VW entschuldigt sich für Spot – „Rassistisches Werbevideo“

Rassismus-Vorwürfe gegen Volkswagen wegen eines Online-Werbeclips: Ein schwarzer Mann wird neben einem Golf durch die Gegend geschubst, animierte Buchstaben formen einen diskriminierenden Begriff. Was ging da schief? Der Konzern will die Hintergründe aufklären.
In dem umstrittenen Spot auf Instagram sollte eigentlich der neue Golf (Symbolbild) beworben werden. (© Volkswagen)

Nach heftiger Kritik an einem auf Instagram geposteten Werbespot für den neuen Golf hat sich Volkswagen für das Video entschuldigt. Die kurze Sequenz, die starke Reaktionen in den sozialen Netzwerken auslöste, zeigt einen schwarzen Mann, der von einer riesigen weißen Hand durchs Bild geschoben und anschließend in den Eingang eines Hauses geschnippt wird.

„Das Video ist grenzwertig und komplett rassistisch in seiner Wirkung“, sagte Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. „Ganz ohne Frage: Das Video ist falsch und geschmacklos“, erklärte auch das Unternehmen. Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann sprach von einem „rassistischen Werbevideo“, das jeden anständigen Menschen beleidige. „Wir schämen uns dafür und können es heute auch nicht erklären. Umso mehr werden wir dafür sorgen, dass wir diesen Vorgang aufklären.“ Die Ergebnisse und Konsequenzen der Untersuchung würden öffentlich gemacht.

Kritik auch von Niedersachsens Ministerpräsident

Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte: „Ich schäme mich für diesen Spot. Da spreche ich sicherlich für die ganze Belegschaft.“ Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nannte das Video „eindeutig rassistisch und menschenverachtend“. Es sei nicht zu verstehen, dass das „schockierende“ Video nicht vor Veröffentlichung gestoppt worden sei. „Dieses Thema wird sicher auch noch ein Nachspiel in den Gremien haben“, sagte der SPD-Politiker, der als Vertreter des Landes Niedersachsen im VW-Aufsichtsrat sitzt.

„Schon vor dem Hintergrund unserer eigenen Unternehmensgeschichte positioniert sich Volkswagen gegen jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung“, erklärten die Wolfsburger. Auch bei Twitter war der Clip zu sehen gewesen.

Der Spot war auf dem Instagram-Kanal des Autobauers und bei Twitter zu sehen. © Screenshot: absatzwirtschaft

Auch die verantwortliche Agentur entschuldigte sich. „Ich bin entsetzt und zutiefst betroffen, wie so etwas in unserem Verantwortungsbereich geschehen konnte“, sagte Tobias Pschorr, Geschäftsführer der Voltage OMC GmbH, am Donnerstag laut Mitteilung. Das Video entspreche in keiner Weise dem ethischen und moralischen Anspruch der Agentur und habe zurecht Empörung und Unverständnis ausgelöst. „Wir haben bereits begonnen, den gesamten Entstehungsprozess dieses Posts zu eruieren“, sagte Pschorr. „Sollte sich herausstellen, dass einer unserer Mitarbeiter oder ein Zulieferer vorsätzlich fremdenfeindliche oder rassistische Inhalte erstellt hat, wird dies zu einer sofortigen Kündigung und zu rechtlichen Maßnahmen führen.“ Alle Freigabeprozesse würden geprüft.

Betriebsrat fordert restlose Aufklärung

Della sagte, es sei erstaunlich, dass es die heftigen Reaktion in den sozialen Medien gebraucht habe, damit auch VW selbst das Video kritisch sehe. Eine erste Entschuldigung des Konzerns war zuvor auf Instagram verbreitet worden. „Wie ihr euch vorstellen könnt, sind wir überrascht und schockiert, dass unsere Instagram-Story derart missverstanden werden kann“, schrieb VW dort zunächst. Dies war stellenweise nochmals auf Kritik gestoßen. Ein Nutzer schrieb: „Alles also nur eingebildet und ein Missverständnis? Sorry, aber den Rassismus bilden wir uns nicht ein.“

Volkswagen präzisierte daraufhin seine Entschuldigung. Das Unternehmen betonte außerdem: „Viele Initiativen im Unternehmen und in unserer weltweiten Belegschaft fördern Vielfalt, Integration und eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit.“ Das sei begrüßenswert, so Della, aber entschuldige nicht das Video. Der Clip zeige, dass VW sich nicht nur mit Diversity, sondern auch ganz konkret mit Rassismus und damit, wie Bilder wirkten, auseinandersetzen müsse. „Dann wäre das auch den Leuten bei VW aufgefallen, dass es nicht okay ist, eine schwarze Person durch die Gegend zu schubsen.“

Die Mitarbeitervertretung verlange nun eine vollständige Aufklärung darüber, wer für die Insta-Story verantwortlich ist. „Der Vorfall muss jetzt restlos aufgeklärt werden“, sagte Osterloh. „Der Betriebsrat wird nicht zulassen, dass die Verantwortung für diesen Vorfall dauerhaft vom Top-Management nach unten abgeschoben wird.“

tht/dpa