Volkswagen will den geplanten Rückkauf von Europcar nutzen, um die französische Firma vom reinen Autovermieter zum Service-Netzwerk für die eigenen Angebote umzubauen. „Ein Autovermietungsunternehmen ist nicht unser Ziel“, sagte Konzernchef Herbert Diess am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr. „Wir wollen es zu einer neuen Mobilitätsplattform entwickeln.“
Das 1949 gegründete Unternehmen mit Sitz in Paris zählt zu den führenden Autovermietern in Europa. Europcar war bereits von 1999 bis 2006 ein Tochterunternehmen von VW. Eine erneute Übernahme mit Hilfe eines Konsortiums rückt nach einem ersten, gescheiterten Angebot näher. Die Franzosen hatten am Mittwochabend angekündigt, die nachgebesserte Offerte annehmen zu wollen.
Dienstleistungen rund ums Auto
Diess sagte, Europcar sei für VW „der beste Ausgangspunkt für eine künftige Mobilitätsplattform“: „Sie bringen viele grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse mit.“ Es gehe ihm jedoch nicht so sehr darum, das klassische Vermietgeschäft zu erweitern – sondern um die Schaffung eines integrierten Dienstleistungsangebots rund ums Auto.
Auch die eigenen Flottendienste und Carsharing sollten daher mit Europcar zusammengebracht werden, meinte der VW-Konzernchef: „Wir sollten in der Lage sein, unsere Aktivität zu integrieren und sehr bald zu konsolidieren.“
Übernahme bis Jahresende geplant
Der Autovermieter ist mit Marken wie Europcar und Interrent in weltweit 140 Ländern vertreten. Zum Unternehmen gehören seit 2017 auch der deutschen Autoverleiher Buchbinder und der spanische Anbieter Goldcar. In Deutschland betreibt Europcar nach eigenen Angaben 520 Standorte und eine Flotte von mehr als 40.000 Fahrzeugen.
Das weit verzweigte Netz der Europcar-Standorte dürfte nach Einschätzung von Branchenbeobachtern für VW auch im Rahmen des Ausbaus der Ladeinfrastruktur für Elektroautos interessant sein.
Bis zum Jahresende erhoffe man sich einen Abschluss des Deals. Diesem müssten Kartellbehörden noch zustimmen.
tht/dpa