Die Schweiz ist das Uhrenland schlechthin, wie schon ein kurzer Blick in diverse Statista-Daten belegt:
- Die Schweiz ist mit einem Exportwert von 18,2 Milliarden US-Dollar wertmäßig der größte Uhrenexporteur der Welt, gefolgt von Hongkong und China.
- Im Jahr 2020 befassten sich insgesamt 66 Betriebe in der Branche mit der Fertigung von Rohwerken und mechanischen Quarzuhren, in der Branche sind 57.550 Mitarbeiter*innen beschäftigt.
- Im Jahr 2020 verzeichnete Rolex einen globalen Marktanteil am Einzelhandelsumsatz mit Luxusuhren von 24,9 Prozent und ist damit der Marktführer unter den Luxusuhrenmarken. Mit deutlichen Abständen auf Platz zwei und drei liegen Omega und Cartier bei Marktanteilen von 8,8 beziehungsweise 6,7 Prozent.
Corona beschert Uhrenbranche Rückgänge
Doch vor allem 2020 war coronabedingt ein schwieriges Jahr für die Schweizer Uhrenindustrie. Im Zuge des Lockdowns ging der internationale Tourismus drastisch zurück, das stationäre Geschäft brach ein und die Exporte fielen um 22 Prozent auf nur noch knapp 17 Milliarden Franken. „Der April 2020 war mit einem Minus von 81,3 Prozent der wahrscheinlich düsterste Monat, den die Branche je erlebt hat“, schrieb das „Handelsblatt“.
Wie ticken die Uhrenmarken digital?
In diversen Branchen schossen im Zuge der Corona-Lockdowns die Online-Umsätze in die Höhe. Wie eine aktuelle Analyse von Web-Netz nun ergab, hat jedoch die Uhrenbranche in den Bereichen Online-Performance und Social Media noch etwas Nachholbedarf.
Die Online-Marketing-Agentur hat unter anderem erhoben, auf welchen Kanälen die Schweizer Marken — mehr oder weniger – erfolgreich agieren. Eine Erkenntnis: Nur 14 von 20 Marken haben einen eigenen Onlineshop.
Bulgari Engagement-Sieger bei Instagram
Bei den einzelnen Social-Media-Plattformen, die die Uhrenmarken bespielen, zeigen sich bei der Auswahl der Kanäle viele Parallelen. Allerdings weisen die Follower*innen- und Engagement-Werte ein großes Gefälle auf – wie die Werte bei Instagram beispielhaft zeigen. Bei der Zahl der Follower*innen dominiert unangefochten das Trio Bulgari (11,1 Millionen), Cartier (11,2 Millionen) und Rolex (12,2 Millionen). Dahinter klafft zu Hublot mit 5,4 Millionen Follower*innen eine große Lücke.
Beim Engagement-Vergleich des führenden Follower*innen-Trios auf Instagram geht dagegen Bulgari mit einem Wert von 0,59 als Sieger hervor – gefolgt von Rolex (0,37), während Cartier (0,21) sogar gänzlich den Sprung in die Top10 verfehlt. Ein fast um das Dreifache schwächerer Wert für Cartier im Vergleich zu der nach Follower*innen fast gleich starken Marke Bulgari deutet auf großes Content-Optimierungspotenzial bei Cartier hin.
An der Spitze des Engagement-Rankings stehen derweil die Marken Jaeger Le Coultre und Vacheron Constantin. Allerdings verdeutlichen deren relativ geringe Follower*innenzahlen, die außerhalb des Top10-Rankings bei 1,2 Millionen (Jaeger Le Coultre) und 749.000 (Vacheron Constantin) liegen, noch einmal mehr, dass Bulgari mit einer mehr als zehnfach höheren Follower*innenzahl mit Abstand das beste Engagement-Ergebnis bei Instagram erzielt.
Fünf deutsche Marken erreichen relevante Reichweite bei Instagram
Bei den deutschen Uhrenmarken erzielt dagegen nur ein Quintett nennenswerte Follower*innenzahlen auf Instagram: Neben dem Reichweiten-Sieger Montblanc (1,6 Millionen) ist A. Lange & Söhne mit 450.000 Follower*innen zu nennen – dahinter liegen die Marken Nomos, Sinn Spezialuhren und Glashütte Original, die jeweils immerhin die Marke von 200.000 Follower*innen knacken.
Montblanc befindet sich damit auf Instagram auf Augenhöhe mit den Schweizer Top10-Schlusslichtern IWC und Richard Mille.
Sieben der zehn wichtigsten deutschen Uhrenhersteller führen im Übrigen einen eigenen Onlineshop: Junghans, Junkers, Meistersinger, Montblanc, Mühle, Nomos und Sinn. Die Marke P. Nitzsche vertreibt ihre Produkte dagegen über die Plattform Watchmaster, während A. Lange & Söhne sowie Glashütte Original bis dato noch gänzlich auf einen eigenen Onlineshop verzichten.
Page Speed: Sinn Spezialuhren hängt Rolex ab
Im Rahmen der Analyse hat Web-Netz zudem die Ladegeschwindigkeiten der Websites der Uhrenmarken unter die Lupe genommen. Denn diese haben als offizieller Google-Rankingfaktor fundamentale Bedeutung für das E-Commerce (Anm. d. Red.: Der Page Speed-Wert LCP misst den Zeitraum, der zum Laden des größten Content Blocks benötigt wird.).
Studien zufolge bewirkt laut Web-Netz bereits eine Seitenaufrufzeit von bis zu drei Sekunden eine Absprungrate von etwa 30 Prozent. Allerdings: Außer bei Sinn Spezialuhren aus Frankfurt blieb bei vielen Stichproben, die im Rahmen der Erhebungen gemacht wurden, keine Uhrenmarke unter drei Sekunden. Sinn Spezialuhren sticht dabei nicht nur im innerdeutschen Vergleich heraus, sondern auch im Quervergleich mit den Schweizer Luxus-Uhrenmarken. So hängt Sinn laut Web-Netz-Analyse sogar Rolex bei der Ladegeschwindigkeit der Website ab.
„Von einer schnellen und visuell stabilen Darstellung der Website profitiert die Marke mit mehr Conversions und kann somit direkt auch mehr Umsatz sowie eine stärkeren Kund*innenbindung erzielen. Umso erstaunlicher, dass bei fast allen Uhrenmarken das adäquate Timing noch nicht optimal stimmt“, sagt SEO-Experte Jan Henrik Köhler von Web-Netz.
Fazit
„Um im E-Commerce uptodate aufgestellt zu sein, haben viele Uhrenmarken noch erheblichen Optimierungsbedarf“, sagt Patrick Pietruck. „Ohne ein professionalisiertes Suchmaschinenmarketing drohen potenzielle Onlineshopper an der virtuellen Ladentür der Webshops auf dem Absatz kehrtzumachen“, so der CEO von Web-Netz.
Darüber hinaus gelte es, „die Social-Media-Kommunikation zielführend mit einer Content-Strategie und Social Media Marketing aufzuladen, damit auf den sozialen Netzwerken das Transferpotenzial genutzt werden kann, den User Traffic auf die Website und in den Onlineshop zu lotsen“.
Die komplette Analyse von Web-Netz mit vielen weiteren KPI-Erhebungen zu Uhrenmarken aus Deutschland und der Schweiz finden Sie hier.