„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus …“. Würde man dieses spätromantische Frühlingsgedicht von Emanuel Geibel aus dem Jahr 1841 einer digitalen Transformation unterziehen, würde es wahrscheinlich so lauten: „Der Mai ist gekommen und der Marketing-Tech-Dschungel wird dichter“. Das ist weniger romantisch, aber es trifft den Kern.
Jedes Jahr im Mai werden auf chiefmartech.com die neusten Zahlen zum Marketing-Technologie-Markt veröffentlicht. Und jedes Jahr im Mai fällt die Zahl höher aus. In diesem Jahr haben Scott Brinker und Frans Riemersma weltweit 14.106 Marketing-Tech-Produkte gezählt. Das sind über 3.000 Lösungen mehr als noch im vergangenen Jahr – und es ist die zehnte Steigerung in Folge.
Zwang nach Performance und Effektivität
Zum einen spiegelt die Entwicklung die zunehmende Technologisierung und Digitalisierung der einst ausschließlich von Kreativität geprägten Branche wider. Immer mehr Lösungen sind verfügbar, um die Prozesse, die Zusammenarbeit, Auslieferungen, Kampagnen, Analysen, Kundenbeziehungen und das Marketing insgesamt zu optimieren. Die Möglichkeiten waren nie größer. Zum anderen steht diese Zahl sinnbildlich für den Zwang nach Performance und Effektivität, der längst Einzug gehalten hat. Immer mehr Tech-Firmen springen auf diesen Zug auf und erkennen die Needs der Marketer zwischen Anspruch und Budgetrahmen.
Technologien können helfen und sie sind nicht mehr aus dem Alltag der Marketing-Abteilungen wegzudenken. Insbesondere Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und bringt kontinuierlich neue Lösungen hervor. Bei dieser rasanten Fahrt am Puls der Zeit zu bleiben, ist nicht einfach. Die passenden Tools für die eigene Marketingziele auszuwählen, wird umso schwerer. Die gute Nachricht: Hat man sich für eine technische Lösung entschieden, scheint diese beständig zu sein – mit dem entsprechenden Support durch die Hersteller.
Nur 2,1 Prozent der im Jahr 2023 verfügbaren Tools sind vom Markt verschwunden. Das Wachstum beträgt hingegen 27,8 Prozent. Die beiden Autoren des Zahlenwerkes führen die Resilienz der Mar-Tech-Anwendungen darauf zurück, dass Software-as-a-Service-Unternehmen aufgrund niedriger Kosten für ihre Clouds wirtschaftlich problemlos jahrelang durchhalten können, selbst wenn ihr Kundenstamm übersichtlich bleibt. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht.
Schon gehört?
Audio hat mit Werbebetrug zu kämpfen. Jetzt hat DoubleVerify ein fortschrittliches Audio-Betrugsschema identifiziert und eingedämmt (FM Scam). Die Betrüger manipulierten dabei den Audioverkehr durch spezielle Server. Außerdem täuschen sie eine Vielzahl von Geräten vor, die typischerweise für das Abspielen von Audioinhalten genutzt werden und konnten so ihren ungültigen Traffic unauffällig unter echten Traffic mischen. Schätzungen von DoubleVerify zufolge waren mehr als 500.000 Geräte betroffen, darunter Smartphones, Tablets und Smart Speaker. Mithilfe einer Kombination aus KI-Technologie und manueller Überprüfung konnte man den Werbebetrug aufdecken. DoubleVerifys Fraud Lab neutralisiert seitdem kontinuierlich neue Varianten dieses Betrugsschemas.
Nicht nur Digital Audio ist ein gefragter Werbekanal, auch das Streaming erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Inzwischen ist der Anbietermarkt aber so groß und unübersichtlich geworden, dass 60 Prozent der Menschen in Deutschland sich durch die Angebotsvielfalt im Video on Demand (VoD)- und Streamingmarkt überfordert fühlen. Sie hätten lieber nur einen Anbieter, der sämtliche Inhalte abdeckt. Das ist ein Ergebnis des „Video on Demand Tracking 2023“-Reports, den Annalect dieser Tage veröffentlicht hat. Das auf technologie- und datengetriebenes Marketing spezialisierte Unternehmen kommt in seinem Report zu dem Schluss, dass der VoD- und Streaming-Markt jetzt an einem Scheideweg steht – auch in Bezug auf die Balance zwischen Werbung und Abo-Preis. Zwar würden 32 Prozent der Befragten lieber Werbung schauen, anstatt für die Inhalte zu bezahlen. Aber die Bereitschaft, für einen geringeren Preis eine kleine Menge Werbung zu sehen, ist gesunken – von 38 Prozent im Jahr 2022 auf 28 Prozent im vergangenen Jahr.
Übrigens: In der vergangenen Woche fand in Berlin das Greentech Festival statt. Es wurden grüne Tech-Lösungen aus unterschiedlichsten Bereichen präsentiert – vom Arbeitsschutz über nachhaltige Wasseraufbereitung und Landwirtschaft bis hin zu Antrieb und Transport. Grüne Marketing-Technologien waren jedoch nicht zu finden. Oder vielleicht „noch nicht“? Denn es tut sich was: Von der CO2-armen Medienproduktion über grüne Mediapläne und nachhaltige Auslieferungstechnologien bis hin zur Vermeidung von Ad Fraud – es gibt erste Anwendungsfälle von Green Tech im Marketing. Anwendungsfälle, die man nicht verstecken muss.
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!