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Tim Cook kann in diesen Tagen Schützenhilfe gut gebrauchen: Erstmals seit über eine Dekade befindet sich der erfolgsverwöhnte Techpionier wieder im Rückwärtsgang. Und das gleich zweistellig: Wenn Apple am Dienstag nach Handelsschluss das Zahlenwerk für das abgelaufene zweite Kalenderquartal vorlegt, das beim iKonzern traditionell bereits das dritte des Fiskaljahres ist, dürften Umsätze und Gewinne in selten gesehener Eintracht zweistellig schrumpfen.
Das Bild dürfte sich nicht so schnell ändern: Die Einführung der zwei neuen iPhones im September droht immer mehr zum Non-Event zu werden – wie das Apple-Blog 9to5Mac berichtet, planen nur 9 Prozent der iPhone-Besitzer in den USA, auf das neue Modell iPhone 7 upzugraden.
Pokémon Go: in den USA bereits erfolgreichstes Mobilspiel aller Zeiten
Unerwartete Milliarden-Erlöse könnten Apple nun durch ein Spiel zufließen, an dem der Techpionier überhaupt nicht beteiligt ist: Pokémon Go! Die Hype-App der Stunde, die Deutschland seit einer Woche in Atem hält und in den USA mit 25 Millionen aktiven Nutzern bereits zum erfolgreichsten Smartphone-Spiel aller Zeiten avanciert ist, dürfte auch Apple einen Geldsegen bescheren.
Der Grund ist trivial: Auch bei Pokémon Go, das von App-Anbieter Niantic entwickelt wurde, kassiert der wertvollste Konzern der Welt über seinen App Store den üblichen Umsatzanteil von 30 Prozent. Wie Laura Martin von der Investmentbank Needham gestern vorrechnete, könnte der Pokémon-Boom Apple durch In-App-Käufe in den nächsten ein bis zwei Jahren bis zu drei Milliarden Dollar in die Kassen spülen.
Zusätzliche Pokémon-Milliarden können iPhone-Einbruch nicht annähernd ausgleichen
Dass Anteilsscheine von Apple indes gar nicht auf die positive Analyseneinschätzung reagieren, erklärt ein Blick auf die Geschäftsbilanz des vergangenen Fiskaljahres, in dem der Techpionier mehr als 234 Milliarden Dollar erlöste. Auf zwei Jahre hochgerechnet, würden die Pokémon-Milliarden also gerade einmal 0,65 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen, während weiter unklar erscheint, wie groß der Erlösrückgang durch die mutmaßliche iPhone-Flaute ausfällt.