Von Gastautor Christian Rampelt, Gründer und Geschäftsführer von dfind.com
Unter dem Schlagwort New Work verstehen Führungskräfte, die Generation Y oder alteingesessene Mitarbeiter jedoch oft Unterschiedliches. Es reicht nicht, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter einfach mit dem neuesten Equipment ausstatten, entscheidend ist, dass sie auf die neuen Ansprüche der Angestellten eingehen. Auch in Zeiten der Digitalisierung stellt sich vielen Arbeitnehmern die Frage nach dem Sinn der Arbeit. Denn wenn neue Technologien viele Tätigkeiten ersetzen können, fragen sich Mitarbeiter vermehrt, welche Bedeutung Arbeit in Zukunft erhält.
Individualität in den Fokus rücken
Der Kern des New-Work-Ansatzes geht dabei auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück. Dieser baute in den 1970er Jahren das Konzept auf den drei Säulen Selbstständigkeit, Freiheit sowie Teilhabe an der Gemeinschaft auf. Daran knüpft auch der aktuelle Zeitgeist an, der das Thema Individualität in den Fokus rückt. Nach eigenen Wünschen zu gestalten und mitzubestimmen, liegt im Trend, egal ob es sich um das persönliche Frühstücksmüsli oder das Lebensmodell handelt.
Da Berufstätige nicht mehr bis zum Feierabend oder zum Wochenende oder auf den Ruhestand warten möchten, um ihr Leben zu genießen, stellt der Nine-to-five-Job kein zeitgemäßes Konzept mehr dar. Stattdessen möchten Mitarbeiter flexibel auf das Leben mit seinen Aufgaben und Annehmlichkeiten reagieren. Für sie steht das Ergebnis im Mittelpunkt und nicht das Absitzen des klassischen Acht-Stunden-Tages. So verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit vermehrt. Kritiker bemängeln an dieser Stelle, dass damit auch der Druck auf Arbeitnehmer wächst und dies ein indirekter Aufruf zu unbezahlten Überstunden sein kann. Daher müssen Unternehmer klare Grenzen und Regeln aufstellen, um ihre Mitarbeiter vor Burnout und Überarbeitung zu schützen.
Flexible Arbeitskonzepte dank Digitalisierung
Doch nicht nur die Arbeitszeiten, auch die Arbeitsplätze gestalten sich zunehmend flexibler. Beim Konzept des Shared Desk beispielsweise ist die Zahl der Arbeitsplätze geringer als die Anzahl der Arbeitnehmer. Das bedeutet, dass jeder am Ende seines Arbeitstages den Platz wieder räumt und sich am nächsten Arbeitstag einen neuen Platz sucht. Laut Studien des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation stärkt eine flexible Bürostruktur die Produktivität der Mitarbeiter, da sie den Ort ihrer jeweiligen tagesaktuellen Arbeit entsprechend wählen können.
Zügel aus der Hand geben
Auch die herkömmliche Organisation in Abteilungen gilt als überholt. Nach dem New-Work-Ansatz stellen sich Teams interdisziplinär und je nach Projekt in unterschiedlicher Weise zusammen. So stehen die fachliche Kompetenz im Fokus und das, was jeder einzelne für das Projekt an Soft Skills einbringen kann. Da Konsens in den seltensten Fällen das beste Ergebnis erzeugt, entstehen so bessere Resultate als bei einem homogenen Team. Außerdem beinhaltet das Konzept New Work, dass sich die Verantwortung durch flache Hierarchien gleichmäßig auf das Team verteilt. Durch eigenverantwortliches Arbeiten steigt die Motivation vor allem bei hochqualifizierten Mitarbeitern. Führungskräfte nehmen dabei nicht mehr die leitende Funktion ein, sondern eher die Position eines Mentors. Führungskräften kann es mitunter schwerfallen, die Zügel aus der Hand zu geben und ihren Mitarbeitern den entsprechenden Freiraum und besonders das Vertrauen entgegenzubringen. Aber auch alteingesessenen Mitarbeitern können Veränderungen schwerfallen. Je nach Voraussetzungen kann es daher ratsam sein, das New-Work-Konzept schrittweise umzusetzen.
Zum Autor: Christian Rampelt ist Gründer und Geschäftsführer von dfind.com und verfügt über 12 Jahre Erfahrung in der Headhunting-Branche. dfind.com vermittelt Spezialisten, High Potentials und Führungskräfte mit dem Fokus auf Digitalisierung.