Gewohnt polemisch ruft die Deutsche Umwelthilfe (DUH) noch bis zum 12. September zur Abstimmung über die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ auf. Wer die meisten Stimmen erhält, bekommt den „Goldenen Geier 2022“. 1200 Nominierungen habe man erhalten, sechs Finalisten schließlich ausgewählt. Die der Werbelüge bezichtigten Unternehmen sind diesmal Shell, Edeka, Lufthansa, Volvic, McDonalds und Hello Fresh.
Den Goldenen Geier gibt es, heißt es auf der Website, weil Unternehmen „dreistes Greenwashing“ betreiben, „mit schmutzigen Produkten hohe Gewinne erzielen“ und dabei Verbraucher*innen „abzocken“. Drunter macht es die Deutsche Umwelthilfe nicht, und man wünschte sich eine gewisse verbale Abrüstung. Allerdings hätte sich zum Beispiel der Mineralölkonzern Shell besser vorher überlegt, ob er wirklich für „klimaneutrales Tanken“ (echt jetzt?) wirbt. Über die Relevanz solcher Schmähpreise lässt sich diskutieren – gut fürs Image und für das Vertrauen der Menschen in Marken und Unternehmen sind sie aber keinesfalls.
Alles fliegt auf – immer
Gleiches gilt für den Spott, den Mercedes vergangene Woche für eine in Mexiko gelaufene Kampagne über sich ergehen lassen musste. Anlässlich des Earth Day im April 2022 hatte der Autobauer – der den Löwenanteil seines Geldes mit sehr großen Wagen mit sehr großen Verbrennermotoren verdient – für seine E-Modelle geworben. Claim: „Nature or nothing“. Jetzt gibt es eine Parodie darauf. Die Hintergründe haben aufs Feinste die Kolleg*innen von The Drum aufgeschrieben.
Ihr Resümee: „Greenwashing continues to be a significant problem in the advertising industry. A recent European Commission report revealed 42% of companies’ green claims are exaggerated, false or deceptive.“ Dabei müsste doch inzwischen allen Unternehmen klar sein, dass in puncto Greenwashing von der vorsätzlichen Lüge bis hin zur dummen Gedankenlosigkeit alles – wirklich alles, und auch wenn es weit weg passiert – früher oder später auffliegt.
Produkte aus Umweltschmutz
Schauen wir also mal, ob die Produktinnovation aus dem Hause On – Sie wissen schon: die sehr hippen Schweizer Laufschuhe – langfristig hält, was sie verspricht. Die Marke will „CO2-Emissionen in Laufschuhe verwandeln“ und zieht dafür alle Register eines modernen Innovationsprozesses – von Kollaboration bis KI. Das Ergebnis ist, mal arg verkürzt, ein aus Kohlenstoffemissionen gewonnener Rohstoff, der für die Produktion der Schuhe genutzt wird.
Jennifer Holmgren, CEO des Kooperationspartners LanzaTech, sagt: „Wenn es gelingt, die Umweltverschmutzung in Produkte zu verwandeln, werden eines Tages all die Dinge des täglichen Bedarfs aus recycelten Kohlenstoffen bestehen. Wir freuen uns, gemeinsam mit On und Borealis auf dieser Mission unterwegs zu sein und die CO2-Emissionskurve nach unten zu drücken. Wir wollen dafür sorgen, dass der Himmel blau bleibt und eine nachhaltige Zukunft für alle schaffen.“
Das ist super und wir wünschen On und uns allen, dass es klappt. Wenn das Produktversprechen doch zu vollmundig sein sollte, finden wir es über kurz oder lang auf einem Geier-Preis-Ranking wieder, siehe oben.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!