Eigentlich können die Zeitschriftenverleger mit sich zufrieden sein. Der VDZ meldete für das vergangene Jahr ein Anzeigenplus von 14,9 Prozent. Allerdings stiegen die Verkaufsauflagen nur selten mit, das heißt die Werbungtreibenden sind aufgrund des Kostendrucks im Fernsehen in den letzten Monaten verstärkt auf Print und Hörfunk umgestiegen.
Trotzdem herrscht in den Verlagen nur verhaltene Freude, auch hier ist klar, dass das Werbejahr 2000 eine Art Sonderkonjunktur hatte. Erste Anzeichen zeigen sich bereits bei den zögerlichen Vorbuchungen im Januar und Februar. Die Verleger antworten nun auf die Anforderungen im neuen Jahr mit vielschichtigen Titelkonzepten, der Run auf die Leser und Leserinnen ist neu eröffnet.
Zielgruppe Männer vielfältig wie nie zuvor
Die langsam anrollende Werbekonjunktur betrifft sowohl die Wirtschaftspresse, die in diesem Jahr auf manchen IPO verzichten muß (Capital verzeichnete ein Anzeigenplus von 78,7 Prozent, die Wirtschaftswoche von 21,5 Prozent, Börse Online 35,9 Prozent). Die schwächelnde Werbefront betrifft auch die Internet- und Online-Zeitschriften, die ebenfalls in den vergangenen Monate mit zweistelligen Zuwachsraten glänzen konnten. Dabei ergeben sich interessante Planungsspiele im Hinblick auf die Zielgruppe Männer. Hier stehen einerseits neue Titel wie FHM, GQ oder der relaunchte Max auf dem Parkett, um prestige-trächtige Werbekampagnen zu tragen. Gleichzeitig muss die Sportpresse angesichts der neuen Allianzen im Fernsehen und Internet Terrain gut machen.
Neue Perspektiven bei Frauentiteln
Neue Perspektiven ergeben sich außerdem bei den Frauenmagazinen. Einerseits starteten in den vergangenen Wochen auch hier neue Fitness- und Wellness-Blätter (Wellfit, Vida), andererseits kamen neue Lifestyle-Formate hinzu. Nach dem Erfolg von Bunte, Gala, Instyle und Living at Home bringt der Condé Nast-Verlag nun das ultimative „Glamour“-Heft für den Dumping-preis von zwei Mark an den Kiosk. Die Welt der Schönen und Reichen als Gegenpart zum Container-Alltag soll mehr Farbe in die Bude bringen. Nachdem das Business-Experiment mit Vivian gescheitert ist, sollen außerdem neue Online-Offline-Angebote den Frauen bei Kind, Körper, Karriere und Konsum helfen.
Bleibt abzuwarten, welche Zeitschriften in einem Jahr noch am Markt bestehen. Der Platz am Kiosk wird enger, doch die Käuferschichten werden breiter. Dementsprechend werden die Marktausweitungen der Verlage den Mediaplanern noch viel Arbeit machen.
Autoren: Nick Vest, Philipp Fleischmann, Unternehmen Motor-Presse-Verlag GmbH & Co. KG
eingestellt am 15. Juni 2001