Es ist ohnehin so eine Sache mit der Online-Werbung. Eine schwierige Sache. Facebook und Google teilen global gesehen den Löwenanteil der Online-Werbebudgets unter sich auf. Google dominiert den Markt der Suchmaschinen-Vermarktung und Videowerbung mit YouTube. Facebook ist ungeheuer effektiv in Sachen digitale Displaywerbung. Inhalte-Anbieter setzen in Sachen Werbung dagegen immer noch auf häufig eher schlecht als recht funktionierendes Re-Targeting, nervige Preroll-Werbespots in Dauerschleife und aufdringliche Werbeformate, die Inhalte teils schwer konsumierbar machen. Offenbar ist hier die Verzweiflung allzu oft der Ratgeber.
Die Debatte um Ad Blocking
Kein Wunder, dass sich immer mehr Nutzer mit der Installation von Ad Blocker Software zur Wehr setzen. Die Debatte um Ad Blocking bekommt kommendes Jahr eine neue Schärfe, wenn die neuen Browser-Generationen von Googles Chrome und Apples Safari großflächig ausgerollt werden. Google will dann seinen Browser mit einer standardmäßig eingeschalteten Ad Blocking-Funktion ausstatten, die eine „bad advertising experience“ für Nutzer unterbindet. Apple hat diese Woche angekündigt, dass die neue Safari-Version die als besonders störend empfundene Autoplay-Funktion von Videos und Ad Targeting unterdrückt.
Apple und Google tun sich freilich leicht, derartige Funktionen anzubieten. Immerhin sind beide Konzerne nicht im Geschäft mit nervtötender Online-Werbung unterwegs. Google ist trotzdem erkennbar bemüht, die Verlage und Agenturen ins Boot zu holen. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Google ein Tool namens Ad Experience Report angekündigt, das Alarm schlägt, wenn es Werbung entdeckt, die von Chrome blockiert werden würde und Vorschläge macht, wie die Probleme umgangen werden können. Auch Agenturen werden derzeit offenbar von Google entsprechend gebrieft. Immerhin ist Google auch im Werbegeschäft tätig und befindet sich an mehreren Fronten in juristischen und kartellrechtlichen Auseinandersetzungen. Man will bei dem Such-Konzern die ohnehin aufgebrachten Verlage nicht noch weiter verärgern, diese haben in ihrem jeweiligen Ländern und auf EU-Ebene schließlich eine enorme Lobby-Power.
Das Problem „Badvertising“
Apple muss weniger Zurückhaltung wahren. Der iKonzern hat mit Werbung nix am Hut, er verdient sein Geld hauptsächlich mit dem Verkauf von Hardware und die Marktanteile des Safari-Browser sind eher gering.
Das eigentliche Problem aber ist, dass Verlage und Agenturen noch immer nicht erkennen, welchen Bärendienst sie den Nutzern, ihren Werbekunden und sich selbst mit nervtötender Digitalwerbung erweisen. Dass sie von den Tech-Konzernen nun praktisch dazu gezwungen werden müssen, das Problem „Badvertising“ ernsthaft anzugehen, ist ein Armutszeugnis.