Warum Marken ihre Macht teilen müssen

Warum Millionen in klassische Werbung investieren, wenn Creator ihre Follower*innen direkt aus dem Badezimmer erreichen? Die Macht im Marketing hat sich verschoben – doch wie lange können Top-Influencer*innen ihre Reichweite wirklich halten?
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Julia Schäffner unterstützt Unternehmen mit ihrer Agentur strategisch bei der Gestaltung und Optimierung ihrer digitalen Präsenz. Sie ist Vorstand Onlinemarketing im MC Köln-Bonn. (© BVMC)

Die Creator Economy hat sich rasant entwickelt, und obwohl das Influencer Marketing immer wieder totgesagt wird, bleibt es weiterhin auf Erfolgskurs. Creator und Influencer*innen haben die Art des Medienkonsums revolutioniert und damit die Beziehung zwischen Marken und ihrem Publikum grundlegend verändert. 

Diese Dynamik geht weit über das bloße Veröffentlichen von Beiträgen hinaus. Social-Media-Plattformen wie Instagram und YouTube erfinden sich ständig neu, sei es durch neue oder durch algorithmische Anpassungen, die Marken zwingen, ihre Strategien kontinuierlich zu prüfen und anzupassen. Doch während diese Plattformen weiterhin dominieren, entstehen parallel neue Kanäle, die ebenso Potenzial bieten. Junge Zielgruppen konsumieren Inhalte in rasantem Tempo und sind auf verschiedenen Plattformen aktiv. 

KI-Analysen ermöglichen präzisere Zielgruppenansprache und die Echtzeitüberwachung von Kampagnen. Diese Tools helfen auch dabei, echte Follower*innen von Fake Follower*innen zu unterscheiden, wodurch die Transparenz und Effizienz von Kampagnen erheblich verbessert werden. Trotz dieser Fortschritte bleiben menschliche Kreativität und Beziehungsmanagement unersetzlich. Marken müssen die Balance zwischen datengetriebenen Entscheidungen und kreativer Freiheit für ihre Partner finden. 

Die Kosten im Influencer Marketing sind komplex und variieren stark. Influencer*innen mit großer Reichweite verlangen hohe Honorare, abhängig von Faktoren wie ihrer Reichweite, dem Engagement ihrer Follower*innen und der spezifischen Branche. Ein Post auf Instagram kann bei Makro-Influencer*innen mit über 100.000 Follower*innen mehrere tausend Euro kosten, während Top-Influencer*innen Preise im fünf- bis sechsstelligen Bereich verlangen können. Mikro-Influencer*innen mit kleineren, aber loyalen Anhängern bieten oft kostengünstigere, aber dennoch wertvolle Partnerschaften. 

„New Work“ ist in der Creator Economy längst Realität. Influencer*innen sind nicht nur Werbepartner, sondern auch Unternehmer*innen, die ihre eigenen Marken nach eigenen Regeln aufbauen. Ihr Ziel ist es, sich von den Plattformen unabhängig zu machen, die ihren Erfolg ursprünglich ermöglicht haben. Ob durch eigene Produktlinien, Coaching-Programme oder Beratungsdienste – die Möglichkeiten zur Monetarisierung sind immens. Diese Arbeitsweise erfordert von Unternehmen eine hohe Flexibilität und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. 

Die Creator Economy ist keine Modeerscheinung, sondern eine grundlegende Veränderung der Markenkommunikation. Unternehmen müssen flexibel und innovativ bleiben und bereit sein, in langfristige Partnerschaften mit den richtigen Influencer*innen zu investieren. Wer sich nicht anpasst, riskiert, den Anschluss zur Zielgruppe zu verlieren.