„Ich hole mir noch schnell etwas zu trinken, aber erzähl mir doch erstmal etwas über dich. Meine Kopfhörer habe ich drin, also ich höre dich.” Mit diesen Worten begrüßt mich Benjamin Diedering im Call für das Interview. Sein Interesse ist ehrlich, das zeigt nicht nur die Aufforderung zu Beginn, sondern auch die Tatsache, dass er eine halbe Stunde lang zuhört und Fragen stellt, als wir über Jobs und die Medienbranche diskutieren und erst dann zum eigentlichen Interview kommen. Diedering ist gerade in seiner Wohnung in Los Angeles – sein Traum ist in Erfüllung gegangen und knüpft an viele weitere an.
Begonnen hat Diedering als Partyfotograf in der Nähe von Leipzig. „Man hat immer viele Menschen kennengelernt und hatte immer einen Grund, auf den Partys dabei zu sein“, erzählt er. Die Aufträge waren damals vergleichsweise schlecht oder gar nicht bezahlt, aber er konnte Erfahrungen als Fotograf sammeln, sein Netzwerk aufbauen und stetig erweitern. „Dass das eigentlich die Bezahlung war und im Grund genommen unbezahlbar ist, habe ich erst viel später realisiert”, sagt er. Zu dieser Zeit war es noch üblich, dass die Fotos erst einige Tage nach der Party online waren. Das war bei großen Veranstaltungen ähnlich – und für Diedering zu langsam. Also beschloss er, das kurzerhand zu ändern.
Wenn aus einem Auftrag ein neuer Ansatz wird
Er erinnert sich an seinen ersten Auftrag für BMW: „Ich war damals für den Kunden in Lissabon und eigentlich dafür beauftragt, den Messestand zu fotografieren. Das war relativ simpel und schnell erledigt. Also haben wir uns dann kurzerhand den i8 geschnappt, sind in die Stadt auf einen großen Platz gefahren, haben das Auto dort ohne Genehmigung abgestellt und ein paar Fotos gemacht.” Die habe er direkt bearbeitet und übers Handy schon mal eine Auswahl geschickt. Das Team von BMW sei ziemlich beeindruckt davon gewesen. „Sie kamen danach auf mich zu, um mir zu sagen, dass sie weiterhin mit mir und BDX Media zusammenarbeiten möchten“, erinnert sich Diedering.
Sein disruptiver Ansatz hat sich gelohnt, denn auch heute zählt er BMW noch zu den Kunden seiner Agentur, die er 2014 gegründet hat. „Es reicht aber nicht, nur einmal gut abzuliefern. Man muss einfach immer weiter neue Projekte machen und alles geben”, sagt er. Mittlerweile hat er bereits mit Marken wie DHL, Louis Vuitton, OMR, RB Leipzig und vielen weiteren gearbeitet. Er wollte BDX Media aufs nächste Level bringen oder wie er sagt: „Irgendwann soll BDX Standorte weltweit haben.“ Der nächste logische Step für ihn war deshalb, ein Office in Los Angeles zu öffnen, wo er mittlerweile ebenfalls Kunden für sich gewonnen hat.
Den Traum, in Los Angeles zu wohnen, hat Diedering schon lange. Er war vor ein paar Jahren bei Freund*innen, die unweit seiner aktuellen Wohnung wohnen, und hat dort zu seiner heutigen Frau Laura gesagt, irgendwann sollten sie hierher ziehen. Daraus wurde Wirklichkeit.
Der Preis für große Träume
Im letzten Jahr hat er die Corporation in den USA gegründet. Der Aufwand dahinter sei enorm groß gewesen und er habe insgesamt etwa 150.000 Dollar in die Gründungsabwicklung und den Aufbau investiert. „Es ist den Amis wichtig, wenn du ein Investoren-Visum und all die entsprechenden Freiheiten möchtest, dass es nicht nur eine lose Idee ist, sondern einen Mehrwert zu bietet.“ Das könne beispielsweise dadurch passieren, indem man Amerikaner*innen anstellt und Geld von ausländischen Firmen ins Land bringt.
Die Überzeugung, dass sein Business erfolgreich wird, hat Diedering nicht nur aufgrund seines Netzwerks, sondern vor allem wegen seiner Erfahrung. „Für Marken ist es extrem aufwendig und mit hohen Kosten verbunden, Teams für Produktionen in die USA zu schicken. Das können wir nun vor Ort alles abdecken“, erklärt er.
Seine beiden Stärken seien das Netzwerken und das disruptive Denken. Zuletzt hat er das bewiesen, als er ein eigenes Coachella-Side-Event organisiert hat. „Wir haben dafür einfach die Dachterrasse hier im Haus angemietet, Tobi Holzweiler aus unserer Company war der DJ, die Anlage haben wir von einem Kumpel ausgeliehen, meine Frau Laura hat Drinks gemixt und wir haben einfach alle deutschen Creator eingeladen, die hier waren. Dazu auch noch ein paar Marketing-Leute aus LA, ein paar Kunden, die wir schon hier haben.“
Das Ziel dahinter war, größtmögliche Reichweite zu erzielen. Mit Erfolg. Das lässt sich daran messen, dass die Veranstaltung laut Diedering etwa 2000 Dollar gekostet habe und sich der Return in 3,2 Millionen Media-Impressions und einem Media-Value von 70.000 Dollar messen lässt. „Natürlich war es jede Menge harte Arbeit und auch viel Netzwerk, das wir aktivieren mussten, aber es hat sich gelohnt. Mein Tipp an dieser Stelle ist: Schreibe jede fucking Einladung personalisiert und nicht per Mailverteiler“, rät Diedering.
Vom Podcast zur Modekollektion
Laut seinen eigenen Aussagen steht er noch ganz am Anfang. In diesem Jahr möchte er eine Modekollektion launchen, die sich von seinem gleichnamigen Podcast „New Trend Society“ ableitet. Dabei betont er, dass es keine random Kollektion sein soll, sondern vielmehr eine Brand etabliert, die in Zukunft noch weiter gedacht wird. Er denkt auch über einen Club und weitere mögliche Standorte nach. Hier soll es auch im weitesten Sinne darum gehen, Menschen zu vereinen. Mehr möchte er allerdings noch nicht verraten, da er all seine Ideen erst noch in Form bringen will.
Benjamin Diedering baut also sein gesamtes Business auf seinem wohl größten Talent auf: Leute zusammenzubringen. Und genauso möchte er auch gesehen werden: als Marketing-Visionär, der Menschen connected.