Man liest und staunt, was in Frankreich alles flugs über die Bühne geht: Paris wird 500 weitere Straßen autofrei machen und begrünen. Legitimiert ist das von einer Bürgerbefragung mit Minimalbeteiligung, aber das Ergebnis zählt. Frankreich ist auch das erste Land der EU, in dem – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit – ein Gesetz gegen die Auswüchse von Ultra-Fast-Fashion á la Shein und Temu in Kraft treten wird. Und damit noch nicht genug.
Im Februar verabschiedete die französische Nationalversammlung ein Gesetz, das die Herstellung, den Import, den Export und den Verkauf bestimmter Produkte mit den hoch schädlichen Ewigkeitschemikalien PFAS verbietet. Ab dem 1. Januar 2026 wird es für Kosmetika, Skiwachse sowie Bekleidung und Schuhe gelten. Für alle anderen Textilien wird das Verbot ab 2030 wirksam. Recherchiert man zum Stand der Dinge in Deutschland und der EU, ist von „intensiven Diskussionen und Regulierungsbestrebungen“ die Rede, die Details erspare ich Ihnen.
Fleischliche Genüsse?
Ebenfalls in Frankreich fiel ein Gerichtsurteil, das die Marketingabteilung von Beyond Meat unter Stress setzen dürfte: Laut dem Branchenmedium „Top Agrar“ darf Beyond Meat in seiner Werbung und Verbraucherkommunikation keine irreführenden Aussagen mehr tätigen. Das heißt in diesem Fall: Das US-amerikanische Fleischersatz-Unternehmen darf in Zusammenhang mit seinen Produkten nicht mehr von Fleisch sprechen und muss das Logo mit der grünen Kuh von allen Verpackungen verbannen, deren Inhalte weder Fleisch noch Milch enthalten. Ups. Auch wenn man kein Fan von Schlachthöfen ist: dieses Urteil leuchtet ein.
Neues von den Proteinen
Wo wir gerade bei Schlachthöfen sind – da tut sich mitunter Erstaunliches: Zur Mühlen, eine Tochter von Deutschlands prominentestem, wenn auch nicht beliebtestem Schlachtimperium Tönnies, ist an Nosh Bio beteiligt, einem Food-Tech-Start-up, das Fleischersatz aus Pilz-Protein herstellt. Die ganze interessante Geschichte über Nosh Bio, seine Investoren und die Marktchancen von japanischen Koji-Pilzen, die sich in Bierkesseln zur Fleischalternative verwandeln, lesen Sie im “Handelsblatt“.
Ein Grund, warum ausgerechnet die Fleischindustrie in Fleischersatz investiert, dürfte die neue Sortimentspolitik der Supermärkte sein. Gerade erst kündigte Rewe-Group-Managerin Emilie Bourgoin im Interview mit der „Lebensmittel Zeitung“ eine eigene „Proteinstrategie“ an. Der Konzern bekennt sich zur “Planetary Health Diet“, die angesichts der wachsenden Weltbevölkerung für eine Ernährung mit weniger tierischen Proteinen eintritt. Nun werden die Sortimente von Rewe, Penny und Billa auf den Prüfstand gestellt, außerdem investiert die Rewe Group in Food-Tech-Start-ups, sie stellt ihnen Regalplätze zur Verfügung und sie will das Thema Ernährung kommunikativ pushen. Rewe folgt mit dieser Initiative dem Konkurrenten Lidl, der bereits im Januar dieses Jahres eine entsprechende Sortimentsausrichtung verkündete.
Overtourism mal ganz anders
Zum guten Schluss noch ein bisschen Klatsch, gepaart mit einer krassen neuen Form des Overtourism: Amazon-Gründer Jeff Bezos und seine Verlobte Lauren Sánchez wollen in Venedig heiraten. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ soll ein venezianischer Beamter gesagt haben: „Das wird so groß wie ein G-7-Gipfel.“ Der Bürgermeister erwartet eine „millionenschwere wirtschaftliche Auswirkung auf Venedig“. Ob man der schönen Lagunenstadt das wünschen soll?
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!