolut, den Fitness-Events Hyrox und einem Podcast zu New Work erfolgreich. Und er sagt: "Ich könnte eine ganze FuckUp Night alleine bestreiten."
Michael Trautmann kann nicht mehr hören, dass er ein alter weißer Mann ist. Er kann es auch nicht ändern. (© privat)

Herr Trautmann, alle reden von New Work. Sie auch. In Ihrem Podcast „On the Way to New Work“ in mehr als 200 Folgen. Wie relevant ist das Thema tatsächlich?

MICHAEL TRAUTMANN: Wie bei allen Buzzwords besteht natürlich auch bei „New Work“ die Gefahr, dass der Begriff Schaden nimmt. Das, was dahintersteckt, wird uns aber die nächsten Jahrzehnte begleiten. Es wird vom „Bubble-Thema“ zum Megatrend.

Was unterscheidet New von Old Work?

Ich verstehe „New Work“ nicht als Gegenteil von „Old Work“. Und ich denke, dass hier auch der Hebel liegt, eine Lagerbildung zu vermeiden. Die „New Work“-Bewegung wurde in den 80er-Jahren von dem Philosophen Frithjof Bergmann begründet. Seine These: In Zukunft werden Menschen aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten (nur noch) ein Drittel ihrer Zeit mit „Erwerbsarbeit“, ein weiteres Drittel mit der Herstellung eigener Dinge und ein letztes Drittel mit den Dingen, die sie „wirklich, wirklich“ wollen, verbringen. Heute reden Firmen schon über New Work, wenn sie Tischkicker, Mate-Tee- Kühlschränke, Co-Working-Spaces und Design-Thinking-Tool-Sets haben. Das zeigt die Bandbreite von „New Work“.

Ihr Podcast ist extrem erfolgreich, Sie sind gefragter Redner zu New Work. Keine Angst, dass das Thema ganz schnell wieder verschwindet?

In unserer 200. Folge hatten mein Partner Christoph Magnussen und ich die große Ehre, David Allen zu sprechen, Autor von „Getting Things Done“, der berühmtesten Selbstmanagementmethode. Unser Gefühl danach war: Wir freuen uns auf die nächsten 200 Folgen. Ein kluger Satz von Mark Zuckerberg fasst ganz gut zusammen, wo Christoph und ich uns auf der Reise sehen: „We’re truly only 1% done in our mission.“

Ihr jüngstes Baby ist die Fitness-Serie Hyrox. Pro Event treten bis zu 3000 Athleten live gegeneinander an. Gestartet ist Hyrox 2018, heute gibt es bereits 14 Standorte und sogar Hyrox-Weltmeisterschaften. Sind Sie von der Entwicklung Überrascht?

Wir waren sehr erstaunt, als wir herausgefunden haben, dass Fitness, die größte organisierte Sportart in Deutschland, keinen „Wettbewerb für jedermann“ hat. Der Zuspruch, den wir vom Start an aus vielerlei Richtungen hatten, hat uns in seiner Deutlichkeit ebenfalls positiv überrascht. Die größte Überraschung aber ist das Gefühl, dass wir die Chance haben, eine globale Plattform zu entwickeln. Ein befreundeter Unternehmer aus Kanada hat mir ganz früh gesagt, welches Potenzial er in der Hyrox-Idee sieht: „Michael, you have the ultimate chance to brand fitness.“

Respekt! Wann fing das an, dass alles, was Sie anfassen, zu Gold wurde?

Wie fast alle Unternehmer habe ich sehr viele Ideen in den Sand gesetzt. Es wird deutlich nicht alles, was ich anfasse, zu Gold. Noch wichtiger: Ich habe immer eine ganz bestimmte Rolle in meinen erfolgreichen Projekten, aber zu „Gold“ werden sie nur dann, wenn ich Teil eines tollen Teams bin – so wie jetzt bei Hyrox, mit meinen Partnern Christian Toetzke und Moritz Fürste. Bis zu Gold ist es aber noch ein weiter Weg.

Was war denn Ihr größter beruflicher Rückschlag?

Ich habe einige Rückschläge gehabt. Ich habe neulich mal gesagt, dass ich eine ganze „FuckUp Night“ allein bestreiten könnte. Doch aus allen Rückschlägen konnte ich lernen, und die Dinge haben sich für mich jedes Mal so entwickelt, dass ich ein neues Level erreichen konnte. Emotional am schwersten war es für mich, mir einzugestehen, dass ich die Partnerschaft mit André Kemper nicht besser hinbekommen habe. Umso mehr freue ich mich aber, dass wir heute einen herzlichen und respektvollen Umgang miteinander haben.


Und sonst so?

Es nervt mich, dass … ich so viel Zeit am Smartphone verbringe.

Ich freue mich … über jeden Gast in unserem Podcast „On the Way to New Work“.

Die nächste Sau im Dorf heißt vermutlich … immer noch „New Work“, sie ist gekommen, um zu bleiben.

Nicht mehr hören kann ich, dass … ich ein alter weißer Mann bin. Ich weiß es, ich habe es mir nicht ausgesucht und ich kann es nicht ändern.


Redaktioneller Hinweis: Das Interview erschien zuerst im Print-Magazin der absatzwirtschaft.

ist seit mehr als 20 Jahren Journalistin, spezialisiert auf Marketing, Medien, New Work und Diversity. Sie war stellvertretende Chefredakteurin bei “Horizont”, schreibt seit 2014 als freie Autorin für diverse Wirtschafts- und Fachmedien und liebt es, als Dozentin für Fachjournalismus und Kommunikation junge Menschen für die Branche zu begeistern. Privat muss es bei ihr sportlich zugehen – am besten beim Windsurfen oder Snowboarden.