Im Sturm, der den Konzern umtost, wird der Kunde zum engsten Verbündeten der Marke. „15 bis 20 Prozent der Kunden sind verärgert, aber 80 Prozent erweisen sich als loyal“, sagt Alan Brown, Vorsitzender der amerikanischen VW-Händlervereinigung. Fragt man bei amerikanischen VW-Verkäufer nach der aktuellen Kundennachfrage, sind diese nicht gerade besorgt. Die Verkäufe laufen gut – so der Tenor der meisten Angestellten.
Auch eine Umfrage der Beratungsfirma Prophet zeigt, dass der Kunde weiterhin Vertrauen in VW hat. Einen langfristigen Schaden für die Marke „Made in Germany“ durch die Affäre sieht die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) laut der Online-Umfrage nicht. „VW hat bei den Menschen über die Jahre ein hohes Markenguthaben aufgebaut. Dies wird durch den Abgas-Skandal nicht gleich auf einen Schlag aufgebraucht. Es findet zwar ein Vertrauensverlust statt, aber dieses Vertrauen lässt sich auch wieder zurückgewinnen“, bewertet Prophet-Partner Felix Stöckle die Ergebnisse der Umfrage. Die Menschen bezweifelten nicht, dass VW weiterhin technisch hervorragende Autos baue. Im aktuellen Skandal gehe daher wohl eher um das Fehlerhalten einzelner und die überholte Führungskultur des Unternehmens, sagt der Markenexperte.
600.000 Mitarbeiter beschäftigt Volkswagen, es ist der größte Autohersteller Europas, und hat hierzulande eine enorme sogar kulturelle Bedeutung. Knapp zwei Drittel der Befragten Bundesbürger seien der Meinung, dass Volkswagen immer noch hervorragende Autos baue, so die Untersuchung. Beinahe drei Viertel von ihnen können sich demnach sogar vorstellen, einen VW zu kaufen, wenn ihnen Auto und Angebot gefielen. Der Skandal sei bald vergessen, in einem Jahr rede niemand mehr über manipulierte Dieselmotoren, glauben 63 Prozent.
In die Offensive
Das Werbeverhalten des Volkswagen-Konzerns ist klar ausgerichtet: Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weiterarbeiten, weiter werben. Für den Touran leistet sich VW nun einen TV-Spot. In dem 30-Sekünder ertönt eine Coverversion des Songs „Born to be wild“.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=7&v=boeCzXk4Cv8
Außerdem schaltet das Unternehmen Anzeigen und Textanzeigen.
Mehr Transparenz
In der Textanzeige verspricht der VW-Konzern eine Runderneuerung: „Wenn an einem Auto etwas beschädigt ist, gehört es in eine Werkstatt. Und wenn ein Unternehmen einen Fehler gemacht hat, muss auch dieser behoben werden“, heißt es im Anzeigentext. Anders als in einer Werkstatt kümmerten sich bei Volkswagen aber nicht nur die Techniker um die Reparatur, „sondern ein ganzes Unternehmen“.