Die Vorratshaltung von Lebensmitteln hat der GfK Verein aktuell zu seinem Fokusthema gemacht und verweist auf Stuttgarter Wissenschaftler, die im Jahr 2012 medienwirksam zeigten, dass statistisch gesehen jeder Deutsche rund 80 Kilo Lebensmittel pro Jahr auf den Müll wirft. Die Menschen hätten seitdem aber offenbar immer mehr Skrupel, Nahrungsmittel zu entsorgen anstatt sie zu essen. Weniger einkaufen sei dabei ein Mittel, den Müllberg zu verkleinern. Auch würden Angebote wie die Online-Plattform www.foodsharing.de genutzt, auf der Privatleute, Händler und Produzenten seit 2012 überschüssige Lebensmittel kostenlos anbieten.
Einkommen spielt keine Rolle
Welche Einstellung Konsumenten zur Vorratshaltung von Lebensmitteln haben, hängt unter anderem von Alter und Haushaltsgröße ab: Ältere Befragte sind häufiger bewusste Vorratsreduzierer. Während Haushaltsführer, die jünger als 40 Jahre sind, nur zu 47 Prozent und 40 bis 59-Jährige zu 48 Prozent angeben, beim Lebensmittelkauf vorsätzlich nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ zu handeln, sind es bei der Generation „60 plus“ 58 Prozent. In Familien mit drei und mehr Personen fällt die Zahl der Reduzierer mit 41 Prozent am geringsten aus. Bei den Zwei-Personen-Haushalten üben sich 53 Prozent in Zurückhaltung. Und wer allein lebt, achtet am häufigsten darauf, nur das zu kaufen, was er auch rechtzeitig verbraucht (56 Prozent).
Monetäre Motive spielen nach Informationen des GfK Vereins eine untergeordnete Rolle beim Umgang mit Lebensmittelreserven. Die eigene – subjektiv wahrgenommene – wirtschaftliche Lage zeigt keine Unterschiede zwischen Vorratshaltern und Vorratsreduzierern. Stattdessen sind letztere sogar etwas weniger preisbewusst und lassen sich auch seltener von günstigen Angeboten zum Mehrkauf verleiten.
Umweltschutz und Bio im Fokus
Was aber veranlasst die Konsumenten dazu, weniger Lebensmittel auf Vorrat zu kaufen? Das Hauptmotiv sei offensichtlich „nachhaltigeres Konsumieren“. Vorratsreduzierer achteten stärker auf den schonenden Umgang mit Ressourcen und seien häufiger Bio-Fans als die Verbraucher, die einem Verringern ihrer Lebensmittelreserven explizit nicht zustimmten.
Die Vorratsreduzierer verwenden laut Studie ausdrücklich weniger umweltschädliche Produkte im Haushalt, geben mehr Geld für „grüne“ Verpackungen aus oder waschen extra energiesparend bei niedrigen Temperaturen. Sie achten zudem häufiger auf die verschiedenen Nachhaltigkeits-Siegel und kaufen bevorzugt „Bio“, auch weil sie so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Und mit Blick auf die Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelproduktion greifen sie öfter zu fair erzeugten und gehandelten Produkten.
All das lassen sie sich die Vorratsreduzierer auch etwas kosten, denn sie sind häufiger bereit, für Ware in Bio-Qualität und mit Fairtrade-Etikett tiefer ins Portemonnaie zu greifen als die Vergleichsgruppe ohne Vorratsreduzierung. Schließlich bekennen drei Viertel der Vorratsreduzierer ganz grundsätzlich, dass ihnen der Schutz der Umwelt wichtiger ist als ein weiteres Wachstum der Wirtschaft – das sind acht Prozentpunkte mehr als in der Vergleichsgruppe.
(GfK Verein/asc)